Total Recall
fragen sich, was bekommen wir für unsere Investition? Ich konnte meine Forderungen verdoppeln, weil meine Filme weltweit so viel einspielten. Ich kümmerte mich bewusst um die ausländischen Märkte. »Spricht der Film auch ein internationales Publikum an?«, war immer meine erste Frage. »Der asiatische Markt mag keine Gesichtsbehaarung, warum also soll ich in dieser Rolle einen Bart tragen? Wollen wir wirklich auf das viele Geld verzichten?«
Was mich von anderen Action-Stars wie Stallone, Eastwood und Norris absetzte, war der Humor. Meine Figuren waren immer ein wenig ironisch angelegt, und ich warf stets ein paar witzige Bemerkungen ein. In Phantom-Kommando breche ich einem der Entführer meiner Tochter den Hals, setze ihn aufrecht neben mich in den Flugzeugsitz und erkläre der Stewardess: »Stören Sie meinen Freund nicht, er ist todmüde.« In Running Man töte ich einen Gegner namens Fireball mit einer Fackel und kommentiere das mit den Worten: »So ein Hitzkopf.«
Diese witzig-trockenen Kommentare folgen gewöhnlich nach einer besonders actionreichen Szene, um dem Zuschauer erst einmal wieder Entspannung zu verschaffen. Begonnen hatte das eher zufällig in Terminator . An einer Stelle hat sich der Terminator in eine billige Absteige zurückgezogen, um sich zu reparieren. Ein schmieriger Hausmeister, der einen Putzwagen durch den Gang schiebt, klopft an der Zimmertür an und sagt: »Hey Kumpel, hast du da ’ne tote Katze drin, oder was?« Aus dem Blickwinkel des Terminators, auf seinem inneren Bildschirm, sieht man eine Liste »möglicher Antworten«, aus denen er auswählt:
JA/NEIN
WAS?
VERSCHWINDEN SIE
KOMMEN SIE SPÄTER WIEDER
FICK DICH SELBER, DU ARSCHLOCH
Dann hört man, welche er angewählt hat: »Fick dich selber, du Arschloch.« Im Kino lachten sich die Leute über diesen Satz halb tot, weil er mit einem Schlag die Spannung abbaute. Der Zuschauer hatte sich gefragt, ob der Typ das nächste Opfer werden würde, ob ich ihn hinwegfegen, ihn zermalmen oder sonst wie zur Hölle schicken würde. Stattdessen erklärt ihm der Terminator, er solle sich schleichen, und der Kerl geht weg. Das ist genau das Gegenteil dessen, was man erwartet, und komisch ist es, weil es die Spannung durchbricht. Da ich merkte, wie wichtig solche Momente sind, baute ich auch in meinen nächsten Actionfilm, Das Phantom-Kommando , solche flapsige Bemerkungen ein. Am Ende des Films bringt mich der Erzbösewicht Bennett fast um. Ich trage den Sieg davon, als ich ihn an einer zerbrochenen Dampfleitung aufspieße. »Ja, lass Dampf ab«, sage ich. Das Publikum der Testvorführungen war begeistert. »Ich mag den Film, weil man da auch lachen kann«, sagten die Leute hinterher. »Manche Actionfilme sind so heftig, dass man wie benommen ist. Wenn das aufgebrochen wird und ein bisschen Humor in die Sache kommt, ist das unglaublich erfrischend.«
Von da an baten wir in allen meinen Actionfilmen die Drehbuchschreiber, komische Momente einzubauen, und wenn es nur zwei oder drei kleine Sätze waren. Manchmal wurde ein Autor speziell damit beauftragt, sie in das Drehbuch einzuarbeiten. Diese witzigen Bemerkungen wurden zu meinem Markenzeichen, und der trockene Humor schwächte die Kritik ab, dass Actionfilme einzig und allein auf Gewalt fixiert seien. Die Komik öffnete den Film einem breiteren Publikum.
Ich überlegte mir auch genau, wie meine Filme in den verschiedenen Ländern verstanden werden würden. Man kann sich das vorstellen wie die Liste möglicher Antworten des Terminators in der Szene mit dem Hausmeister. »Wie kommt das in Deutschland an?«, fragte ich mich. »Verstehen die Menschen das in Japan? Wie wird es in Kanada aufgenommen? Was ist in Spanien? Oder im Nahen Osten?« In den meisten Fällen verkauften sich meine Filme im Ausland noch besser als in den USA. Zum Teil lag das daran, dass ich wie besessen durch die Welt reiste und Werbung dafür machte. Es lag aber sicherlich auch daran, dass sie alle betont einfach strukturiert waren: Terminator, Das Phantom-Kommando, Predator, Der City Hai, Total Recall – sie alle behandelten universelle Themen: Gut gegen Böse, Verbrechen und Rache oder die Vision einer Zukunft, vor der jeder Angst hatte.
Red Heat war der einzige Film, der zumindest ansatzweise eine politische Aussage hatte. Es war die erste amerikanische Produktion aller Zeiten, für die auf dem Roten Platz gefilmt werden durfte. Es war die Zeit des Glasnost, als die UdSSR und die USA gemeinsam nach einem
Weitere Kostenlose Bücher