Total Recall
will alles selbst machen, will den Trailer schneiden und sich auch noch um die Werbung kümmern, heißt es dann. Er lässt sich nichts sagen, lautet das Fazit. Und dann gehen die Streitereien los, über deren Ausgang normalerweise das Kleingedruckte im Vertrag entscheidet. In diesem Fall gewann das Studio. Bob wollte mit den Werbeleuten zusammenarbeiten, was aber zu nichts führte. Sie sagten, er sei kein Teamplayer.
Dank meiner Rolle in Stay Hungry fand ich aber immerhin einen Agenten: Larry Kubik, dessen kleine Agentur, Film Artists Management, auch Jon Voight und Sylvester Stallone vertrat. Es gingen auch schon bald Anfragen für mich ein, doch sie waren nicht das, was ich wollte. Larry suchte passende Hauptrollen für mich und lehnte jede Menge Mist ab. Ich sollte einen Türsteher spielen, einen Nazi-Offizier, einen Ringer, einen Footballspieler oder einen Häftling. Solche Angebote schloss ich kategorisch aus, weil ich mir sagte: »Damit wirst du niemanden davon überzeugen, dass du hierhergekommen bist, um ein Star zu werden.«
Ich war in der glücklichen Lage, nein sagen zu können. Dank der Einkünfte aus meinen Unternehmen musste ich mit dem Schauspielen nicht mein Geld verdienen. Das war mir wichtig, denn ich wollte keine Rolle annehmen müssen, die mir nicht zusagte. Ich erlebte das dauernd bei den Schauspielern und Musikern, die im Gold’s trainierten. Immer wieder beklagten sich Schauspieler: »Drei Tage lang musste ich den Killer spielen. Ich bin so froh, dass das vorbei ist.«
»Wenn du die Rolle schlimm fandst, warum hast du sie dann angenommen?«, fragte ich.
»Ich habe 2000 Dollar verdient. Ich muss schließlich meine Miete zahlen.«
Man könnte auch argumentieren, dass vor der Kamera zu stehen immer eine gute Übung war, egal in welcher Rolle. Aber das wollte ich nicht. Ich hatte das Gefühl, dass ich zum Hauptdarsteller berufen war, ich wollte auf den Plakaten stehen, ich wollte eine tragende Rolle. Alle anderen außer mir fanden das verrückt, das war mir klar. Aber man muss sich selbst bereits als Star sehen und sich entsprechend verhalten. Das war meine Devise. Denn wenn man nicht selbst an sich glaubt, wie sollen es dann die anderen?
Selbst vor Stay Hungry stand ich bei den anderen Bodybuildern in dem Ruf, Engagements abzulehnen. Manchmal kam ein Anruf von einem Filmstudio mit der Anfrage: »Könnten ein paar Ihrer Leute bei uns vorbeikommen? Wir brauchen Muskelmänner.« Wenn man da hinging, hieß es: »Ihr zieht euch hoch aufs Dach, prügelt euch und springt dann vom Dach runter auf die Stunt-Matte.« Ich sagte mir: Das ist nicht gerade der Grundstein für die Karriere eines Stars. Meine Antwort lautete in solchen Fäller daher: »Danke, kein Interesse.«
»Aber wir sind Fans von Ihnen«, bekam ich oft zu hören. »Der Regisseur ist Ihr Fan. Sie sind der Stärkste, Sie haben das richtige Gesicht, das richtige Alter. Sie bekommen 1700 Dollar am Tag.«
»1700 Dollar sind natürlich sehr schön, aber ich brauche das Geld nicht unbedingt«, erwiderte ich. »Geben Sie es einem meiner Freunde hier, die brauchen es dringender.«
Larry war mit mir einer Meinung, dass ich wählerisch sein sollte, doch sein Geschäftspartner Craig Rumar war am Verzweifeln, weil wir so viele Angebote ablehnten. Ich machte mir daher immer Sorgen, wenn Larry im Urlaub war. Craig rief mich dann an und sagte: »Ich weiß nicht, ob ich dir eine Rolle besorgen kann. Gerade dreht hier niemand. Das wird jetzt alles im Ausland gemacht. Eine echt schwierige Situation. Warum machst du nicht ein paar Werbefilme?«
Larrys größter Triumph in jenem Jahr war ein Termin bei Dino De Laurentiis, den er nach unzähligen Absagen für mich arrangieren konnte. Dino war in der Filmbranche eine Legende. Er hatte in Italien Klassiker wie Fellinis La Strada (1954) und Trash-Hits wie Barbarella (1968) produziert, aber auch viele Flops. Er hatte viel Geld verdient und dann wieder verloren. Schließlich hatte er in Hollywood noch einmal neu angefangen. Derzeit hatte er einen unglaublichen Lauf mit Serpico , Ein Mann sieht rot , Mandingo und Die drei Tage des Condor. Er verfilmte gern Comics und suchte gerade nach einem Darsteller für die Rolle des Flash Gordon.
Als Larry und ich in Dinos Büro kamen, fühlte ich mich wie in einer Szene von Der Pate. Dino saß hinter seinem Schreibtisch am anderen Ende des Raums. Direkt hinter uns bei der Tür saß ein alter Bekannter von ihm aus Italien, der Produzent Dino Conte.
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