Tortenschlacht
wenn man den Gegner unterschätzt. Aber diese Burschen sind jung und arrogant«, meint Hünerbein, »die haben alle Fehler noch vor sich. Ich wette, der Alte macht ihnen heute noch die Hölle heiß.«
Er wird vor allem wissen wollen, wo das Geld ist, denke ich. Denn wenn es die D’Annunzios nicht mehr haben, muss es bei jemand anderem sein. Und so wie ich Enzo kenne, wird er alle Hebel in Bewegung setzen, um herauszufinden, bei wem.
»Ich kann ja noch mal mit Friedrichs reden.« Hünerbein gähnt wie ein Walross. Die Nacht steckt auch ihm noch in den Knochen. Sicher ist es besser, wenn wir uns heute zeitig aufs Ohr legen. Dann sind wir morgen wieder fit.
»Schlaf gut«, verabschiede ich mich.
»Wo denkst du hin?«, ruft der und fährt gasgebend davon.
17 ZU HAUSE TREFFE ICH Melanie im Nachthemd an. Sie hockt in der Küche, trinkt Kaffee und stopft Nutellabrötchen in sich rein.
»Willst du auch was?«, fragt sie mich kauend, »ist noch genug da.«
»Kaffee wäre gut.« Ich sehe auf die Uhr: vierzehn Uhr dreißig. So gehen die Sonntage dahin. »Was ist mit Monika?«
»Hat sich wieder beruhigt, hoffe ich.« Melanie stellt mir eine Tasse auf den Tisch und schenkt Kaffee ein. »Auf der Kommode liegt ‘n Zettel für dich.«
»Was steht denn drauf?«
»Weiß ich nicht.« Melanie sieht mich groß an. »Hat mich zu interessieren, was Mutti dir schreibt? – Nee!«
Ich stehe wieder auf, gehe in den Flur und hole mir den Zettel auf der Kommode.
»Lieber Dieter, wir müssen reden, denke ich. Gelegenheit wäre dazu heute in der Akazienstraße 28 , so ab 17 . 00 Uhr. Da kommen meine spartanischen Möbel aus Görlitz und müssen in den vierten Stock getragen werden. Grüße, Monika.«
Typisch Frau. Oben steht groß »wir müssen reden«, dabei wird nur ein Umzugshelfer gebraucht.
»Wusstest du, dass sie nach Berlin zieht?«, erkundigt sich Melanie.
Ich schüttele den Kopf. »War wohl ein spontaner Entschluss.«
»War klar, dass sie irgendwann kommt.« Melanie schmiert sich das nächste Brötchen. »Muss ich jetzt wieder zu ihr?«
»Willst du zu ihr?« Ich sehe sie abwartend an.
Melanie zuckt mit den Schultern. »Warum zieht ihr eigentlich nicht zusammen?«
»Weil sie nicht will«, erkläre ich. »Außerdem wäre die Wohnung zu klein für uns drei.«
»Die Bude in der Akazienstraße soll größer sein«, erklärt Melanie kauend. »Immerhin drei Zimmer. Könnt ihr sogar getrennt schlafen und habt trotzdem noch ein Wohnzimmer.«
»Und du?«
»Ich bleibe hier.« Melanie sieht mich flehend an. »Das wär so toll, Vati, bitte! Endlich ‘ne eigene Wohnung!«
»Das könnte dir so passen!« Ich winke ab und lege mich im Wohnzimmer auf die Couch. Gott, bin ich fertig. Aber Melanie lässt nicht locker.
»Wenn Mutti mitmacht, bist du dann auch dafür?«
»Mutti macht nicht mit«, erkläre ich.
»Und wenn doch?«
»Du kannst dir die Wohnung gar nicht leisten, Spatz.« Ich schließe die Augen. »Verdien erst mal Geld!«
»Ja klar.« Melanie klingt bitter. »Geld, Geld, Geld. Darum dreht sich alles. Schon mal daran gedacht, dass das ziemlich einseitig ist?«
»Mhm«, mache ich schon im Halbschlaf. »Ist übrigens ganz gut, das Lied.«
»Welches Lied?«
»Na«, ich summe, »tell me why-hy-hy-hy.«
»Du hast es gehört?« Melanie fällt mir begeistert um den Hals. »Oh, Vati, ich wusste, dass es dir gefällt! Die Orgel ist doch total geil, oder? Und wie findest du meine Stimme? Dark sagt, sie klingt wie Suzanne Vega, aber ich find das blöd! Ich würde viel lieber wie Siouxsie Sioux singen.«
»Ist der Kerl eigentlich wieder aufgetaucht?«, frage ich schläfrig.
»Wer?«
»Na, dieser Dark?«
»Keine Ahnung«, Melanie zuckt mit den Schultern, »werd ich ja gleich sehen.«
»Was wirst du gleich sehen?« Schlagartig bin ich wieder wach.
»Na, ob er wieder da ist?« Melanie springt auf und rennt in ihr Zimmer, um sich anzuziehen. »Ich meine, jetzt wo die Gefahr vorbei ist.« Sie lacht hell.
»Willst du damit sagen«, ich komme wieder hoch, »dass du heute wieder zum Helmholtzplatz willst?«
»Klar, wohin sonst?« Melanies Kopf erscheint bittend in der Tür. »Du musst es mir erlauben, Vati! Ich bin zur Brandwache eingeteilt.«
»Was? Wann?«
»Na, heute Nacht! Polzin hat vorhin angerufen.« Sie hockt sich wieder neben mich auf die Couch und sieht mich bekümmert an. »Diese Schweine haben eins von unseren Häusern abgefackelt. Da solltest du mal ermitteln!«
»Das tue ich.«
»Ja, und?« Melanie
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