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Tortenschlacht

Tortenschlacht

Titel: Tortenschlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver G Wachlin
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zusammen«, sagte Friedrichs. »Hier ein Hanffeld, im Wagen Rauschgift, das aus Hanfblüten gewonnen wird. Ein toter Bauer und ein Kollege, der vermutlich seine Tochter schützen will.«
    »Ich kenne den Knoop seit über zehn Jahren«, winkte Hünerbein ab, »er war lange bei der Drogenfahndung.«
    »Dann kennt er sich ja aus«, erwiderte Friedrichs trocken.
    »Gehört das Feld Arndt?«
    Friedrichs bejahte. »Laut seinen Unterlagen hat er es an einen Mahlower Kaninchenzüchter verpachtet.«
    »Dann sollten wir uns den Herrn mal anschauen.« Hünerbein stiefelte los. »Bevor Sie meinen Kollegen weiter verdächtigen.« Er fluchte. »Diese Ossis lernen verdammt schnell!«
    »Oder sie haben es nie verlernt«, widersprach Friedrichs. »In Thüringen haben wir früher auch Hanf angebaut. Gleich nach dem Krieg. Sie können sich nicht vorstellen, wie scharf die amerikanischen GI s darauf waren. Aber dann übernahmen die Russen das Land, und die schöne Tradition ging verloren …«
    »Das ist die Tragik unseres Seins, Friedrichs.« Hünerbein folgte seinem Ostkollegen zurück zum Arndtschen Hof. »Nichts währt ewig.«
    19    NACH EINER DEBATTE darüber, welchen Wagen sie nehmen sollten – Friedrichs hatte seinen Trabant 601 Universal dabei, Hünerbein seinen 250er Mercedes –, einigten sich die west-östlichen Kommissare schließlich auf die Marke mit dem Stern, denn Friedrichs glaubte, »in einem fetten Benz« bei einem potenziellen Drogenhändler weniger Argwohn zu wecken als in einem Trabi.
    Sie erreichten das nur wenige Kilometer entfernte Mahlow über eine melancholisch herbstliche Allee. Laub bedeckte den Asphalt und wurde in der Windschleppe des zügig durch die Dämmerung fahrenden Wagens durcheinandergewirbelt. Links und rechts säumten villenartige Häuser die Straßen, etwas heruntergekommen und grau wie nasse Scheuerlappen.
    Früher, so erzählte Friedrichs, gehörte Mahlow zu den vornehmen Vororten Berlins. Die nahe gelegenen Henschel-Flugzeugwerke sorgten für Wohlstand, begüterte Städter hatten hier ihre Sommerhäuser oder zogen ganz hierher. Es gab gute Anbindungen an die Stadt, in weniger als einer halben Stunde war man im Zentrum.
    Nach dem Krieg verwaiste der Ort zusehends. Die Flugzeugwerke wurden liquidiert, die Anlagen als Reparationsleistung nach Russland verbracht. Durch den Mauerbau wurde Mahlow von Berlin regelrecht abgeschnitten und fiel in einen Dornröschenschlaf, der bis heute anhielt.
    »So!« Friedrichs deutete auf ein etwas zurückgesetzt in einem sorgsam gepflegten Garten stehendes Einfamilienhaus mit einem hölzernen, grün gestrichenen Windfang und ebensolchen Fensterläden. »Das müsste es sein.«
    Hünerbein stoppte den Wagen und stieg aus. Ein wild gewordener Foxterrier wetzte kläffend am Jägerzaun des Grundstücks auf und ab und überschlug sich fast vor Aufregung.
    »Ruhig«, sprach Hünerbein auf den Hund ein, ohne gehört zu werden, »ganz ruhig, wir wollen nur spielen.«
    » AUS !«, brüllte Friedrichs mit der ganzen Autorität eines gestandenen Volkspolizisten. Und siehe da: Das Tier verstummte augenblicklich und setzte sich eingeschüchtert hin.
    »Sie sind der geborene Leithund«, bemerkte Hünerbein bewundernd, doch Friedrichs winkte ab.
    »Diese Köter funktionieren alle gleich«, sagte er, »man muss Ihnen zeigen, wer Herr im Hause ist.«
    »Und wer ist hier der Herr im Haus?«
    »Das werden wir gleich sehen.« Friedrichs drückte einen neben der Pforte im Zaun angebrachten Klingelknopf und wartete ab.
    Es dauerte einen Augenblick, bis sich die Haustür öffnete und ein hemdsärmeliger, etwa fünfzigjähriger Mann fragend zu den Kommissaren herübersah.
    »Ja?«
    »Friedrichs, Deutsche Volkspolizei. Wir hätten ein paar Fragen an Sie.«
    »So?« Der Mann kam langsam näher. Hinter ihm, im Windfang, wurde eine Frau mit Lockenwicklern im Haar sichtbar. »Hat der Bengel wieder Unsinn gemacht?«
    Welcher Bengel, wollte Hünerbein fragen, doch Friedrichs kam ihm zuvor.
    »Sie sind Herr Pawlak, Lutz?«
    »Exactement«, erwiderte der Mann und versenkte abwartend die Hände in den Taschen seiner weiten Cordhose. »Worum geht’s?«
    »Sie haben ein Stück Wiese gepachtet von einem Bauern aus Selchow, richtig?«
    »Für meine Widder, ja.«
    Friedrichs und Hünerbein wechselten einen vielsagenden Blick.
    »Widder?« Hünerbein lächelte. »Unserer Information nach handelt es sich um Kaninchen.«
    »Richtig«, antwortete Pawlak.
    »Falsch«, widersprach Hünerbein.

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