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Tortenschlacht

Tortenschlacht

Titel: Tortenschlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver G Wachlin
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Stricken herum, und das Schlimmste ist Siggi, der sich voller Leidenschaft über Monika hermacht. Fatalerweise scheint es ihr zu gefallen, lüstern bäumt sie sich auf und keucht und schreit, ihr Atem rasselt, scheppert, klingelt immer lauter: Kingelingeling! Klingelingeling!
    Schweißgebadet schrecke ich hoch. Was für eine furchtbare Nacht! Immerhin scheint sie vorbei zu sein, denn draußen dämmert es bereits. Und noch immer klingelt mein Telefon. Ich sehe auf die Uhr: sechs Uhr dreiunddreißig. Ist das Melanie? Hoffentlich ist ihr nichts passiert! Ruckartig stehe ich auf, doch mein Code-A-Phone ist schon angesprungen. »Hans Dieter Knoop missioniert im wilden Osten. Nachrichten nach dem Piep.«
    Pieeep!
    »Sardsch?« Es ist Hünerbein. »Sardsch, es gibt Arbeit, und da wird ein fähiger Beamter gebraucht …«
    Vergiss es! Montage sind Schontage, denke ich und nehme den Hörer ab. »Was ist?«
    »Guten Morgen, Partner!« Weiß der Teufel, wieso Hünerbein schon so gut drauf ist. »Draußen scheint zur Abwechslung mal die Sonne, es sind milde fünfzehn Grad und …«
    »Ich fragte, was ist?«
    »Leichenfund im Grunewald«, meldet Hünerbein. »Wir treffen uns in zwanzig Minuten am Hüttenweg kurz hinter der AVUS -Auffahrt, schaffste das?«
    »Muss wohl«, sage ich und lege auf.
    Merkwürdig. Manchmal kann das Leben eines Kriminalbeamten so langweilig sein. Da verbringt man wochen- und monatelang seine tägliche Dienstzeit im Büro, ohne dass etwas Bemerkenswertes passiert und arbeitet uralte ungeklärte Mordfälle ab, die ohnehin niemand mehr zu lösen vermag. Oder man schult Ostkollegen zu Demokraten um, was auch nicht spannender ist. Und dann gibt’s Wochen wie diese, und jeden Tag ‘ne neue Leiche. Ich weiß nicht, was mir lieber ist.
    Hastig springe ich in meine Jeans, ziehe mir T-Shirt und Jacke an und steige in meine alten Krokodillederstiefel, da es in den Grunewald geht und ich mir nicht die guten Coyote-Western-Wax-Boots aus Pythonschlangenhaut versauen will.
    Dann renne ich aus dem Haus, putze mir im Laufen die Zähne, finde meinen Wagen noch dort, wo ich ihn gestern geparkt habe, und brettere Richtung Stadtring.
    Erst dort fällt mir Monika wieder ein, doch ich versuche, die eifersüchtigen Gedanken zu verdrängen, so gut es eben geht. Und was Melanie angeht, rufe ich nachher das Gymnasium an. Mal sehen, ob sie ihr Versprechen wahr macht und pünktlich in die Schule kommt. Gott, ich bin wirklich umstellt vom weiblichen Geschlecht! Unter emotionalem Stress sozusagen. Der Barmann aus dem Felsenkeller hat schon recht, wenn er sagt, es gibt einfach zu viele!
    So, und jetzt sollte ich mich auf meinen Job konzentrieren. Wir haben den dritten Toten, da ist die ermittelnde Fachkraft gefordert.
    Quietschend stoppe ich den Wagen unter der Autobahnbrücke am Hüttenweg. Neben der AVUS -Zufahrt flattern Absperrbänder, ich sehe die Kollegen von der Kriminaltechnik, zwei Streifenwagen, Hünerbeins Mercedes, einen grauschwarzen Leichenwagen und den Saab des Totengräbers. Alles wie immer.
    »Morgen, Kollegen.« Ich schiebe mich unter der Absperrung durch und laufe vorsichtig ins Unterholz, durch das schon Damaschke mit seinen Spurensicherern stapft, Fotos macht und Nummernschildchen aufstellt. Hünerbein steht im Graben direkt unterhalb der Autobahn und sieht dem Rechtsmediziner zu.
    »Was gibt’s?«
    »Könnte ein Unfallopfer sein«, knurrt Hünerbein und reicht mir die Hand.
    »Seit wann liegt der hier?«
    »Keine Ahnung.« Hünerbein deutet auf eine junge Frau, die, in eine Wolldecke gehüllt, mit einem Hund etwas abseits steht. »Das Mädchen da hat ihn gefunden.«
    »Kann ich jetzt endlich gehen?« Die junge Frau sieht mich frierend an. »Ich warte jetzt hier schon über eine Stunde.«
    »Darf ich fragen, was Sie hier so früh gemacht haben?«
    »Ich war joggen mit dem Hund.«
    Ich sehe hoch zum brüllenden Verkehr auf der AVUS . »Gibt sicher schönere Strecken.«
    »Ich muss nur unter der Brücke durch.« Die Frau schüttelt sich. »Dann ist es wieder ruhig.«
    »Der Hund hat ihn gefunden?« Ich überlege, was es für eine Rasse ist. »Bernhardiner?«
    »Berner Sennenhund«, erklärt die junge Frau. »Plötzlich war er weg und bellte. Schrecklich, was?«
    »Mhm«, nicke ich. »Wurden Ihre Personalien schon aufgenommen?«
    Die junge Frau nickt. »Ich hab auch die Visitenkarte von dem Dicken.«
    »Hünerbein«, erkläre ich, »das ist Hauptkommissar Hünerbein.«
    »Und Sie? Wer sind Sie?«
    »Knoop, Hans

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