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Total Recall

Total Recall

Titel: Total Recall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Dürr (VS Mihr)
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ausgeschieden und könntest die Leute gegen dich aufbringen. Außerdem gewinnst du vielleicht gar nicht.« Sie hatte recht, aber der Wunsch, am Wettbewerb teilzunehmen, blieb. »Wenn du so viel Energie hast, warum fängst du nicht etwas Neues an: Warum lernst du nicht Spanisch, bevor du zu den Dreharbeiten nach Spanien fährst?«, sagte sie. Nachdem sie Teddy hatte verlieren sehen, wollte sie wohl kein weiteres Fiasko erleben. In der Nacht zuvor war sie völlig verzweifelt gewesen, als Muhammad Ali gegen Larry Holmes verloren hatte. Es kam ihr vor wie ein Zeichen. Aber ich konnte die Idee nicht fallenlassen. Je mehr ich darüber nachdachte, desto deutlicher sah ich das Ziel vor mir.
    Dann, eines Abends, änderte Maria zu meiner Überraschung ihre Meinung. Sie habe mir ihre Ansicht mitgeteilt, sagte sie, doch wenn ich entschlossen sei, am Wettbewerb teilzunehmen, werde sie mich unterstützen. Sie war wirklich eine außergewöhnliche Partnerin.    
    Maria war der einzige Mensch, dem ich es gesagt hatte. Franco erriet es natürlich. Er war mittlerweile ausgebildeter Chiropraktiker und mein Trainingspartner in der Vorbereitung auf Conan . Er hatte mich gedrängt, in den Wettkampfsport zurückzukehren. »Arnold, der Mister Olympia steht an. Du musst mitmachen und es allen zeigen«, sagte er immer wieder. Aber solange er es nicht aus meinem Mund hörte, konnte er nicht sicher sein, ob ich seinem Rat folgte.
    Einige der Bodybuilder im Fitnessstudio waren zutiefst verunsichert. Sie konnten es nicht einordnen, als ich plötzlich zweimal zwei Stunden am Tag trainierte. Sie wussten, dass ich den Conan spielen sollte, und ich erklärte ihnen, dass die Muskeln für den Film wichtig waren. Ja, ich flog auch nach Sydney, aber ich musste ja fürs Fernsehen kommentieren. Außerdem waren es nur noch fünf Wochen bis Mister Olympia, und sie bezweifelten wohl, dass jemand, der so spät ernsthaft mit dem Training anfängt, rechtzeitig fit ist. Doch die Verunsicherung blieb, und ich nährte sie nach Kräften. Als der Wettbewerb immer näher rückte, brachte ich Mentzer schon zum Wahnsinn, indem ich ihn nur quer durch das Fitnessstudio angrinste.
    Es war das härteste Training, das ich je absolviert hatte. Deshalb machte es auch so viel Spaß. Ich war fasziniert, wie intensiv sich Maria, obwohl sie auf ihr eigenes Ziel konzentriert war, mit jedem meiner Schritte befasste. Sie war mit Sport groß geworden, wenn auch nicht mit Bodybuilding, so doch mit Baseball, Football, Tennis und Golf. Im Prinzip ist es ja immer dasselbe. Sie begriff, warum ich um sechs Uhr morgens aufstehen und erst einmal zwei Stunden trainieren musste, und sie begleitete mich ins Studio. Wenn sie mich abends mit einem Eis erwischte, nahm sie es mir weg. Mit derselben Leidenschaft, mit der sie Teddys Wahlkampf unterstützt hatte, unterstützte sie nun mich.
    Der Wettkampf um Mister Olympia fand im Opernhaus von Sydney statt, dem spektakulären architektonischen Meisterwerk am Rand des Hafens. Frank Sinatra hatte kurz zuvor dort ein Konzert gegeben. Es war eine Ehre, an so einem Ort aufzutreten, und ein deutliches Zeichen dafür, dass Bodybuilding das Image der düsteren Kellerkrafträume endgültig abgelegt hatte. Das Preisgeld betrug 50000 Dollar, das höchste, das je in einem Bodybuilding-Wettkampf ausgelobt worden war, und fünfzehn Wettkämpfer hatten sich angemeldet, das bis dahin größte Teilnehmerfeld aller Zeiten. Die Oper erwies sich als ideale Kulisse, denn der Wettkampf war vom Tag unserer Ankunft an geprägt von Dramatik, Emotionen und Intrigen. Als ich ankündigte, dass ich nicht als Beobachter, sondern als Wettbewerber dort war, gab es einen Aufschrei. Die Verbandsvertreter mussten klären, ob man einfach teilnehmen konnte, ohne sich vorher angemeldet zu haben. Sie stellten fest, dass keine Regel dagegen sprach, und ließen mich daher zu. Dann folgte in Form einer Petition, die von allen Bodybuildern außer mir unterzeichnet worden war, eine Rebellion gegen bestimmte Regeln des Wettkampfes. Damit kein Chaos ausbrach, mussten die Organisatoren mit den Sportlern verhandeln, und nach hitztigen Diskussionen erklärten sie sich nicht nur mit den Änderungen einverstanden, sondern baten die Teilnehmer auch noch, die Kampfrichter abzusegnen. All diese Manöver hinter den Kulissen brachten in Maria eine Seite zum Vorschein, die mich an Eunice erinnerte, wenn sie in Aktion trat. Sosehr sich Maria von der Familie absetzen wollte, hatte sie doch die politischen

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