Total Recall
Dankeskarten-Schreiben. Maria freute sich jedenfalls darüber.
Meine Lesereise führte mich bald auch nach Detroit, wo ich in einem Einkaufszentrum auftrat. Ich rief Maria an. »Hey, wie wäre es, wenn du herkommst? Ich habe nette Freunde hier. Wir könnten zusammen ausgehen.« Meine Freunde, die Zurkowskis, waren Mitinhaber der Chicago Health and Tennis Corporation, mit über dreihundert Fitnessstudios die größte Sportstudiokette der USA. Maria war einverstanden, und so trafen wir uns in Detroit. Für mich war es ein deutliches Zeichen, dass sie offen war für eine Beziehung. Am College war sie mit einem Studenten zusammen gewesen, doch die Flamme war offenbar am Erlöschen. Ich hoffte, dass sie bereit war für Neues.
Ich für meinen Teil wusste nicht genau, was mich getrieben hatte, als ich sie anrief. Ich hatte mich an Halloween so gut mit ihr verstanden, dass ich sie einfach gern wiedersehen wollte. Und da sie an der Ostküste lebte, dachte ich, Detroit sei von ihr aus ja nicht so weit weg. Ich suchte eigentlich noch keine Beziehung und erst recht keine, bei der ich zwischen Ostküste und Westküste hin- und herpendeln musste. Maria hatte angedeutet, dass sie in Philadelphia eine Ausbildung fürs Fernsehen machen wollte. Ich dachte: »Keine Chance. Philadelphia und Los Angeles, das wäre echt hart.«
Aber es lief genau darauf hinaus – eine Beziehung zwischen Ostküste und Westküste. Wir sprachen nicht darüber, ob wir nun offiziell zusammen waren oder ob wir andere Beziehungen hatten, sondern wir trafen uns einfach, wann immer es sich einrichten ließ. Mir imponierte ihr Ehrgeiz. Sie wollte es im Nachrichtensektor beim Fernsehen zu etwas bringen. Ich erzählte ihr auch von meinen Plänen: »Ich werde eines Tages eine Million Dollar pro Film verdienen.« Das war die Gage der bestbezahlten Schauspieler damals – Charles Bronson, Warren Beatty und Marlon Brando –, und genau da wollte ich hin. Ich erklärte Maria, dass ich als Hauptdarsteller im Film so erfolgreich werden wollte, wie ich es als Bodybuilder gewesen war.
Im Hollywood war man wegen Stay Hungry , Pumping Iron und Die Straßen von San Francisco auf mich aufmerksam geworden. Aber noch immer konnte man mich nicht richtig einordnen. Da die Studiobosse mit ihren laufenden Projekten immer alle Hände voll zu tun hatten, nahm sich keiner die Zeit, sich in Ruhe zu überlegen: »Was könnten wir mit dem Kerl anstellen? Er hat einen tollen Körper und sieht gut aus. Er hat Charakter. Er kann schauspielern. Aber er passt in keine gewöhnliche Rolle. Was machen wir denn da?«
Deshalb suchte ich den Kontakt zu einem unabhängigen Produzenten. Ich landete bei Ed Pressman, der mit dem Drehbuchschreiber und Regisseur Terence Malick Badlands gemacht hatte und mit Sylvester Stallone Vorhof zum Paradies (Paradise Alley ) drehte. Ed war New Yorker, klein, intellektuell, elegant gekleidet. Sein Vater hatte eine Spielzeugfirma gegründet, und Ed hatte in Stanford Philosophie studiert. Eds Traum war es, einen Barbarenkrieger aus einem Groschenroman der dreißiger Jahre auf die Leinwand zu bringen. Sein Name war Conan der Cimmerier. Gemeinsam mit seinem Partner hatte er jahrelang Verhandlungen geführt, und als sie die Filmrechte endlich unter Dach und Fach hatten, sahen sie diesen schwerbepackten Kerl aus Pumping Iron . Sie waren sich sofort einig, dass ich als Conan genau der Richtige wäre. Ed hatte nicht einmal ein Drehbuch. Er gab mir einen Stapel Comics, die ich mir ansehen sollte, damit ich mir die Sache überlegen konnte. Ich hatte noch nie von Conan gehört, doch gab es offenbar einen regelrechten Conan -Kult. Seit den sechziger Jahren hatte ein großes Conan -Revival stattgefunden: Es gab Roman-Fortsetzungen und Comic-Adaptionen. Für mich bedeutete das, dass es schon jede Menge Fans gab, wenn Conan auf den Bildschirm kam.
Ed wollte nicht nur einen Spielfilm drehen, sondern er plante eine ganze Conan -Reihe, ähnlich wie Tarzan oder James Bond , in der alle paar Jahre ein neuer Film herauskam. Ich weiß nicht mehr, wie er sich genau ausdrückte. Ed trat ganz zurückhaltend und bescheiden auf, aber er meinte es sehr ernst, das war offensichtlich. Um sich die Unterstützung eines Studios zu sichern, musste er mich unter Vertrag nehmen. Ich durfte keine anderen Helden-Rollen annehmen, etwa einen neuen Hercules -Film drehen, und ich musste für Fortsetzungen zur Verfügung stehen. Allein schon der Blick auf die Umschläge der Taschenbücher sagte mir,
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