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Total Recall

Total Recall

Titel: Total Recall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Dürr (VS Mihr)
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Blut in die Muskeln pumpt, mit einem Orgasmus. Und ich behauptete, ich wäre nicht zur Beerdigung meines Vaters gereist, weil ich mein Training nicht unterbrechen wollte. Ich gab außerdem von mir, dass nur einige wenige Männer zum Anführer geboren seien, während es dem Rest der Menschheit bestimmt sei, anderen zu folgen, und sprach dann über die großen Eroberer und Diktatoren der Geschichte. George war so klug, solche Sätze gar nicht erst in den Film aufzunehmen, vor allem nicht meine Bemerkung, dass ich Hitlers Rednertalent bewundern würde, nicht jedoch, wozu er es genutzt hätte. Ich wollte nur große Töne spucken und merkte nicht, dass ich die Grenze zum Anstößigen überschritten hatte.
    Es war anstrengend, ständig von Kameras umgeben zu sein, nicht nur beim Training, sondern auch wenn ich zu Hause war, Freunde besuchte, am College lernte, Schauspielunterricht hatte, Immobilien begutachtete und Drehbücher las. Wieder einmal war ich dankbar für die Transzendentale Meditation, vor allem weil in den TM-Zentren keine Kameras zugelassen waren.
    Die Psychospielchen gegen Lou und seinen Vater waren Teil der Handlung. Ich begann damit im Herbst, als ich Lous Vater begegnete und so tat, als ob ich Angst hätte.
    »Ich hoffe, Sie vermasseln das Training«, sagte ich zu Lous Vater. »Ansonsten wird er für mich beim Mister Olympia eine echte Bedrohung.«
    »Oh, wir werden gar nichts vermasseln.«
    Lou selbst war leicht zu verunsichern, ähnlich wie Sergio Oliva oder Dennis Tinerino oder die anderen Bodybuilder, die so mit sich selbst beschäftigt waren, dass sie nicht viel von der Welt mitbekamen. Zu Lou konnte man ganz beiläufig sagen: »Wie läuft’s mit den Bauchmuskeln?«
    Und er antwortete: »Gut. Warum? Ich finde, sie sind ziemlich gut definiert.«
    »Na ja, aber … Ach, vergiss es, mach dir keine Gedanken, du siehst toll aus.« Noch während man das sagte, schaute er prüfend auf seine Bauchmuskeln und posierte danach vor dem Spiegel. Eine solche Bemerkung genügte, dass sich bei ihm erste Unsicherheiten einschlichen.
    In Pumping Iron sieht man, wie ich ihn und seinen Vater bis kurz vor dem Wettkampf aufziehe. Etwa wenn ich zu Lou sage: »Ich habe bereits meine Mutter angerufen und ihr erzählt, dass ich gewonnen habe, obwohl der Wettkampf erst morgen ist.« Oder am Morgen vor der Veranstaltung, wenn er und seine Eltern mich zum Frühstück ins Hotel einladen und ich sage: »Das ist wirklich unglaublich. Ihr ignoriert mich die ganze Woche, und jetzt wollt ihr, dass ich am Morgen vor dem Wettkampf mit euch frühstücke? Ihr wollt mich nur fertigmachen!« Dann tue ich so, als würde ich vor Angst zittern und könnte kaum noch das Rührei auf der Gabel balancieren. Das war natürlich in erster Linie Show. Die Filmzuschauer sollten sagen: »Ist der Typ nicht unglaublich? Der redet seinem Gegner einfach ein, dass er verlieren soll!« Und meine Hänseleien zeigten bei Lou tatsächlich Wirkung, er wurde nur Dritter, während ich zum sechsten Mal hintereinander den Titel des Mister Olympia gewann und damit einen neuen Rekord aufstellte.

Kapitel 11
    Pumping Iron
    Pumping Iron war gerade einmal zur Hälfte fertiggestellt, als George das Geld ausging. Doch anstatt das Projekt aufzugeben, schlug er vor, eine Bodybuilding-Aktion in einem New Yorker Kunstmuseum zu veranstalten, um wohlhabende Gönner aufzutun. Wir wussten nicht so recht, ob die Idee komplett dämlich oder einfach nur brillant war. Doch das Whitney Museum of American Art, das für seine unkonventionellen Aktionen bekannt war, ergriff die Gelegenheit beim Schopf.
    Die Veranstaltung, die als »Articulate Muscle: The Male Body in Art « angekündigt war, fand an einem Freitagabend im Februar 1976 statt. Das Museum verlängerte dafür eigens die Öffnungszeiten. Frank Zane, Ed Corney und ich wollten live unsere Posen vorführen, parallel dazu sollten Bilder griechischer Statuen und der großen Meisterwerke Michelangelos, Leonardo da Vincis und Rodins gezeigt werden, kommentiert von Kunsthistorikern und Künstlern. Zum ersten Mal sollte ernsthaft über Bodybuilding diskutiert werden.
    George hatte auf ein paar hundert Leute gehofft, aber obwohl es an dem Abend stürmte und schneite, kamen über 2500. Die Schlange zog sich um den ganzen Block. Die Galerie im vierten Stock war überfüllt, überall standen und saßen Leute. In der Mitte war eine sich drehende Plattform aufgestellt, auf der wir unsere Posen zeigen sollten. Zwischen unseren

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