Total Control (Das Labyrinth)
hätte kaum schlechter gewählt sein können. Er stand kurz davor, sich den Anhörungen des S e nats für den Posten bei der Bundeszentralbank zu stellen. S e ine Frau drohte, ihn über die Presse in der Luft zu zerrei ß en. Mit der Präsidentschaft der Bundeszentralbank, die Lieber m an, wie m an m i r erzählte, unbedingt überneh m en wollte, wäre es kurzerhand vorbei gewesen. Um sich des Proble m s zu entledigen, überließ Lieber m an seiner Frau nahezu alles, was er besaß. Vor ein paar Jahren ist sie an Krebs gestorben. Ersch w erend ko mm t hinzu, daß seine Freundin, die etwa Mitte Zwanzig sein m uß, einen teuren Gesch m ack hatte. Mit dem Posten bei der Bundeszentralbank ist zwar höchstes Ansehen verbunden, nicht aber das Geld, das sich an der W all Street verdienen läßt nicht ein m al annähernd. Tatsache ist, daß Lieber m an bis zum Hals in Schulden steckte. Er lebte in einer ar m seligen W ohnung drüben am Capitol Hill und lungerte vor einem finanziellen Loch der Tiefe des Grand Canyons. Der Stapel Liebesbriefe, den wir in der W ohnung gefunden haben, sta mm t anscheinend von seiner Geliebten.«
» W as ist aus ihr geworden ? « erkundigte sich Sawyer.
» W issen wir nicht genau. Aber es sollte m i ch nicht wundern, hätte sie ihm den Laufpaß gegeben, als sie herausfand, daß ihre Goldgrube vom Krebs zerfressen war.«
»Irgendeine Ahnung, wo sie sich jetzt aufhält ? «
Jackson schüttelte den Kopf. »Soweit ich herausfinden konnte, ist sie seit einiger Zeit von der Bildfläche verschwunden. Ich habe ein paar Kollegen von Lieber m an aus seiner Zeit in New York aufgespürt. Laut deren Aussagen soll die Frau wunderschön, aber strohdu m m gewesen sein.«
» W ahrscheinlich ist es Zeitverschwendung, aber stell trotzdem weitere Nachforschungen über sie an, Ray.«
Jackson nickte.
Sawyer wandte sich an Agent Barracks. »Irgend etwas Neues vom Kongreß, wer Lieber m an nachfolgen wird ? «
Als Barracks antwortete, erhielt Sawyer den zweiten Schlag innerhalb einer Minute.
»Einhellige Meinung: W alter Burns.«
Eine W eile starrte Sawyer Barracks an, dann schrieb er den Na m en » W alter Burns« in sein Notizbuch. In die Spalte daneben kritzelte er das W ort »Arschloch«, gleich darunter das W ort »Verdächtiger«, versehen m it einem Fragezeichen.
Sawyer blickte vom Notizbuch auf. »Klingt, als hätte unseren Mr. Lieber m an in letzter Zeit eine Pechsträhne verfolgt. W arum also sollte m an ihn u m bringen?«
»Dafür gibt es haufenweise Gründe«, antwortete Agent Barracks. »Der Präsident der Bundeszentralbank gilt als Sy m bol für A m erikas W ährungspolitik eine erstrebenswerte Zielscheibe, beispielsweise für eine neidische Bananenrepublik der dritten W elt. Oder such dir eine von etwa zwei Dutzend aktiven Terrororganisationen aus, die sich auf Flugzeugattentate spezialisiert haben.«
Sawyer schüttelte den Kopf. »Bisher hat sich noch keine Gruppe zu dem Anschlag bekannt.«
Barracks prustete. »Laß ihnen ein wenig Zeit. Jetzt, da wir bestätigt haben, daß es sich um einen Sabotageakt handelt, werden die Verantwortlichen sich m elden. Diese Dreckskerle leben dafür, A m erikaner aus dem Hi mm el zu bo m ben, um ihren politischen Standpunkt zu vertreten.«
»Verda mm t noch m al!« Sawyer ließ die kräftige Faust auf den Tisch niederkrachen, erhob sich und begann, m it hochrotem Gesicht auf und ab zu m arschieren. Der Anblick des Einschlagkraters schien alle paar Sekunden durch seine Gedanken zu blitzen. Hinzu kam m ittlerweile auch die kleinere, da f ür um so niedersch m etterndere Vision des winzigen, versengten Schuhs, den er in der Hand gehalten hatte. Jedes seiner Kinder hatte er nach ihrer Geburt im Arm gewiegt. Jedes davon hätte es treffen können. Jedes! Er wußte, daß dieser Anblick nie m als ganz aus seinen Gedanken verschwinden würde, solange er auf Erden wandelte.
Besorgt m usterten ihn die Agenten. Sawyer hatte sich zu Recht den Ruf erworben, einer der scharfsinnigsten aus dem Heer keineswegs du mm er Agenten des FBI zu sein. Obwohl er bereits seit fünfundzwanzig Jahren m it ansehen m ußte, wie diverse Mit m enschen eine blutrote Spur quer durch das Land zogen, ging er nach wie vor an jeden Fall m it de m selben Eifer und derselben Unerbittlichkeit heran. Für gewöhnlich stellte er wohldurchdachte Analysen über hitzige Gefühlsausbrüche; dennoch wußten die m eisten, die im Lauf der Jahre m it ihm zusa mm engearbeitet hatten, daß ihm m itunter der
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