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Tore in der Wüste

Tore in der Wüste

Titel: Tore in der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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diesen Grenzpunkt erreichte und das Rennen gewann, dann würde ihn das noch unglücklicher machen. Und da er nicht bereit war zu glauben, daß ich keinerlei weitere Informationen, hinter denen er her war, zu verkünden hatte, nahm er wohl an, ich verfüge noch über einen großen Vorrat an Kraftreserven, den ich seinen Torturen entgegenhalten konnte. Ich nehme an, er entschied sich lediglich dafür, langsam vorzugehen und sich alle härteren Methoden für später aufzuheben. Im Augenblick konnte mir das nur recht sein.
    Ich möchte lediglich einen ihrer Kniffs verraten – sie beschlossen nämlich, mich der Sonne auszusetzen: „Legen wir ihn ins grelle Sonnenlicht und warten wir, bis er sich in einen Spießbraten verwandelt.“ Es folgten mehrere stumme Sekunden, in denen er auf eine Antwort meinerseits wartete. Sie schien ihn nicht zu befriedigen, denn wenig später banden sie mich am Boden fest und kehrten dann in den Schatten meines Zeltes zurück.
    Nur gelegentlich kamen sie einmal herüber, um mich an einer Bierwerbung im Radio teilhaben zu lassen.
    Soviel zum Nachmittag. Später kamen sie dann zu dem Entschluß, eine Nacht mit Sand, Wind und Sternen sei ebenfalls nötig, um mich gesprächig zu machen. Also holten sie Schlafsäcke und warme Mahlzeiten aus ihrem Fahrzeug und entfachten ein Lagerfeuer. Wenn sie geglaubt hatten, der Geruch ihres Bratens würde mich hungrig machen, dann hatten sie sich getäuscht. Mir wurde lediglich sterbenselend davon.
    Ich sah zu, wie der Tag westwärts wanderte. Der Mann im Mond stand Kopf.
     
    Wie lange ich bewußtlos gewesen war, wußte ich nicht. Vom Lager hörte ich keine Geräusche und ich sah auch kein Licht aus dieser Richtung. Der Wombat hatte sich zu meiner Rechten niedergelassen, wo er saß und leise, rhythmische Geräusche von sich gab. Er hatte sich teilweise gegen meinen Arm gelehnt, und ich spürte seine Bewegungen, seinen Atem.
    Noch immer wußte ich weder den Namen meiner Inquisitoren noch eine einzige neue Tatsache, was des Objektes ihrer Befragung, den Sternstein, anging. Nicht daß es eine große Rolle gespielt hätte, höchstens in einem rein akademischen Sinne. Nicht an diesem Punkt der Geschehnisse. Ich war von meinem baldigen Ableben fest überzeugt. Die Nacht hatte eine entsetzliche Kälte mit sich gebracht, und was die nicht erledigte, das würden meine Peiniger dann am folgenden Tag erledigen, dachte ich.
    Ich erinnerte mich an eine Vorlesung über physiologische Psychologie, in der ich gelernt hatte, daß wir keinen absoluten Eindruck von unseren Sinnesorganen bekommen, sondern nur das Maß der Veränderungen. Nur deshalb konnten die Japaner es in ihren heißen Bädern aushalten, und auch ich konnte, wenn ich still lag, die Kälte verdrängen. Aber das war mehr eine Frage des Komforts als des Überlebens. Während vorerst die Erleichterung fast den gesamten Teil meines Denkens bestimmte, kümmerte ich mich doch im Hinterkopf auch um mein längerfristiges Schicksal. Ich setzte keinen roten Heller auf mein Leben, denn meine Peiniger waren übermächtig – eine andere Art auszudrücken, daß ich selbst schwach und verweichlicht war, daran war nicht zu rütteln.
    Es gibt da eine rhythmische Atemtechnik, bei der es mir im Yoga-Kurs immer warm geworden war. Ich probierte sie aus, doch der Atem rasselte lediglich kalt in meinen Lungen. Ich mußte husten und keuchen.
    Der Wombat fuhr herum und sprang auf meine Brust. Ich schrie auf, um sofort mit meiner linken Hand nach seinem Nacken zu greifen, und erst da fiel mir wieder ein, daß sie ja gefesselt gewesen war. Der Wombat fingerte mit seiner Pfote nach meinem Mund, kratzte mich.
    Das Tier klammerte sich mit seinen drei anderen Klauen an mir fest, brachte mich mit der vierten zum Schweigen und flüsterte heiser: „Sie komplizieren die Lage gefährlich, Mister Cassidy. Lassen Sie sofort meinen Nacken los und beruhigen Sie sich.“
    Ganz offensichtlich war ich schon im Delirium. Aber ein gewisser Komfort innerhalb des Rahmens meines Deliriums schien mir wünschenswert, daher ließ ich seinen Nacken los und nickte. Er zog seine Pfote zurück.
    „Ausgezeichnet“, sagte er. „Ihre Füße sind bereits frei, ich muß nur noch Ihre rechte Hand befreien, dann können wir gehen.“
    „Gehen?“
    „Psssst!“ sagte er und bewegte sich wieder nach rechts.
    Also psssstete ich, während er sich an meinen Fesseln zu schaffen machte. Es war die interessanteste Halluzination, die ich jemals gehabt hatte. Ich suchte

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