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Total Recall

Total Recall

Titel: Total Recall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Dürr (VS Mihr)
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und stellte mich vor, und er lud mich ein, mich ein paar Minuten zu ihm zu setzen. Er war ein Bodybuilding-Fan und trainierte selbst. Er trug ein Tweedsakko mit Fischgrätmuster, das mich an Dirty Harry erinnerte. Später erfuhr ich, dass es tatsächlich das Sakko aus dem Film war. Clint war sehr sparsam. Als wir uns angefreundet hatten, erzählte er mir, dass er immer die Kleidung aus den Filmen behielt und jahrelang trug, er selbst kaufte sich so gut wie nichts. (Heute trägt er natürlich gern schöne Sachen. Vielleicht bekommt er sie ja immer noch kostenlos.) Viele Leute konnten das nicht verstehen, dass ein prominenter Schauspieler wie er allein an einem Tisch saß. Aber Clint fühlte sich wohl so, er ruhte in sich.
    Dass ich in einem Film von Bob Rafelson mitspielte, der noch nicht einmal in den Kinos war, half mir nicht sonderlich weiter, als ich einen Agenten suchte. Einer, der sich an mich wandte, war Jack Gilardi, der Agent von O. J. Simpson. O. J. war auf dem Höhepunkt seiner sportlichen Karriere, der beste Runningback in der National Football League, und Gilardi besorgte ihm kleinere Rollen in Filmen wie Flammendes Inferno. Die Filmstudios wollten O. J. nur wegen seines Namens, damit sich möglichst viele Football-Fans den Film ansahen. So lockte man die Leute ins Kino. Aber er bekam nie eine Hauptrolle, und niemand, der in Hollywood etwas zu sagen hatte, schenkte ihm Beachtung.
    Jack wollte bei mir genauso vorgehen. Er dachte, wenn ich in einem Film mitspielen würde, kämen sämtliche Bodybuilding-Fans. »Tatsächlich habe ich gerade ein gutes Drehbuch für einen Western hier liegen und treffe mich bald mit den Produzenten, da wäre eine Rolle für Sie dabei«, sagte er. Eine Rolle, bei der fünf oder sechs andere Figuren wichtiger waren.
    So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Wer mich vertrat, sollte von meiner Karriere überzeugt sein. Ich wollte keinen Agenten, der sagte: »Sie haben doch sicher eine kleine Rolle für Arnold in Ihrem Film, eine Nebenrolle mit ein paar Zeilen Text, damit er im Abspann aufgeführt ist.« Ich wollte einen Agenten, der sich für mich einsetzte und auch einmal mit der Faust auf den Tisch haute. »Der Junge hat Star-Qualitäten. Ich will ihn aufbauen. Wenn Sie uns eine der drei Hauptrollen anbieten können, haben wir Interesse. Wenn nicht, vergessen Sie’s.«
    Doch bei den großen Agenturen fand ich niemanden, der das auch so sah. William Morris und ICM waren die beiden wichtigsten Agenturen in der Stadt, zu einer der beiden wollte ich, weil sie immer als Erste von den großen Filmprojekten erfuhren, Kontakt zu den großen Regisseuren hatten und mit der Leitung der Studios eng zusammenarbeiteten. Mitarbeiter der Agenturen waren auch bereit, mich zu treffen, weil ich gerade mit Bob Rafelson gedreht hatte. Aber beide sagten dasselbe: Es gab zu viele Hindernisse. »Sie haben einen Akzent, der die Leute abschreckt«, erklärte der Agent von ICM. »Ihr Körper ist zu groß für den Film. Ihr Name passt nicht einmal auf ein Filmplakat. Alles an Ihnen ist zu fremdartig.« Er meinte das nicht böse und war durchaus zu einer Zusammenarbeit in anderen Bereichen bereit: »Warum bleiben Sie nicht im Fitnessbereich, und wir entwickeln gemeinsam ein Franchisesystem? Wir könnten Ihnen auch bei der Organisation von Seminaren helfen oder Ihnen Auftritte als Redner verschaffen. Oder wie wäre es mit einem Buch mit Ihrer Geschichte?« Er wollte helfen, glaubte aber definitiv nicht an mich als Filmstar.
    Heute verstehe ich das besser und weiß, dass sich unglaublich viele Talente aus aller Welt bei den Agenturen melden und sie einfach nicht die Zeit haben, jemanden aufzubauen und an die Spitze zu bringen. Das ist nicht ihre Aufgabe. Es passiert, oder es passiert eben nicht. Aber damals fühlte ich mich verletzt. Ich wusste, dass ich einen ungewöhnlichen Körper hatte. Ich wusste, dass Amerikaner meinen Namen kaum aussprechen konnten. Aber das war doch bei Gina Lollobrigida auch so! Warum sollte ich mein Ziel aufgeben, nur weil mich verschiedene Hollywood-Agenten ablehnten?
    An meinem Akzent konnte ich arbeiten. Im Sommer ergänzte ich meinen Stundenplan um Sprechunterricht, zusätzlich zu meinem Schauspielunterricht, den Collegekursen, der Arbeit für meine beiden Unternehmen und dem Training für Mister Olympia. Mein Lehrer Robert Easton war ein berühmter Sprachcoach. Er war riesig, 1,90 oder 1,92 Meter groß, mit Vollbart, sonorer Stimme und einer auffallend präzisen Aussprache.

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