Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tore nach Thulien 4 : Grüfte und Katakomben (German Edition)

Tore nach Thulien 4 : Grüfte und Katakomben (German Edition)

Titel: Tore nach Thulien 4 : Grüfte und Katakomben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Kohlmeyer
Vom Netzwerk:
noch immer der liebevolle Vater und treue Ehemann wie vorher. <<
          Liam schluckte. >> Ich habe getötet, Ilsa. <<
          >> Hättest du es nicht getan, würden Nalia und ich jetzt alleine hier sitzen. Oder aber schon längst bei dir und der Herrin weilen. Außerdem waren es nur diese verfluchten Kreaturen. <<
          >> Ich würde Balkor töten, wenn ich es könnte. << Er wusste nicht, woher die Worte plötzlich kamen, doch entsprachen sie der Wahrheit. Das seltsame Gefühl vorhin bei Wanhold war keine Erkenntnis gewesen, sondern vorbehaltlose Zustimmung. Das erkannte er jetzt und wider Erwarten hatte er kein Problem damit. Ja, er hatte sich verändert und alle guten Worte Ilsas würden daran nichts ändern können. Für das Wohlergehen seiner Familie war er bereit zu töten, inzwischen sogar Seinesgleichen.
          Diesmal schrak Ilsa hoch und sah in ernst an. Liam erwartete jetzt eine Standpauke, und ihm graute schon vor dem Versuch, ihr klar zu machen, warum und wieso es soweit gekommen war. Ilsas Worte jedoch veränderten alles.
          >> Damit tätest du uns allen einen Gefallen. Vor allem Wanhold. Balkor ist ein brutaler und rücksichtsloser Mensch. Er liebt es, Befehle zu erteilen und genießt die Macht, die er nichtsdestotrotz über uns hat. Wenn wir ihn machen lassen, wird es mit uns noch ein böses Ende nehmen. <<
          Im ersten Moment war Liam erschüttert. Diese Seite seiner Frau hatte er noch nie zu Gesicht bekommen, und er wusste damit nicht wirklich etwas anzufangen. Dann jedoch ebbte das Gefühl genauso schnell ab wie es gekommen war und machte einer seltsamen Zufriedenheit Platz. Warum sollte es ihr anders ergehen als ihm, und wieso sollte ihn die Veränderung seiner Frau mehr erschrecken als sein eigener Sinneswandel? Sie alle mussten lernen, mit der neuen, sehr viel gefährlicheren Situation umzugehen, und die meisten fingen zwangsweise bei ihren Hemmungen an. Er hatte es vorhin selbst im Großen erlebt und wurde nun Zeuge dieser Entwicklung innerhalb der Familie. Obwohl sein Herz dem Ganzen zustimmte, und die scheinbar einzig mögliche Chance erahnte, focht sein Verstand noch einen Kampf mit sich selber aus. Er wusste nicht, ob sie damit den richtigen Weg einschlugen, ob sie in die Erlösung oder gar ewige Verdammnis zogen. Ein Blick auf seine Tochter machte ihm jedoch augenblicklich klar, dass er ihr Leben mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln schützen würde, und es sicher nicht von friedenszeitlichem Idealismus abhängig machen wollte. Der Frieden war vergangen. Krieg zog auf.
          Eine endgültige Antwort blieb er am Ende aber nicht nur Ilsa, sondern auch sich selbst schuldig. Ohne etwas zu sagen, drückte er ihren Kopf wieder sanft an seine Schulter und schloss die Augen. Selbst als sie schon lange eingeschlafen war, saß er noch da und dachte über das Gesagte nach. So richtig gut fühlte er sich nicht dabei. Noch nicht.
     

Gut und Böse
     
     
    Nach dem gemeinsamen Abendessen dauerte es nicht lange, und jeder der Männer suchte sich ein ruhiges Plätzchen zum Ausruhen. Taris aber hing noch lange seinen Gedanken nach, und so sehr er es sich auch wünschte, echter Schlaf wollte sich bei ihm nicht einstellen. Immer wieder kamen ihm die beiden Frauen im Wagen des Kutschers in den Sinn. Ihre leblosen Körper hatten so endgültig erschlafft und tot ausgesehen. Nicht im Entferntesten hätte er sich vorstellen können, was jetzt für eine Gefahr von ihnen ausging. Überhaupt musste sich Taris ständig aufs Neue fragen, was hinter dieser ganzen unheimlichen Entwicklung steckte. Woher kamen die Incubi und was wollten sie? An eine Krankheit glaubte er schon lange nicht mehr, auch wenn Eirik noch immer daran festzuhalten schien. Die Schriften der Altvorderen enthielten einige Hinweise, doch weder gaben sie Auskunft darüber, was damals wirklich geschehen war, noch ließen sie sich auf irgendeine prophetische Art über die Zukunft aus. Trotzdem wurde er das Gefühl nicht los, dass etwas Gewaltiges, etwas Düsteres bevorstand. Schon damals, als er den Wagen mit den Widergängern durch die Tore Leuenburgs fahren ließ, hatte ihn sein Unterbewusstsein gewarnt, ihm zugerufen, diesen Fehler nicht zu begehen. Heute hingegen scherte sich sein Unterbewusstsein nicht mehr um diese Sache, ahnte es scheinbar, dass damals lediglich eines der vielen Zahnrädchen des Untergangs angestoßen wurde.
          Taris schüttelte sich. Die Ungewissheit und die

Weitere Kostenlose Bücher