Total Recall
echter Arm stundenlang auf den Rücken geschnallt war.
Cameron steckte voller Überraschungen. Eines Morgens, nachdem meine Maske als Terminator fertig war, sagte er: »Steig in den Van. Wir fahren zum Dreh.« Wir fuhren in eine Wohnstraße in der Nähe. »Siehst du den Kombi da drüben?«, fragte er. »Der ist bereits verkabelt. Wenn ich ein Signal gebe, gehst du zur Fahrertür, siehst dich um, schlägst das Fenster ein, öffnest die Tür, steigst ein, startest den Motor und fährst los.« Da das Geld fehlte, die Genehmigung der Stadt einzuholen und die Szene, in der der Terminator das Auto klaut, anständig vorzubereiten, drehten wir sie einfach so. Ich war ganz stolz darauf, dass Jim mich durch die Aktion zum Komplizen seiner Improvisationskunst machte.
Schwache Ideen brachten Jim auf die Palme, und wenn es um das Drehbuch ging, verstand er keinen Spaß. Eines Tages überlegte ich mir, dass der Terminator nicht genügend komische Momente hatte. In einer Szene betritt der Cyborg ein Haus und kommt am Kühlschrank vorbei. Ich schlug vor, dass die Kühlschranktür offen steht oder er sie öffnen könnte. Er sieht Bier im Innern, fragt sich, was das ist, trinkt es und bekommt einen kleinen Schwips. Jim unterbrach mich, ehe ich den Gedanken überhaupt zu Ende bringen konnte. »Das ist eine Maschine, Arnold«, sagte er, »kein Mensch. Wir sind hier nicht bei E. T. Er kann sich nicht betrinken.«
Unsere größte Auseinandersetzung hatten wir um den berühmten Satz »Ich komme wieder«, den der Terminator sagt, ehe er die Polizeiwache zerstört. Die Dreharbeiten zu der Szene waren sehr zeitaufwendig, weil ich wollte, dass der Terminator statt »I’ll be back« sagt: »I will be back.« Ich fand, mit dem »will« klang der Satz bedrohlicher und passte auch besser zu einer Maschine.
»Das ›I’ll‹ klingt feminin«, beschwerte ich mich und wiederholte den Satz noch einmal, damit Jim das Problem verstand. » I’ll. I’ll. I’ll. Das klingt für mich nicht schroff genug.«
Er sah mich an, als hätte ich den Verstand verloren. »Wir bleiben bei ›I’ll‹«, sagte er. Aber so schnell gab ich nicht auf, und daher ging es immer hin und her.
Schließlich brüllte Jim: »Jetzt glaub’s einfach, okay? Ich sage dir nicht, wie du schauspielern sollst, und du sagst mir nicht, wie ich schreiben soll.« Wir drehten die Szene, wie sie im Skript stand. Ich muss zugeben, dass ich, obwohl ich schon so viele Jahre Englisch sprach, mit der Zusammenziehung einfach meine Mühe hatte. Aber ich lernte aus der Sache, dass ein Drehbuchschreiber sein Skript nicht ändert. Jim verfilmte ja nicht das Drehbuch eines anderen, sondern sein eigenes. In dieser Hinsicht war er noch extremer als Milius. Er war tatsächlich nicht willens, auch nur ein einziges Apostroph zu ändern.
Als Conan der Zerstörer in diesem Sommer in die Kinos kam, reiste ich durch die Lande, um den Film zu bewerben. Ich ging in jede landesweite und regionale Talkshow, die mich haben wollte, allen voran David Letterman, gab Journalisten von der größten bis zur kleinsten Zeitschrift und Zeitung Interviews. Den Presseagenten musste ich erst ins Gewissen reden, ehe sie mir Auftritte im Ausland organisierten, obwohl beim ersten Conan 50 Millionen Dollar – das heißt die Hälfte des Einspielergebnisses – außerhalb der USA eingenommen worden waren. Ich wollte alles tun, was in meiner Macht stand, damit meine erste Eine-Million-Dollar-Rolle ein Erfolg wurde.
Der zweite Conan spielte am Ende mehr ein als Conan der Barbar . Die Einnahmen brachen weltweit die 100-Millionen-Dollar-Marke. Das war gut für meinen Ruf. Der Figur Conan nutzte dies aber nicht viel. In den USA schaffte es Conan der Zerstörer in weniger Kinos als der Vorläufer und spielte nur 31 Millionen Dollar ein, das bedeutete dreiundzwanzig Prozent weniger als Conan der Barbar . Unsere Befürchtungen hatten sich bestätigt. Mit der Umgestaltung der Figur zum – wie Roger Ebert es launig formulierte – »freundlichen Barbaren von nebenan« hatte das Studio es sich mit dem harten Kern des Publikums verscherzt.
Mit Conan hatte ich innerlich abgeschlossen. Die Figur war ausgereizt. Als ich von meiner Werbetour zurückkam, setzte ich mich wieder mit Dino zusammen und erklärte ihm, dass ich keine prähistorischen Stoffe mehr drehen wollte, sondern nur noch zeitgenössische. Wie sich herausstellte, hatte sich auch Dinos Begeisterung für Conan abgekühlt. Statt mir Millionen für weitere
Weitere Kostenlose Bücher