Torschlussmami: Eine Frau auf der Suche nach dem großen Babyglück (German Edition)
meine Ungeschicklichkeit im Tischlerkurs und größer als damals, als mein IQ -Test enthüllte, dass ich zu den unteren 5 Prozent der Bevölkerung gehöre, was das Verständnis von speziellen Konzepten betrifft. Hier nun handelt es sich um ein Versagen meiner Weiblichkeit, dessen, wofür mein Körper eigentlich gemacht ist. Da keine Schokolade in Reichweite ist, nehme ich eine Tüte Jelly Beans von der Theke und sage der Apothekerin, sie solle sie auf die Rechnung setzen. Sie sieht mich entsetzt an.
»Sind die für Sie?«, fragt sie. Sie blickt auf meine Tabletten und dann auf die Jelly Beans. »In Ihrem Zustand sollten Sie Zucker meiden«, fährt sie fort. »Als Diabetikerin ist Zucker Gift für Sie!«
»Ich bin keine Diabetikerin«, erkläre ich.
Sie macht ein verwirrtes Gesicht. »Und wofür brauchen Sie dann die hier?«, fragt sie und hält die Medikamentenschachtel hoch.
Ich sollte ihr sagen, dass sie das einen feuchten Dreck angeht und dass die Fähigkeit, die Packungsaufschrift eines Medikaments zu lesen, sie nicht dafür qualifiziert, mir pharmazeutischen Rat zu geben, geschweige denn aus ihr eine medizinische Expertin macht, weshalb sie mit dem Theater aufhören und mir einfach die Tabletten verkaufen soll. Aber zum Glück halte ich mich zurück. Sie tut schließlich nur ihren Job. Stattdessen blicke ich mich verlegen in der Apotheke um, um sicherzugehen, dass ich kein bekanntes Gesicht entdecke, bevor ich ihr zuraune: »Die sollen die Qualität meiner Eizellen verbessern.«
»Ihrer was? Ihrer Eizellen?«, entgegnet sie mit der Diskretion und dem Feingefühl eines durchgehenden Gauls.
Ich deute auf meine Eierstöcke.
»Oh«, ruft sie, als wäre ich schwerhörig und als müsse man jedes einzelne Wort für mich laut und deutlich artikulieren. »Ich wusste nicht, dass die auch bei der Behandlung von Unfruchtbarkeit verschrieben werden.«
»Nun, dann wissen Sie es jetzt. Genau wie alle anderen hier im Laden«, fauche ich sie an, bevor ich ihr das Geld hinwerfe, mir meine Tabletten für sterile Frauen und mein Jelly-Beans-Trostfutter schnappe und aus der Apotheke stürze.
Dr. Lucy hat nicht gelogen, was die Nebenwirkungen betrifft. Sechs Stunden nachdem ich die Tabletten eingenommen habe, hänge ich mit dem Kopf über der Toilettenschüssel. Ich fühle mich hundeelend. Chris bringt mir ein Glas Wasser, und nachdem ich fertig bin, macht er die Toilette sauber für das nächste Mal. Dies wird zu einem Ritual, denn die Übelkeit hält unaufhörlich an, Tag für Tag. Schon nach kurzer Zeit werde ich von den Leuten auf meinen Gewichtsverlust angesprochen. Ich schwindle und sage, dass ich vor der Hochzeit ein paar Kilo abspecken möchte. Was macht schon eine Lüge mehr in dem endlosen Netz der Täuschung und Trickserei, das die Unfruchtbarkeit mit sich bringt?
Eines Morgens auf dem Weg zur Arbeit überkommt mich eine Übelkeitsattacke. Während ich in meinem Wagen festsitze und durch den Berufsverkehr krieche, weiß ich, was mich gleich erwartet, und es gibt nichts, was ich dagegen tun kann. Ich stehe kurz davor, einfach aus dem Fenster zu kotzen, als ich eine Plastiktüte auf dem Boden entdecke. Mit einer Hand am Lenkrad und mit einem Auge auf die Straße schielend beuge ich mich zur Beifahrerseite und grapsche nach der Tüte. Ich war schon immer gut im Multitasking, aber wer hätte gedacht, dass es möglich ist, Auto zu fahren und sich gleichzeitig zu übergeben? Na schön, okay, ›fahren‹ ist vielleicht ein bisschen übertrieben. Die ungeduldigen Pendler um mich herum hupen wie wild, während ich mich hauptsächlich in die Tüte und nebensächlich auf meinen Rock erbreche.
Bei der ersten Gelegenheit wende ich und fahre wieder nach Hause, während ich die ganze Fahrt über die Tüte mit dem Erbrochenen festhalte. Ich kann nicht arbeiten gehen. Ich kann mich dem Tag nicht stellen, also verkrieche ich mich im Bett und suhle mich bis zum Nachmittag in meinem Selbstmitleid. Während meiner Suhlerei beschließe ich, dass es Zeit ist, die Hormontabletten zu nehmen. Und so beginnt mein heimlicher Vorgeschmack auf die Menopause.
Das ganze Gewicht, das ich durch die Übelkeit verloren habe, scheint über Nacht zurückzukehren. Meine üppige Körbchengröße verwandelt sich von D in ein Die-sind-doch-bestimmt-nicht-echt-G. Ich wache mitten in der Nacht schweißgebadet auf, strample die Decke weg und ziehe meinen Pyjama aus. Mir war in meinem ganzen Leben noch nie so heiß, und dabei ist es mitten im Winter. Als
Weitere Kostenlose Bücher