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Tortenschlacht

Tortenschlacht

Titel: Tortenschlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver G Wachlin
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querten eine zweite Pforte, liefen jetzt über einen schmalen Feldweg auf den Waldrand zu. »Heute schützt den Minister sicher niemand mehr.«
    »Er hat sich umgebracht«, erklärte Friedrichs. »Gleich nach dem Mauerfall. Da haben sich viele das Leben genommen.«
    »Ganz im Gegenteil zum armen Arndt.« Hünerbein holte ein Taschentuch hervor und schnäuzte sich. Auf irgendwas hier reagierte er allergisch, dabei war die Zeit der schlimmsten Blütenpollen längst vorbei. Außerdem hatte es tagelang geregnet. Ganze Teile des Feldes waren noch überschwemmt, und der Rest war so matschig, dass Hünerbein in seinen Halbschuhen nasse Füße bekam. Vielleicht holte er sich auch nur einen Schnupfen.
    »Glauben Sie, dass eine Bürgerinitiative dazu in der Lage wäre?« Er steckte das Taschentuch wieder ein. »Kaltblütiger Mord?«
    »Warum nicht?« Friedrichs stapfte weiter auf den Wald zu. »Haben Sie sich mal überlegt, was hier los ist, wenn Schönefeld zum internationalen Luftkreuz wird? – Die Leute fürchten um Haus und Hof.«
    »Sie könnten verkaufen. Wie Arndt.«
    Friedrichs schüttelte den Kopf. »Arndt hatte Bauland. Der konnte teuer verkaufen. Aber die Leute in Selchow kriegen nichts mehr für ihre Häuser, wenn die Pläne vom Großflughafen Wirklichkeit werden.«
    »Das Geld ist übrigens weg.«
    »Welches Geld?«
    »Neun Komma zwo Millionen«, antwortete Hünerbein, »so viel hat Arndt von den D’Annunzios als Kaufpreis bekommen. Die Achthunderttausend waren nur die offizielle Steuersumme, den großen Rest gab’s bar in einem Koffer.«
    »Schön, dass ich das auch mal erfahre.« Inzwischen bahnten sie sich einen Weg durch dichten Kiefernwald, der allmählich in Mischwald überging.
    »Tut mir leid, Kollege«, Hünerbein schob sich ächzend zwischen wilden Holunderbüschen durch, »aber die Erkenntnis hab ich auch erst seit ‘ner knappen Stunde.«
    »Glauben Sie, dass das Geld hier noch irgendwo ist?«, fragte Friedrichs.
    »Kaum. Vielleicht ist es im Haus verbrannt. Wahrscheinlicher aber wurde es ihm abgenommen. Vor oder nach dem Mord.« Nasse Zweige klatschten den Männern ins Gesicht, und Hünerbein sah sich schnaufend um. »Verraten Sie mir, wo sie hinwollen?«
    »Wir sind gleich da.« Friedrichs ging unverdrossen weiter. »Meinen Sie, da liegt das Motiv?«
    »Davon bin ich überzeugt«, erwiderte Hünerbein, »ein Koffer voller Geld ist immer ein Motiv. Die Frage ist, wer ihn jetzt hat.«
    »Und Rauschgift?« Friedrichs stoppte und sah Hünerbein fragend an. »Wäre Rauschgift auch ein Motiv?«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    Friedrichs deutete zwischen den Bäumen hindurch auf eine Lichtung. »Da entlang!«
    Sie bahnten sich einen Weg durch hohe, schon gelblich verfärbte Farne und zwischen dicken, moosigen Buchenstämmen hindurch und standen schließlich am Rande eines kleinen, kürzlich abgeernteten Feldes, in dem schlammige Pfützen standen.
    Hünerbein nieste herzerweichend und holte sein Taschentuch wieder hervor. Lag hier der Grund für seine Allergie? Aber hier war doch nichts mehr? Interessiert bückte er sich und hob etwas auf, das einer Hanfpflanze zum Verwechseln ähnlich sah …
    »Das gibt’s doch nicht«, murmelte Hünerbein.
    »Cannabis«, nickte Friedrichs, und es klang in seinem thüringischen Dialekt wie »Gonnopiss«. Er streckte die Arme. »Muss eine reiche Ernte gewesen sein.«
    »Ich bin allergisch gegen Hanfpollen«, murmelte Hünerbein. »das war schon in meiner Studentenzeit immer einen Lacher wert.«
    »So viel ist sicher«, sagte Friedrichs, »zu SED -Zeiten hätte es so was nicht gegeben.«
    »Was sicher ein Fehler war«, entgegnete Hünerbein, »damit hätten Sie Ihren notorisch klammen Staatshaushalt sanieren können. Das Zeug ist harte Devisen wert.«
    Friedrichs lachte. »Und wer saniert sich heute damit?«
    »Das ist die Frage.« Hünerbein steckte die Hanfpflanze vorsichtig ein.
    »Deshalb wollte ich Sie allein sprechen.« Friedrichs holte etwas aus seiner Anoraktasche. »Das fanden wir in dem Wagen, mit dem die Tochter Ihres Kollegen verunfallt ist.«
    »In dem gestohlenen Ford Transit?« Hünerbein erkannte sofort, was der Kollege von der Volkspolizei ihm entgegenhielt. »Dope?«
    Friedrichs nickte. »Der Wagen war total verdreckt, und so wäre es uns fast nicht aufgefallen. Aber als wir ihn genauer untersuchten …«
    »Und Sie schließen jetzt daraus, dass die Anwesenheit meines Kollegen und seiner Tochter hier nicht zufällig war?«
    »Ich zähle nur Fakten

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