Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tortenschlacht

Tortenschlacht

Titel: Tortenschlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver G Wachlin
Vom Netzwerk:
alles ganz schnell gehen? – Nee!« Beylich verschränkte entschieden die Arme. »Ohne mich.« Er würde nicht mehr für irgendwelche übergeordneten Interessen den Ausputzer spielen.
    »Aber es hat einen Toten gegeben«, wagte Matuschka einen zarten Einspruch, »weil es gebrannt hat und die Häuser nicht sicher sind. Die Wohnungsverwaltung muss sich absichern, sonst steht sie in der Haftung, wenn noch mal was passiert! Im Übrigen habe sie gegen die Besetzer Anzeige erstattet.« Er legte einen weiteren Zettel vor.
    »Anzeige wegen Hausfriedensbruch und Sachbeschädigung?« Beylich war außer sich. »Dass ich nicht lache! Die hätten sie schon vor Monaten erstatten können. Warum erst jetzt, Matuschka? Da will uns wer so kurz vor der Einheit noch an den Karren pissen – wer hat das überhaupt unterschrieben?« Er sah in der Anzeige nach, doch Matuschka sagte es ihm schon.
    »Ein Herr Bentzsch, Rüdiger. Hauptabteilungsleiter bei der KWV  …«
    »Bentzsch?« Beylich stutzte. »Ist das nicht der, der vor Kurzem noch behauptet hat, die Kapitalisten aus dem Westen steckten hinter der Sache?« Er griff nach dem Telefonhörer. »Hat wohl jetzt auch gemerkt, dass sich die Machtverhältnisse ändern. Will sich schnell noch einschleimen bei den Herren Immobilienbesitzern. Na, dem werde ich mal ein paar Takte erzählen …«
    Doch Matuschka nahm ihm entschieden den Hörer aus der Hand und legte auf. »Mit Verlaub, Genosse …«
    »ICH BIN KEIN GENOSSE MEHR!«
    »Der Anzeige müssen wir nachgehen als Kripo«, beharrte Matuschka eingeschüchtert, »und wenn die Punker die Häuser nicht freiwillig räumen, sind wir auch gefordert. Das wird dann strafrechtlich relevant.«
    Beylich schüttelte anhaltend den Kopf. Niemals mehr, das hatte er sich seit vergangenem Herbst geschworen, würde er gegen das eigene Volk vorgehen. Verbrechen aufklären, ja, aber das hier war etwas anderes.
    Oder?
    Sicherheitshalber griff er erneut zum Telefon und rief den arroganten Knoop zu Hause an. Sollte ihm doch dieser Besserwessi erklären, wie er zu verfahren hatte. Aber es meldete sich, »Hans Dieter Knoop missioniert im wilden Osten«, nur der Anrufbeantworter. Und auch bei Hünerbein war nur die Ehefrau zu Hause.
    »Soll er sie zurückrufen?«
    »Nein, danke!« Beylich legte wieder auf. Er würde selbst entscheiden. Einmal in seinem Leben wollte er sich vorwagen. Einen eigenen Entschluss fassen und dafür geradestehen. Komme, was wolle. Monatelang waren die Hausbesetzungen geduldet worden, als alternative Möglichkeit des menschlichen Zusammenlebens – das war eine politische Sache, da mischte sich das »Neue Forum« und wer sonst noch alles ein, und damit hatte die Kripo nichts zu tun. Basta!
    »Wir halten uns da raus, Matuschka«, sagte er schließlich, und seine Stimme zitterte ein wenig. »Übermorgen haben wir die Einheit. Dann gilt die Berliner Linie. Sollen das die Kollegen aus dem Westen erledigen!«

41    HÜNERBEIN WAR VOM Hüttenweg unverzüglich nach Königs Wusterhausen gefahren, »um etwas loszuwerden« und um Friedrichs über die neuen Zusammenhänge im Arndt-Fall zu informieren. Alles scheine mit allem zusammenzuhängen, nur wisse Hünerbein nicht, wie. Zudem sei sein Partner seit gestern Abend wie vom Erdboden verschluckt, verschleppt womöglich sogar vom selben Mann, der auch den armen Landwirt auf dem Gewissen haben könnte.
    »Da ist was faul«, sagte er immer wieder, »da ist was oberfaul.«
    »Haben Sie ein Foto von diesem Werner von Lahn«, erkundigte sich Friedrichs.
    Hünerbein hatte und zog einen zerknitterten Zeitungsausschnitt aus seiner Hosentasche. »Hier! Darauf ist er einigermaßen gut getroffen.«
    »Mhm«, machte Friedrichs nachdenklich und steckte das Bild ein, »ich kann ja mal recherchieren, ob es bei uns dazu etwas in den Archiven gibt.«
    »Das wäre nett«, sagte Hünerbein und holte tief Luft. Jetzt kam er zum eigentlichen Grund seines Hierseins. Wie sollte er es aber dem alten Volkspolizisten beibringen? »Ich hätte noch etwas für Sie«, sagte er schließlich, »sozusagen zur Aufbewahrung.«
    »Zur Aufbewahrung?«
    Hünerbein nickte und lächelte schwach. »Es ist sozusagen ein wenig heikel. Aber da Sie ja ab Donnerstag in Pension sind …«
    »Frei und ungebunden«, nickte Friedrichs.
    »Es handelt sich um eine größere Menge Rauschgift.« Hünerbein atmete durch. Jetzt war es raus. »Cannabis«, setzte er hinzu, »Haschisch, wenn Sie so wollen.«
    Friedrichs funkelte ihn aus seinen

Weitere Kostenlose Bücher