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Tortenschlacht

Tortenschlacht

Titel: Tortenschlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver G Wachlin
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mit Sahne geschmissen, sondern mit harten Bandagen gekämpft.
    Und meine kleine Tochter mittendrin …
    18    »GUT, DASS SIE GLEICH kommen konnten.« Jochen Friedrichs erwartete ihn direkt an der Absperrung zum Arndtschen Bauernhof und lächelte. »Jetzt, wo sich der allgemeine Pulverdampf verzogen hat.«
    »Gibt’s was Neues?« Hünerbein schloss seinen Wagen ab und erwiderte Friedrichs’ Händedruck. »Irgendwelche Erkenntnisse?«
    »Durchaus.« Friedrichs holte aus seinem Trabi ein paar Klarsichthüllen. »Aber sie werden uns das Leben nicht gerade leichter machen.«
    Das ist mit neuen Erkenntnissen meistens so, dachte Hünerbein. Je mehr Spuren, umso schwieriger die Aufklärung – das ist eine alte Erkenntnis kriminalistischer Arbeit.
    »Unser Opfer hat offensichtlich eine Menge Feinde gehabt«, erklärte der alte Volkspolizist und reichte ihm die Klarsichthüllen. »Leute, die um jeden Preis verhindern wollten, dass er seinen Hof verkauft. Sehen Sie sich das an!«
    In den Hüllen befanden sich angekokelte Schmähbriefe und anonyme Drohungen. »Wir kriegen dich, du Ratte«, »Verräter!«.
    »Woher kommt das?«
    »Aus einer Kommode gleich neben der Eingangstür, die vom Feuer leider nur halbwegs verschont geblieben ist«, antwortete Friedrichs. »Ich hab mich schon mal umgehört. Es gibt hier eine Bürgerinitiative gegen die Pläne des Flughafenausbaus in Schönefeld.«
    »Da ist doch noch nichts entschieden.« Hünerbein gab ihm die Hüllen zurück.
    »Dann wäre es auch zu spät.« Friedrichs lächelte. »Ich habe vorsorglich Fingerabdrücke von den charmanten Schreiben machen lassen. Sie werden gerade analysiert.«
    »Gut.« Hünerbein nickte. »Dann ermitteln wir auch in diese Richtung.«
    »Es gibt leider noch eine Dritte.« Friedrichs hob bedauernd die Hände. »Und die haben wir meiner Leidenschaft für ausgedehnte Spaziergänge zu verdanken. Ich kann dann besser nachdenken.« Er sah prüfend auf Hünerbeins Körperfülle. »Sie mögen Spaziergänge wohl nicht so sehr?«
    »Doch, doch«, grinste Hünerbein, »der äußere Eindruck täuscht, ich bin fit wie Schwarzenegger.«
    »Schön. Dann lassen Sie uns gehen, bevor es dunkel wird.« Friedrichs hob die Polizeiabsperrung an, duckte sich drunter durch und ging voran. »Die Tage sind ja schon merklich kürzer jetzt.«
    »Ja, das hat der Herbst so an sich.«
    Das Bauernhaus war nicht mehr zu retten. Nur die Grundmauern standen noch, ansonsten war alles in Schutt und Asche. Da half nur noch der Abriss. Stattdessen konnte man die Scheune ausbauen, das würde sich lohnen, dachte Hünerbein. Wenn man sich die Ruine wegdachte, war es hier richtig idyllisch. Dichte Haselnusssträucher überwucherten den Zaun, an der Scheune wuchsen Fliederbüsche und ein herrlicher alter Lindenbaum. Alles schön nah an der Stadt und doch inmitten der Natur. Der ideale Rückzugsort fürs Wochenende. Wenn nicht der Flugverkehr wäre – gerade eben schwebte tief eine Iljuschin der AEROFLOT über das Gehöft.
    Friedrichs öffnete eine windschiefe hölzerne Pforte hinter dem runtergebrannten Haus, die in einen kleinen Obstgarten führte. Hier standen knorrige Bäume mit Äpfeln, so schwer, dass die Äste mit Pfählen abgestützt werden mussten, um nicht zu brechen. Außerdem gab es diverse Pflaumensorten, süß und reif und beliebt bei den Staren. Als die Männer näher kamen, erhoben sie sich scharenweise flatternd in die Luft.
    »Mein Vater hat die Viecher immer mit ‘ner Schrotflinte verjagt«, sagte Friedrichs, »die fressen einem sonst die ganze Ernte weg.«
    »Hier wird wohl niemand mehr ernten.« Hünerbein nahm sich eine Stachelbeere von einem der dornigen Büsche und schob sie sich in den Mund. »Hat der Arndt eigentlich Verwandte? Eine Familie? Kinder oder so?«
    »Nein.« Friedrichs schüttelte den Kopf. »Er war Witwer, seine Frau ist 88 gestorben. Krebs.«
    »Ich sehe, Sie haben Ihre Hausaufgaben gemacht.«
    »Ich muss«, erwiderte Friedrichs. »Mittwoch quittiere ich den Dienst. Bis dahin will ich den Fall gelöst haben.«
    »Haben Sie Ihre Fälle eigentlich immer gelöst?«
    »Na«, Friedrichs lächelte, »wenn man mich gelassen hat.«
    Hünerbein sah ihn fragend an.
    »Manchmal waren die Täter die falschen Leute«, setzte Friedrichs hinzu, »hohe Parteigänger, ein Minister. Ich hätte ihm den Mord an seiner Frau nachweisen können, aber mir wurde sehr deutlich klargemacht, dass ich das besser lassen solle.«
    »Das sollte Sie motivieren, Friedrichs.« Sie

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