Total Recall
Ski fahren waren, verbrachte Maria zum ersten Mal Weihnachten nicht mit ihrer Familie. Ich begleitete sie zu vielen der zahlreichen Familientreffen des Kennedy-Klans und lernte rasch, dass die Familienbande sie nie loslassen würden. Man erwartete von ihr, dass sie im Sommer nach Hyannis kam, dass sie mit der Familie in den Skiurlaub fuhr und an Thanksgiving und Weihnachten zu Hause war. Wenn einer Geburtstag hatte oder heiratete, konnte man nicht einfach fernbleiben. Und bei der großen Anzahl an Cousins und Cousinen gab es ständig solche Pflichtbesuche.
Wenn sich Maria freinehmen konnte, besuchte sie mich in Kalifornien. Sie verstand sich gut mit meinen Freunden, insbesondere mit Franco, aber auch mit einigen der Schauspieler und Regisseure, die ich kannte. Andere mochte sie nicht, weil sie fand, dass sie sich an mich hängten und mich auszunutzen versuchten. Anlässlich einer ihrer jährlichen Besuche um Ostern herum lernte sie auch meine Mutter kennen.
Je ernsthafter unsere Beziehung wurde, desto häufiger sprach Maria davon, nach Kalifornien zu ziehen. Teddys Wahlkampf um die Präsidentschaftskandidatur kam für uns zur rechten Zeit. Ich wollte ein Haus kaufen. Es war unsere erste wichtige gemeinsame Entscheidung als Paar, als wir es uns zusammen aussuchten und gemeinsam einzogen. Im Spätsommer fanden wir ein Haus aus den zwanziger Jahren im spanischen Stil, das in einem hübschen Stadtteil in der Nähe des San Vincente Boulevard lag. Wir bezeichneten es als unser Haus, doch in Wahrheit hatte ich es gekauft. Vom Erdgeschoss führte links eine geschwungene Treppe nach oben. Es hatte schöne alte Fliesen, ein großes Wohnzimmer mit Holzdecke, offene Kamine, ein Fernsehzimmer und im Obergeschoss ein großes Schlafzimmer. Zudem gab es ein langes Schwimmbecken und ein Gästehaus für meine Mutter, wenn sie zu Besuch kam.
Dass wir zusammenwohnten, behielten Maria und ich vorerst für uns. Ihre Eltern sollten es jedenfalls nicht wissen – besonders Sarge, der sehr konservativ war. Sie erzählte ihnen, dass sie ein paar Straßen weiter in der Montana Avenue wohnte, wo wir sogar eine Wohnung mieteten und einrichteten, damit Maria mit Sarge und Eunice dort zu Mittag essen konnte, wenn sie zu Besuch kamen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Eunice Bescheid wusste, doch die Wohnung war wichtig für das Familienimage.
Völlige Anonymität gibt es in Hollywood natürlich nicht, und erst recht nicht für jemanden aus dem Kennedy-Klan. Eine Immobilienmaklerin, die wusste, dass Maria eine Kennedy war, erklärte uns, als wir auf der Suche nach einem Haus waren: »Ich kann Ihnen ein umwerfendes Haus in Beverly Hills zeigen. Ich werde Ihnen nicht sagen, was daran so umwerfend ist. Sehen Sie es sich einfach an.« Wir fuhren hin, und sie führte uns durchs Haus. »Wissen Sie, wer hier gewohnt hat?«, sagte sie dann. »Gloria Swanson!« Und sie führte uns in den Keller und zeigte uns einen Tunnel, der zu einem Haus in der Nachbarschaft führte. Joe Kennedy hatte diesen Tunnel während seiner langjährigen Affäre mit Gloria Swanson benutzt. »Warum hat sie uns das gezeigt?«, beschwerte sich Maria hinterher bei mir. Sie war einerseits fasziniert von dem Haus, gleichzeitig aber auch wütend und beschämt.
An Teddys Wahlkampf konnte ich sehr gut studieren, wie so etwas abläuft. Im Februar flog ich mit Maria nach New Hampshire, um bei der Vorwahl dabei zu sein. Das Wahlkampfteam übernachtete in einem kleinen Hotel, in dem es zuging wie im Taubenschlag. Journalisten waren da, Kennedy-Anhänger, das Wahlkampfteam, freiwillige Helfer. Während die einen die Zeitungen nach Artikeln durchforsteten, machten andere für Maria Termine in der einen oder anderen Fabrik, wo sie den Leuten die Hände schütteln sollte.
Auf mich wirkte das alles völlig undurchsichtig, weil ich keine Ahnung hatte, wie ein Wahlkampf funktioniert. Teddy Kennedy war ein hochkarätiger Politiker, der es, als er sich zur Kandidatur entschloss, auf Anhieb auf das Cover des Time- Magazins schaffte. Daher dachte ich, er würde vor riesigen Massen sprechen. Ich war in jenem Jahr bereits auf großen Wahlveranstaltungen von Ronald Reagan gewesen, der immer vor tausend oder zweitausend Menschen, manchmal auch vor einem noch größeren Publikum sprach. Und auch wenn Reagan nur eine Fabrik besuchte und mit den Arbeitern sprach, sah es dort aus wie auf einer großen Kundgebung, mit Fahnen, Bannern und patriotischer Musik.
Und nun war Teddy in diesem schäbigen kleinen
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