Total Recall
sind beide unterhaltsame Menschen mit großem Talent. Sie mussten diese Sache wohl einfach miteinander ausfechten.
Mexiko entwickelte sich bei dieser Gelegenheit zu meinem Lieblingsdrehort. Die Filmcrew war fleißig und legte ein enormes handwerkliches Können an den Tag. Ihre Arbeit entsprach europäischem Standard. Und wenn man etwas sofort brauchte, zum Beispiel einen Hügel als Hintergrund für eine Einstellung, dann war der Hügel innerhalb von zwei Stunden da, mit Palmen oder Kiefern oder was gerade gewünscht war.
In Conan der Zerstörer wird so viel geritten, dass wir eine enge Beziehung zu den Pferden entwickelten. Ich ritt auch gern aus, wenn wir nicht gerade drehten. Mit Maria, die hin und wieder auf Besuch kam, ritt ich oft in die Berge. Sie ist eine exzellente Reiterin, die mit Dressur- und Springreiten aufgewachsen war. Wir schnallten die Picknickkörbe aufs Pferd, ritten los, machten es uns in den Bergen mit dem Essen und einer Flasche Wein bequem, die Pferde neben uns, und träumten vor uns hin. Dort oben waren wir frei von Sorgen und Verantwortung.
Als ich im Februar 1984 aus Mexiko zurückkehrte, hatte ich meine Verpflichtung Dino gegenüber erfüllt und konnte mich auf die Dreharbeiten zu Terminator vorbereiten. Dafür hatte ich nur einen Monat Zeit. Meine Aufgabe war es, mich in das kalte, emotionslose Wesen eines Cyborg hineinzuversetzen.
In den vier Wochen vor Drehbeginn und den ersten beiden Wochen der Dreharbeiten übte ich täglich den Umgang mit Schusswaffen. Ich zerlegte mit verbundenen Augen die Waffe und setzte sie wieder zusammen, bis die Bewegungen automatisch abliefen. Endlose Stunden verbrachte ich am Schießstand, lernte den Umgang mit einem Arsenal verschiedener Waffen und gewöhnte mich an den Lärm, damit ich beim Schießen nicht blinzelte. Als Terminator durfte ich, wenn ich eine Waffe spannte oder lud, ebenso wenig hinsehen wie Conan, wenn er sein Schwert in die Scheide steckte. Und selbstverständlich musste das mit der rechten und der linken Hand gleichermaßen funktionieren. Das geht nur über endlose Wiederholungen. Man muss jede Bewegung dreißig-, vierzig-, fünfzigmal wiederholen, bis man sie verinnerlicht hat. Vom Sport wusste ich, dass nichts über Wiederholung und Strecke geht. Je mehr Strecke man auf den Skiern zurücklegt, desto öfter wiederholt man die Bewegungsabläufe und desto besser gehen sie in Fleisch und Blut über. Ich glaube fest daran, dass man sich alles hart erarbeiten, mühsam erkämpfen muss und dass man erst aufhören darf, wenn man erreicht hat, was man erreichen wollte. Deshalb nahm ich die Herausforderung gern an.
Warum ich mich in den Terminator so gut hineinversetzen konnte, ist mir ein Rätsel. Als ich die Rolle lernte, rief ich mir immer wieder die Worte in Erinnerung, die Reese zu Sarah Connor sagt: »Jetzt begreifen Sie doch endlich. Dieser Terminator ist da draußen. Mit dem können Sie nicht verhandeln. Mit dem können Sie auch nicht vernünftig reden. Er fühlt weder Mitleid noch Reue, noch Furcht. Und er wird vor nichts haltmachen, vor gar nichts, solange Sie nicht tot sind.« Ich wollte die Vorstellung transportieren, dass ich keinerlei Menschlichkeit in mir habe, keine Ausdrucksfähigkeit, dass ich keine Bewegung zu viel mache und nur von meinem Ziel geleitet werde. Als der Terminator daher auf der Polizeiwache erscheint, in der Sarah Schutz gesucht hat, und dem Diensthabenden erklärt: »Ich bin ein Freund von Sarah Connor. Mir wurde gesagt, dass sie hier ist. Kann ich zu ihr?«, und der Polizist antwortet: »Das wird eine Weile dauern. Wenn Sie warten wollen, da drüben ist eine Bank«, weiß man, dass das nicht gut ausgeht.
Cameron hatte mir versprochen, den Terminator zu einer Heldenfigur zu machen. Wir diskutierten ausgiebig, wie das gehen sollte. Wie bringt man die Leute dazu, einen Cyborg zu bewundern, der eine Polizeiwache in Schutt und Asche legt und dreißig Polizisten niedermetzelt? Es gelang Cameron durch die Art, wie ich die Rolle spielte und wie er sie zeigte und wie er es mit subtilen Mitteln verstand, die Polizisten als Vollidioten darzustellen. Statt wie kompetente Ordnungshüter zu agieren, liegen sie mit ihren Vermutungen immer zuverlässig daneben und hinken immer einen Schritt hinterher. »Die sind so doof«, sagt sich der Zuschauer, »die kapieren nichts, und sind noch arrogant und überheblich dazu.« Folgerichtig löscht der Terminator sie aus.
Ein Kontrollfreak wie Cameron dreht gern bei Nacht, weil er
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