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Tortenschlacht

Tortenschlacht

Titel: Tortenschlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver G Wachlin
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Dieter«, lächle ich. »Tut mir wirklich leid, dass Sie so lange warten mussten.« Ich hebe entschuldigend die Hände. »Sie können jetzt gehen. Wenn was ist, melden wir uns.«
    »Gern«, lächelt die junge Frau zurück, reicht mir die Wolldecke und trabt mit ihrem Hund davon.
    Ich gehe wieder zu Hünerbein, der inzwischen mit unserem Totengräber spricht.
    »Morgen, Professor Graber. Wo haben Sie denn Ihren Kurzen gelassen?«
    »Kurzweil?« Der Totengräber zieht sich die Handschuhe aus. »Ja, der kann ja nicht überall dabei sein. Schade eigentlich, ist wirklich ein fähiger Kollege. Aber der gehört ja bald zu unserem Team.« Er grinst mich an. »Und, Knoop? Was macht das Töchterchen?«
    Brandwache, denke ich. Obgleich die ja inzwischen vorbei sein und das Kind sich auf den Weg in die Schule machen müsste.
    »Grämen Sie sich nicht, Knoop! Egal, was passiert«, der Totengräber hebt den Zeigefinger, »die Summe aller Sorgen bleibt immer gleich. Das ist ein Naturgesetz.«
    Ich deute auf den Toten. »Dann hat er’s ja hinter sich. Todesursache?«
    »Schädelbasisbruch. Der Kopf ist total Matsch, da war nichts mehr zu machen. Der ist mit mindestens achtzig Sachen gegen irgendwas geknallt. Betonwand, Frontscheibe, so was in der Art.«
    »Also ein Autounfall?«
    »Nicht hier.« Der Rechtsmediziner schüttelt den Kopf. »Erstens fehlt das Auto, zweitens jede Menge Blut. So wie der zugerichtet ist, hätte er in einer Lache liegen müssen, aber Sie sehen ja. Da ist kaum was. Stattdessen gibt’s Blutspuren von der Straße bis hierher.«
    »Das heißt, die Leiche wurde hier rübergezogen und abgelegt«, stellt Hünerbein fest und sieht mich an: »Ist dir kalt?«
    »Nee«, mache ich, »wieso?«
    »Weil du ‘ne Wolldecke mit dir rumschleppst.«
    »Damit habt ihr doch die Zeugin eingepackt«, erwidere ich, doch Hünerbein weist das entschieden von sich.
    »Ich habe niemanden eingepackt.«
    »Keine Papiere«, meldet sich der Totengräber wieder zu Wort. »Falls Sie interessiert, wer der Tote ist, und Sie der Witwe Ihre Aufwartung machen wollen, müssen Sie damit noch etwas warten. Den muss ich mir erst zusammenflicken und schauen, ob man das Gesicht einigermaßen rekonstruieren kann.«
    »Vielleicht gibt’s ja schon eine Vermisstenmeldung«, meint Hünerbein und wendet sich Damaschke zu. »Na, Jürgen, Leben noch frisch?«
    »Geht so«, erwidert der und zeigt in Richtung Hüttenweg. »Da vorn haben wir Reifenspuren gesichert. Ziemlich auffälliges Profil, breiter Radstand. Muss irgendwas Großes gewesen sein.«
    »Ein Lkw?«
    »Nein«, Damaschke packt seine Fotokamera ein, »eher eine schwere Limousine oder ein Geländewagen – irgendein fetter Schlitten halt. Wir untersuchen das noch.«
    »Gut«, ich wende mich ab, »alle Erkenntnisse unverzüglich auf unseren Tisch!«
    »Die Frage ist«, Graber kratzt sich das Haupt, »welchen Tisch meinen Sie?«
    »Keith oder Keibel?«, setzt Damaschke fragend hinzu.
    Sie wollen so erfahren, ob sie ihre Untersuchungsergebnisse in unsere reguläre Dienststelle bei der M 1 in die Keithstraße schicken sollen oder zu »unserem Lehrstuhl« ins Vopo-Präsidium in der Ostberliner Keibelstraße.
    »Keibel«, antworte ich deshalb, denn noch können wir uns nicht zerteilen.
    »Wir brauchen mehr Struktur und Planung«, ahnt Hünerbein und reibt sich den umfangreichen Bauch. »So langsam kriege ich Hunger.«
    Das ist auch nichts Neues, denke ich und überlege, wem wohl die Wolldecke gehört, die ich noch immer in der Hand halte. »Ist das eure?«, frage ich Damaschke.
    Der schüttelt den Kopf. »Die hatte die Zeugin um.«
    Das weiß ich, aber wer hat sie ihr gegeben? Egal, ich kann die Decke ja erst mal mitnehmen, irgendwer wird sie schon noch vermissen.
    »Was hältst du von einem vernünftigen Frühstück?«, wird Hünerbein deutlicher, »mein Magen knurrt mächtig.«
    »Geht in Ordnung«, antworte ich, obgleich ich nichts höre, »wenn du zahlst.«
    »Ich hab das letzte Mal schon gezahlt«, protestiert Hünerbein, aber da liegt er dezidiert falsch.
    »Gestern im ›L’Emigrante‹ hab ich bezahlt.«
    »Da hast du nicht bezahlt«, widerspricht Hünerbein, »du zahlst nie bei Enzo.«
    »Ja, weil ich sein bester Freund bin. Aber das habe ich mir lange erarbeiten müssen und insofern …« Es bleibt dabei. »Ich habe bezahlt.«
    »Warum hab ich nicht solche Freunde?«
    »Weil du jeden in die Pleite fressen würdest.« Wir gehen langsam zu unseren Wagen zurück. »Was hältst du vom

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