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Tortenschlacht

Tortenschlacht

Titel: Tortenschlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver G Wachlin
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Zukunft investieren. Vermutlich möchten Sie, Herr Wachowiak, bis zur Rente in Ihrer Druckerei bleiben, daher sollten Sie sich weiterbilden.« Er deutete wieder auf den Computer. »Damit dieser hier nicht Konkurrenz, sondern Arbeitsgerät wird, wie jetzt Ihre Setzmaschine, richtig?«
    Lutz Wachowiak nickte.
    »Wir können Ihnen diese Ausbildung sogar finanzieren«, schlug Siggi vor, »und wir können Ihnen Ihr Haus finanzieren – doch es wird Ihnen dann nicht gehören, sondern uns. Aber Sie werden darin wohnen bleiben können – zur Miete, wie bisher, und ohne dass Sie ungebetenen Besuch aus Wolfsburg bekommen. Das garantiere ich Ihnen.« Er lehnte sich wieder zurück und sah die Wachowiaks offen an. »Das ist mein Vorschlag an Sie: eine faire Partnerschaft. Der Vorteil für Sie wäre, Sie bleiben in Ihrem Haus, könnten relativ entspannt in die Zukunft sehen, sich in Ruhe weiterbilden und ab und zu mal in den Urlaub fahren.«
    »Das würden Sie für uns tun?« Die Wachowiaks sahen sich an.
    »Es ist die beste Lösung«, nickte Siggi nachdrücklich. »Wissen Sie, ich komme selbst aus der DDR und«, er wies mit ausholender Geste in den weiten Raum, »all das hier könnte ich mir nie leisten, wenn ich nicht selbst Hilfe von Partnern in Anspruch genommen hätte. Gerade in der komplexen Geschäfts- und Finanzwelt der westlichen Marktwirtschaft ist es überlebenswichtig, dass man sich auf starke Partner verlassen kann. Damit man eben nicht untergeht, damit man weiterkommt. Damit man eine Zukunft hat.« Er lächelte. »Nur zusammen sind wir stark. Mit uns, der DOMIZIL , hätten Sie Ihr Zuhause gesichert und einen verlässlichen Partner für all das, was noch kommen mag in diesen unsicheren Zeiten.« Er hielt ihnen die Hand hin. »Ich werde doch meine alten Landsleute nicht im Stich lassen.«
    Lutz Wachowiak schlug ergriffen ein, und so wurde wenig später wieder eine grüne Stecknadel auf dem Stadtplan an der Wand durch eine blaue ausgetauscht.
    Die DOMIZIL war um eine Immobilie reicher.
    16    »WAS HÄLTST DU VON der Sache?«, fragt mich Hünerbein, als wir nach dem Rapport über die langen Flure des Volkspolizeipräsidiums laufen.
    »Ich glaube nicht an eine heiße Sanierung.« Ich schüttele den Kopf. »Beylich schießt sich jetzt darauf ein, aber …«
    »Macht keinen Sinn, was?« Hünerbein haut die leere Schokoriegeltüte im Vorbeigehen in einen Abfalleimer. »Noch gehören die Häuser dem Staat.«
    Eben, denke ich, Restitution hin oder her, aber dass etwaige Alteigentümer jetzt schon so dreist sind, das Gelände für künftige Investitionen vorzuplanieren – nee! Erstens würde die Versicherungssumme an die KWV gehen, mithin die Stadt profitieren, und zweitens würden sie bei erfolgreicher Aufklärung nur ihre durchaus berechtigten Ansprüche gefährden. Kurz: Ein Brandsatz nützt den Alteigentümern nichts. Es muss etwas anderes dahinterstecken.
    »Vielleicht gibt’s einen Zusammenhang.« Hünerbein sieht mich nachdenklich an. »Überleg mal: Helmholtzplatz, ein Brand ein Toter. Und gestern, der Bauernhof? Ebenfalls ein Brand und ein Toter. In beiden Fällen geht es um teure Grundstücke. Spekulationsobjekte sozusagen. Und in beiden Fällen war Melanie in der Nähe.«
    »Spinnst du?« Was will der Kollege damit andeuten? Dass Melanie hinter den Fällen steckt? – Absurd!
    »Nur so ‘ne Überlegung«, meint Hünerbein. »Ich meine, das mit Melanie war vielleicht Zufall, aber …«
    »Natürlich war das Zufall, Harry!«
    »Und der Rest?«
    Woher soll ich das wissen? Er hat ja recht, das sind merkwürdige Parallelen. Die ‘Ndrangheta, denke ich. Ist dieser Clan aus San Luca vielleicht auch in den Brand am Helmholtzplatz verwickelt?
    »Wir müssen herausfinden, wer der Tote in dem besetzten Haus ist. Da stimmt was nicht.« Hünerbein sieht mich an. »Also ich hab Hunger, du nicht?«
    Ich schaue auf die Uhr. Kurz vor zehn, noch ein bisschen früh fürs Mittagessen.
    »Zeit für ein zweites Frühstück«, lockt Hünerbein.
    »Nee«, erwidere ich. »Zeit für ein italienisches Frühstück.«
    In der »Trattoria L’Emigrante« bin ich seit Jahren Stammgast. Als Kriminalbeamter kann ich hier kostenlos essen und trinken, und ich schätze den umfassenden Service. Vincenzo D’Annunzio, ein etwa siebzigjähriger, stadtbekannter Mafiapate und der Wirt des Ladens, kümmert sich immer höchstpersönlich um mich und achtet penibel darauf, dass es mir an nichts fehlt. Wir kennen uns seit Jahren. Im Gegenzug erhofft

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