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Tore in der Wüste

Tore in der Wüste

Titel: Tore in der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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Aber an der ganzen Sache mußte mehr sein. Sogar Charv und Ragma argwöhnten bereits die Existenz meines übernatürlichen Gesprächspartners. Ich fühlte ein seltsames Drängen, den Wunsch, das, was unbedingt getan werden mußte, so schnell wie möglich zu tun, bevor die Außerirdischen den Plan durchschauten wie er auch immer aussehen mochte. Ich war sicher, sie würden sich in unsere Kommunikation einmischen, wenn nicht gar versuchen, sie zu unterbinden.
    Wie viele mochten es wohl sein, die mich belagerten und beobachteten? Wo waren Zeemeister und Buckler? Was führten Charv und Ragma im Schilde? Wer war der Mann im dunklen Mantel, den Merimee gesehen hatte? Welche Rolle spielte der Mann vom Innenministerium? Da ich auf keine der Fragen eine Antwort wußte, beschloß ich, meine weiteren Unternehmungen selbst zu planen und dabei immer mit dem Schlimmsten zu rechnen. Selbstverständlich würde ich nicht in meine Wohnung zurückgehen. Auch Hals Wohnung schien mir zu risikoreich, nach allem, was er erzählt hatte. Ralph Warp konnte mich wahrscheinlich für eine gewisse Zeit bei sich aufnehmen, überlegte ich. Schließlich war ich ja auch zur Hälfte an Woof & Warp, seinem Kunstlädchen, beteiligt; früher hatte ich sogar dort im Hinterzimmer gehaust. Ja, das würde ich tun.
    Die Geister der Vergangenheit fielen plötzlich wie Lawinen auf mich herab, ich wurde zerschmettert. Da ich auf weitere Nachrichten hoffte, bekämpfte ich den Drang nicht. Aber ich wurde nicht mit einer weiteren Botschaft belohnt, während ich in meinem Sitz vor mich hindöste. Statt dessen hatte ich einen Alptraum.
    Ich träumte, ich wäre wieder in der grellen Sonne festgebunden, schwitzend, durstig und mit verbrannter Haut. Diese Illusion erreichte ihren teuflischen Höhepunkt, wurde dann schwächer, bis sie ganz verblaßte. Ich befand mich auf einem Eisberg, meine Zähne klapperten, meine Gliedmaßen wurden taub. Auch das ging vorbei, danach verkrampften alle meine Muskeln sich abwechselnd von Kopf bis Fuß. Dann war ich ängstlich. Dann zornig. Entmutigt. Hoffnungsvoll. Verzweifelt. Mit gefesselten, nackten Beinen passierte ich die ganze Gefühlsskala. Das war kein Traum …
    „Mister, geht es Ihnen gut?“
    Eine Hand lag auf meiner Schulter – aus diesem Traum oder einem anderen?
    „Geht es Ihnen gut?“
    Ich erschauerte. Ich fuhr mir mit einer Hand über die Stirn. Sie war naß.
    „Ja“, sagte ich. „Danke.“
    Ich betrachtete den Mann. Älter. Hübsch angezogen. Wahrscheinlich unterwegs, um seine Enkelkinder zu besuchen.
    „Ich saß Ihnen gegenüber, auf der anderen Seite“, sagte er. „Es sah aus, als würde es Ihnen nicht besonders gutgehen.“
    Ich rieb mir die Augen, fuhr mit einer Hand durch mein Haar, berührte mein Kinn. Ich hatte gesabbert.
    „Schlecht geträumt“, sagte ich. „Vielen Dank für das Aufwecken. Alles wieder in Butter.“
    Er lächelte mir andeutungsweise zu, dann zog er sich wieder zurück.
    Verdammt! Das mußte ein Nebeneffekt der Umwandlung sein. Ich zündete mir eine komisch schmeckende Zigarette an und sah auf meine Uhr. Nachdem ich das seitenverkehrte Zifferblatt gedeutet und ein paar Minuten Falschgehen eingerechnet hatte, kam ich zu dem Ergebnis, daß ich etwa eine halbe Stunde gedöst haben mußte. Ich starrte zum Fenster hinaus, sah die vorbeihuschenden Kilometersteine, und plötzlich fürchtete ich mich. Was wäre, wenn die ganze Sache sich als schlechter Scherz entpuppen würde, als entsetzliches Mißverständnis? Die kurze Episode, die mir gerade widerfahren war, hatte mich zu der Überzeugung gebracht, mich selbst unüberlegt in eine sehr mißliche Situation hineinmanövriert zu haben. Subtile Veränderungen, die sich erst langsam bemerkbar machten, konnten in mir ablaufen; gefährliche Veränderungen. Aber nun war es zu spät. Ich bemühte mich, den Glauben an meinen Freund, den Aufzeichnungsspeicher, nicht zu verlieren. Zudem war ich davon überzeugt, daß die Rhenniusmaschine das, was sie getan hatte, auch wieder umkehren konnte, sollte es nötig sein. Dazu bedurfte es lediglich eines Menschen, der verstand, worum es ging.
    Ich saß lange Zeit einfach da und wartete auf eine Antwort. Das einzige, was sich einstellte, war jedoch mehr Müdigkeit und schließlich wieder Schlaf. Dieses Mal handelte es sich um die große, ungestörte Schwärze, die der Schlaf auch sein sollte. Angst und Furcht waren verschwunden. Ich schlief die halbe Nacht durch, bis ich meine Haltestelle erreichte. Erfrischt

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