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Torte mit Staebchen

Torte mit Staebchen

Titel: Torte mit Staebchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Hornfeck
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frisches. Dabei informierte sie ihre Eltern atemlos über alles, was die wieder mal verpasst hatten. Warum sie bloß ständig in dieser langweiligen Kabine rumsaßen? Da gab’s doch rein gar nichts zu sehen?
    Als Inge später in ihrem Kämmerchen im Bett lag, spürte sie, wie unter ihr die Maschinen der »Conte Biancamano« zu voller Kraft ansprangen. Endlichwieder das gewohnte Stampfen und Beben. Der von den Lotsen gebändigte Riese war wieder frei. Jetzt ging es »Volldampf voraus« durchs Rote Meer in den Indischen Ozean. Und morgen, dachte Inge, bevor sie endgültig einschlief, wache ich im Morgenland auf.

Mensch ärgere dich nicht
    Auf See, 1938   – Jahr des Tigers
    虎
    Dank ihres neuen Spielkameraden gingen die Tage dahin wie Ferien; sie spielten, erkundeten das Schiff und dachten sich ständig neuen Blödsinn aus, wobei Paolo, wenn sie es nicht zu toll trieben, seine schützende Hand über die beiden hielt. Nur dass es eben doch keine Ferien waren. Auf der großen Landkarte am Eingang zum Speisesaal wanderte das vom Kapitän täglich neu platzierte Fähnchen stetig weiter über die blaue Fläche des Ozeans.
    »Sag mal, Max, war dein Vater auch in so einem Lager?«, erkundigte sich Inge, als sie ihn gut genug kannte, um sich das fragen zu trauen.
    »Nein, zum Glück nicht. Mein Onkel hat ihn gewarnt. Er konnte sich bei einem Bauern im Heuschober verstecken. Als die SA unseren Laden kaputt geschlagen hat, waren Mutter und ich allein. Sie wollten ihn abholen, aber meine Mutter hat gesagt, sie weiß nicht, wo er ist. Später hat sie dann die Schiffskarten besorgt. Er ist schon voraus, irgendwie hat er’s über die Grenze nach Italien geschafft. Wir haben ihn erst in Genua wiedergetroffen.«
    »Und? War er noch wie vorher?«
    »Natürlich nicht. Schließlich hatte er sein Geschäftverloren, das er von meinem Opa übernommen hat. Er musste von einem Tag auf den anderen weg von zu Hause.«
    »Und sonst? Ich meine, hatte er seine Haare noch?«
    »Ja, wieso?«
    »Weil sie meinem Vater im Lager die Haare abgeschnitten haben. Den ganzen Kopf haben sie ihm kahl rasiert. Deshalb mag er den Hut nicht abnehmen und ist überhaupt so komisch. Er redet kaum, lacht nie.«
    »Haare wachsen nach. Daran allein kann’s nicht liegen.«
    »Das hab ich mir auch gedacht. Wahrscheinlich haben die noch andere schlimme Sachen mit ihm gemacht, aber er spricht nicht darüber. Mir sagt jedenfalls keiner was. Aber ich muss doch wissen, was mit ihm los ist und was man dagegen tun kann.«
    »Ich hab mitgekriegt, wie meine Eltern über diese Lager geredet haben. Die Häftlinge mussten ganz schwere Arbeit tun. Sie haben zu vielen in Baracken geschlafen, und die Aufseher konnten sie beleidigen und mit ihnen machen, was sie wollten. Die Leute wurden wie Verbrecher behandelt, nur weil sie Juden sind.«
    »Bloß ein Mal, da ist mein Vater richtig wütend geworden.« Inge war froh, sich endlich mit jemand austauschen zu können, dem es ähnlich ergangen war. »Das war beim Packen. Aber ich hab’s nicht so recht verstanden. Es ging um seine Auszeichnung als Frontkämpfer im Ersten Weltkrieg. Auf die war er furchtbar stolz, sie hing in einem Rahmen über seinem Schreibtisch. Er hat sie von der Wand genommen und gesagt: ›Und zum Dank machen die mich zum »Israel« undstempeln mir ein »J« in den Pass.‹ Dann hat er das Ding in den Papierkorb geschmissen, dass es gekracht hat.«
    »Das mit dem ›Israel‹ ist ein neues Gesetz. Alle jüdischen Männer bekommen zusätzlich diesen Vornamen in den Pass. Und du und deine Mutter, ihr heißt Sara.«
    »Tun wir nicht, weil wir nämlich evangelisch sind«, verkündete Inge.
    »Ach so.« Max sah sie verblüfft an. »Dann musstet ihr ja eigentlich gar nicht weg.«
    »Klar doch, wegen Papa.« Da ließ Inge keine Zweifel aufkommen und fragte dann gleich weiter: »Waren bei euch auch solche Aufpasser beim Kofferpacken?«
    »Ja, aber der bei uns war schwer in Ordnung. Er hat meine Mutter gefragt, ob er mal austreten darf. Da hat sie schnell was von ihrem Schmuck in den Koffer getan, bevor er versiegelt wurde.«
    »Ha, weißt du, wie meine Mama das gemacht hat?« Inge sah sich rasch um, dann beugte sie sich zu Max hinüber und flüsterte ihm die Geschichte von Gundels kostbaren Innereien ins Ohr.
    Max grinste. »Isch doch zu ebbes nutz, wenn Mädle mit Puppe spieled.« Vor lauter Begeisterung fiel er ins Schwäbische, das er sonst aus Rücksicht gegenüber Inge unterdrückte.
    »Tu ich gar nicht, dafür bin

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