Total Control (Das Labyrinth)
eg in Sidneys überfüllten Aktenkoffer gesucht, während sie sich da m it abquälte, den Telefonhörer unters Kinn zu kle mm en. »Ich m uß los, Jason.«
»Nein, Sid, warte. Ich m uß dir etwas –«
Sidney stand auf. Ihr Tonfall, während sie den Schaden begutachtete, den ihre Zweijährige soeben angerichtet hatte, ließ deutlich erkennen, daß sie keinen W i derspruch duldete. Trotzig starrte A m y zu ihrer Mutter e m por, m it einer Miene, die Sidneys eigener äußerst ähnlich sah. »Jason, das wird warten m üssen. Auch ich habe ein Flugzeug zu erwischen. Mach’s gut.« Sie legte den Hörer auf, kle mm t e sich ihre zappelnde Tochter unter den Ar m , sa m t Cheerios und alle m , und stürzte zur Tür hinaus.
Langsam legte auch Jason den Hörer auf und wandte sich vom Telefon ab. Ein tiefer Seufzer entrang sich seiner Kehle. W ohl zum hundertsten Male betete er, der heutige Tag m öge wie geplant verlaufen. Dem Mann, der unauffällig in seine Richtung schaute und sich sogle i ch wieder wegdrehte, schenkte er keine Beachtung. Zuvor war derselbe Mann an Jason vorbeigegangen noch bevor letzterer die Verwandlung auf der Toilette vollzog –, sogar nah genug, um das Na m ensschild auf dem Metallko ff er zu lesen. Es sollte sich als winzige, jedoch bedeutsa m e Unachtsa m keit Jasons herausstellen; denn auf dem Schild f anden sich sein richtiger Na m e sowie seine richtige Adresse.
Ein paar Minuten später stand Jason in der Schlange, um an Bord des Flugzeugs zu gehen. Er holte den weißen U m schlag hervor, den er in der Toilette von dem Mann erhalten hatte und nahm das darin befindliche Flugticket heraus. Er fragte sich, wie es in Seattle wohl sein würde. Dort war er noch nie gewesen.
Dann warf er einen Blick zur gegenüber liegenden Seite des Ganges, gerade noch rechtzeitig, um seinen »Zwilling« in den Flug nach Los Angeles einsteigen zu sehen. Dabei erhaschte Jason auch einen Blick auf ein e n weiteren Passagier, der in der Schlange für den Flug nach Los Angeles stand. Er war groß und hager, hatte einen kahlen S c hädel und ein breites, teilweise von einem buschigen Bart verdecktes Gesicht. Die ausdrucksstarken Züge wirkten vertraut, doch Jason wußte den Mann nicht einzuordnen; dann versc h wand dieser m it einem Aktenkoffer in der Hand durch die T ü r, um zu seinem wartenden Flugzeug zu gelangen. Jason zuckte die Schultern, übergab ordnungsge m äß seine Bordkarte und ging die Treppe hinab.
Kaum eine halbe Stunde später, als das Flugzeug, in dem sich Arthur Lieber m an befand, auf d i e Erde krachte und schwarze Rauchschwaden zu den weißen W olken e m porwallten, trank Jason Archer Hunderte Meilen nördlich davon eine frische Tasse Kaffee und öffnete seinen Laptop. Lächelnd blickte er aus dem Fenster der auf Chicago zudüsenden Maschine. Der erste Abschnitt der Reise war ohne Zwischenfall verlaufen, und der Kapitän hatte soeben für die gesa m t e Strecke einen ruhigen Flug angekündigt.
KAPITEL 5
Ungeduldig drückte Sidney Archer auf die Hupe, worauf der Fahrer in dem W agen vor ihr endlich m erkte, daß die A m pel Grün zeigte. Sidney warf einen Blick auf die Uhr am Ar m aturenbrett: W i e üblich war sie spät dran.
Instinktiv betrachtete sie im Innenspiegel des Ford Explorer den Rücksitz. A m y, die ihren Teddy m it der winzigen Hand fest u m kla mm ert hielt, war a u f dem Kindersitz eingeschlafen. Von ihrer Mutter hatte A m y das dichte, blonde Haar, das m arkante Kinn und die schlanke Nase geerbt. Die strahlend blauen Augen und die athletische An m ut sta mm t en von ihrem Vater, obwohl auch Sidney einst recht erfolgreich am College als Stür m erin im Frauenbasketballteam gespielt hatte.
Sie bog auf den asphaltierten Parkplatz ein und setzte in eine Parklücke vor dem niedrigen Ziegelsteingebäude zurück. Dann stieg sie aus, öffnete die Hintertür des Ford und befreite ihre Tochter behutsam aus dem Kindersitz, darauf bedacht, den Teddybären und den Beutel m it A m ys Sachen nicht zu vergessen. Sie zog A m y die Kapuze über den Kopf und schützte das kleine Gesichtchen m it ihrem Mantel gegen den schneidenden W i nd. Ein Schild über der Doppelglastür verkündete:
»JEFFERSON COUNTY DAY-CARE CENTER«.
Drinnen zog Sidney ihrer Tochter den Mantel aus und nahm sich die Zeit, die Folgen des m orgendlichen Zwischen f alls m it den Corn f l akes zu beseitigen. Danach überprü f t e sie den Inhalt von A m ys Beutel, bevor sie diesen an Karen, eine Mitarbeiterin der
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