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Tortenschlacht

Tortenschlacht

Titel: Tortenschlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver G Wachlin
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dass der Junge erst von der Mafia gefoltert und dann der Polizei übergeben wurde, ist er nicht mehr vernehmungsfähig. Dann steht alles, was er sagt, unter richterlichem Vorbehalt.
    Ich sehe ihn mir an: Diese Rübe hat also meine Tochter zum Kiffen verführt und in geklauten Autos herumkutschiert. Um dann in einem Bewässerungsgraben zu landen. Mensch, was da hätte passieren können …
    »Hör zu«, kläre ich ihn auf, »ich bin Hauptkommissar Knoop, Kripo Berlin. Ich kläre den Mordfall an Jan Fridolin Arndt auf. Die Typen, die dich festgesetzt haben, haben nichts mit mir oder meiner Dienststelle zu tun, klar?« Ich ziehe eine Schachtel Gauloises aus der Jackentasche und halte sie ihm hin. »Zigarette?«
    Der Junge greift zu. Seine Hände zittern so, dass er kaum die Fluppe aus der Schachtel bekommt. Ich gebe ihm Feuer und stecke mir selbst eine an.
    »Eigentlich ist das ‘n Nichtrauchertaxi«, meldet sich der Fahrer zu Wort.
    »Aber auch nur eigentlich«, erwidere ich und wende mich wieder dem Jungen zu. »Es ist wichtig, dass du mir alles erzählst. Was haben die Typen mit dir angestellt?«
    Dark schweigt hartnäckig.
    »Zufällig bin ich der Vater von dem Mädchen, mit dem du in Selchow verunglückt bist«, versuche ich, ihn aus der Reserve zu holen. »Es war nicht sehr sportlich, Melanie da draußen einfach allein zu lassen.«
    Keine Reaktion. Der Junge zieht stumm an seiner Zigarette und sieht starr auf den Boden.
    »Was ist da draußen passiert?«, frage ich weiter. »Wie bist du an das Geld gekommen?«
    Nichts.
    Ich atme tief durch und überlege. Vielleicht sollte ich Melanie dazuholen, denke ich, aber ist das korrekt? Da gibt’s doch sicher wieder irgendwelche Dienstanweisungen, die eine derartige Vermischung von Privatem und Beruflichem untersagen. Wahrscheinlich bin ich als Ermittler befangen und muss den Fall abgeben.
    »Hier?« Der Taxifahrer verlangsamt die Fahrt vor dem barocken Hauptportal unseres Dienstgebäudes.
    »Ja, halten Sie hier.« Ich drücke ihm einen Zwanziger in die Hand und steige aus. Dann will ich dem Jungen aus dem Wagen helfen, kriege aber den buchstäblichen Tritt in die Eier und gehe jaulend in die Knie. Diese verdammte Mistsocke will abhauen!
    Trotz des höllischen Schmerzes rapple ich mich hoch und wetze hinterher. Aua, tut das weh! Derart behindert hätte ich eigentlich keine Chance, den Jungen noch zu kriegen, doch der verheddert sich in seiner viel zu weiten Trainingshose und stürzt lang hin. Mit drei Sätzen bin ich bei ihm, ramme ihm das Knie ins Kreuz und drehe ihm die Arme im Polizeigriff auf den Rücken.
    »So, Freundchen«, keuche ich mit Tränen in den Augen, »jetzt ist aber Schluss mit den Mätzchen. Hoch mit dir!«
    Ich ziehe ihn wieder auf die Beine und schiebe ihn auf die Dienststelle zu. So ein Arschloch! Mit tut alles weh. Aber den nehme ich mir vor, dem wasche ich erst mal die Rübe.
    Ich stoße ihn in den Vernehmungsraum und verriegle die Tür.
    »Falls du es noch nicht begriffen hast, Dark. Du bist Hauptverdächtiger in einem Mordfall. Ich rate dir daher dringend zu kooperieren. Haben wir uns verstanden?«
    Dark schweigt.
    »Ob wir uns verstanden haben?«, werde ich lauter. Der bringt mich echt noch zur Weißglut. »Bis du dir überhaupt im Klaren, dass es hier für dich um Kopf und Kragen geht? Du wirst beschuldigt, Jan Fridolin Arndt umgebracht zu haben, um an seine zehn Millionen zu kommen. Du wurdest mit dem Geld erwischt und hast versucht, dich durch Flucht der Festnahme zu entziehen. Das reicht für ‘n Haftrichter, verlass dich drauf!«
    »Der hat sich doch selbst umjebracht«, mault Dark.
    Großartig, er kann sprechen!
    »Nee, hat er nicht«, gehe ich in die Offensive, »und stell dir vor, wir sind dahintergekommen. Wenn du also einen Selbstmord vortäuschen wolltest, um heil aus der Sache rauszukommen, hast du dich geschnitten.« Ich schiebe ihm ein Telefon hin. »Willst du lieber deine Mami oder einen Anwalt anrufen?«
    »Wieso?« Dark starrt mich an. »Alter, ick hänge doch keene Typen uff!«
    »Das soll ich dir glauben?« Ich winke ab. »Hier geht’s um zehn Millionen! Es wurden schon Leute wegen weit weniger getötet.«
    »Ick wusste doch janich, dass da so viel Jeld is!« Dark ist aufgesprungen. »Det war doch Zufall!« Er sinkt wieder auf seinen Stuhl und sieht mich gequält an. »Hamse vielleicht mal ‘ne Stulle?«
    »Ich hab keine Stulle.«
    »Ick brauch echt wat zu beißen«, Dark sieht mich flehend an, »mir is schon janz schlecht

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