Torschlussmami: Eine Frau auf der Suche nach dem großen Babyglück (German Edition)
ich die Klimaanlage im Wagen auf die höchste Stufe drehe, tätschelt Chris mein Knie und sagt mit klappernden Zähnen: »Das geht bald wieder vorbei, Häschen.«
Zwei Tage nach meinem Autofahren-und-Kotzen-Trick bin ich abends mit Freunden essen und nicht in der Lage, meine Hitzewallungen zu verbergen. Ich bin die Einzige im Restaurant, die kurze Ärmel trägt, und trotzdem läuft mir der Schweiß über das Gesicht und tropft auf den Tisch. Alle starren mich an. Emma zwinkert mir über den Tisch hinweg verständnisvoll zu und sagt: »Dein Curry muss aber scharf sein.«
Auch auf der Arbeit lenke ich ungewollt die Aufmerksamkeit auf mich. Als mir mein Account Director sagt, dass wir einen Etat verloren haben, weil ich einem Kunden empfohlen habe, eine interne Person anstelle einer fremden Consulting-Firma zu beauftragen, füllen sich meine Augen mit Tränen. In professioneller Hinsicht weiß ich, dass ich das Richtige getan habe. Ich hätte es unmoralisch gefunden, den Kunden dazu zu überreden, sich Hilfe von außen zu holen, nur damit meine Firma daran Geld verdient. Unter normalen Umständen hätte ich mein Verhalten gegenüber meinem Vorgesetzten ohne Gewissensbisse gerechtfertigt, aber in diesem Moment weiß ich nicht, ob ich mich wie ein Fötus auf dem Boden zusammenrollen und um Vergebung flehen oder lieber Amok laufen und jeden umbringen soll, der mein Urteilsvermögen infrage stellt. Ich fühle mich verletzlich und emotional und bin so wütend, dass man scharfe und stumpfe Gegenstände in meiner Reichweite entfernen sollte, bis ich beschließe, früher Schluss zu machen und nach Hause zu fahren.
Das Perverse an dieser Medikamentenkombination ist, dass ich mich bei der ganzen Übelkeit, den Stimmungsschwankungen, der Gewichtszunahme und dem Schwitzproblem noch nie so unattraktiv, unsexy und uninteressiert an Sex gefühlt habe. Ich komme mir vor wie ein gestrandeter Wal mit einer niedrigen Aggressionsschwelle und der Libido einer ausgemusterten Socke. Das ganze Theater ergibt aber keinen Sinn, wenn ich keinen Sex habe. So wie ich mich jeden Tag zwingen muss, die Tabletten zu schlucken, deren Nebenwirkungen mich fertigmachen, so muss ich mich inzwischen zum Sex zwingen. Und das wiederum gießt noch mehr Wasser auf die Mühlen meines Unfruchtbarkeitskomplexes. Ich bin noch nicht einmal verheiratet und habe jetzt schon keine Lust mehr auf Sex. Ich kann mir nur ansatzweise vorstellen, wie sehr das Chris in seiner Männlichkeit verletzen muss.
19
Der Beweis, dass Gott ein Mann ist
E inen Monat später bin ich wieder bei Dr. Lucy, die kontrollieren will, wie mein Körper auf die Medikamente anspricht. Da Chris meine seelische Labilität spürt, begleitet er mich zu dem Termin. Ich versuche, all die glücklichen schwangeren Frauen im Wartezimmer zu ignorieren, aber es geht nicht. Ich starre sehnsüchtig wie ein Hund, der sabbernd einen Knochen fixiert, auf ihre herrlichen prallen Bäuche.
Dr. Lucy untersucht meine Eierstöcke mit ihrem Dildo-Doppelgänger, und es sieht nicht gut aus. Die Endometriose ist mit voller Wucht zurückgekehrt, und es ist zweifelhaft, ob der betroffene Eierstock überhaupt noch funktioniert. Dr. Lucy verliert ihre unbeschwerte, herzliche Art und ersetzt sie durch einen Ernst, den ich noch nie an ihr gesehen habe.
»Vor sechs Monaten hatten Sie eineinhalb Eierstöcke«, sagt sie. »Jetzt haben Sie nur noch einen. Wenn Sie das nächste Mal zu mir kommen, haben Sie vielleicht keinen mehr. Wie lange wollen Sie mit der künstlichen Befruchtung noch warten?«
Der Groschen fällt, und ich sehe einen erschrockenen Ausdruck über Chris’ Gesicht huschen. Es ist das erste Mal, dass ich diesen Ausdruck bei ihm wahrnehme. Und damit meine ich nicht erst, seit unsere Beziehung in das schmutzige Leichentuch der Unfruchtbarkeit gehüllt ist, sondern ich habe diesen Gesichtsausdruck noch nie zuvor bei ihm gesehen. Sein unerschütterlicher Optimismus ist verschwunden, als er mich ansieht und sagt: »Ich denke, wir sollten es tun.«
»Wirklich?«, sage ich, schockiert über seine plötzliche Rolle rückwärts. Dr. Lucy kann sehr überzeugend sein, aber ich hätte nie gedacht, dass sie es fertigbringt, dass Chris seine Einstellung zur künstlichen Befruchtung ändert.
Chris nickt. »Es ist dein Körper, also ist es deine Entscheidung. Aber wenn es für uns die einzige Möglichkeit ist, ein Kind zu bekommen, dann würde ich es gerne versuchen.«
»Okay«, sage ich. Die Reaktion scheint mir
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