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Total Recall

Total Recall

Titel: Total Recall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Dürr (VS Mihr)
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Ausweg aus dem Kalten Krieg suchten. Mir schwebte allerdings in erster Linie ein Film über Freundschaft vor: Ich spielte einen Polizisten aus Moskau und Jim Belushi einen aus Chicago. Die beiden raufen sich zusammen und verhindern, dass russische Kokainhändler Drogen in die USA liefern. Walter Hill, unser Regisseur, war auch für Drehbuch und Regie von Nur 48 Stunden verantwortlich gewesen. Ziel war es, Action und Komik zu verbinden.
    Am Anfang hatte Walter nichts als die Eröffnungsszene. Viele Filme entstehen so: Man hat eine Idee und setzt sich dann hin und schreibt die hundert Seiten Drehbuch dazu. In dieser Szene bringe ich als sowjetischer Polizist Ivan Danko einen Kriminellen zur Strecke. Ich erwische ihn in einer Kneipe in Moskau, er widersetzt sich der Verhaftung, und es kommt zum Kampf. Als er hilflos am Boden liegt und ich auf ihm knie, hebe ich zum Entsetzen der umstehenden Menschen sein rechtes Bein an und reiße es brutal nach oben. Die Kinogänger sind entsetzt. Warum bricht der dem Typ das Bein? Im nächsten Moment sieht man, dass es sich um eine Prothese handelt, die mit weißem Pulver gefüllt ist – Kokain. Das war Walters Idee, und als er mir davon erzählte, sagte ich: »Ich finde es toll, ich bin dabei.«
    Während er das Skript verfasste, sprachen wir uns immer wieder ab. Wir wollten eine Freundschaft zeigen, die das Verhältnis zwischen Ost und West widerspiegelt. Zwischen Belushi und mir sollte es zuerst heftig zum Krach kommen. Wir mussten eigentlich an einem Strang ziehen, gerieten uns aber immer wieder in die Haare. Er macht sich über meine grüne Uniform und meinen Akzent lustig. Wir streiten uns darüber, welches die mächtigste Handfeuerwaffe der Welt ist. Als ich sage, das sei die sowjetische Podbyrin, erwidert er: »Kommen Sie, jeder weiß, die Magnum 44 ist der treffsicherste Prügel. Sogar Dirty Harry steht drauf.« Und ich sage: »Wer ist Dirty Harry?« Und so geht das die ganze Zeit.
    Walter bat mich, mir Greta Garbo in Ninotschka anzusehen, damit ich mir vorstellen konnte, wie Danko als loyaler Sowjetbürger im Westen agieren würde. Ich lernte ein bisschen Russisch, und diesmal war mein Akzent sogar von Vorteil. Die Filmarbeiten in Moskau waren ein einmaliges Erlebnis. Toll war auch die Kampfszene in der Sauna, in der ein Gangster Danko herausfordert, indem er ihm ein glühendes Stück Kohle in die Hand legt. Er wundert sich, als Danko nicht mit der Wimper zuckt, sondern die Hand um die heiße Kohle schließt. Dann schleudert Danko den Kerl durchs Fenster nach draußen, springt hinterher und setzt den Kampf im Schnee fort. Die erste Hälfte der Szene drehten wir im Rudas-Bad in Budapest, die zweite in Österreich, weil in Budapest kein Schnee lag.
    Red Heat war mit einem Erlös von 35 Millionen Dollar in den USA ein Erfolg, aber nicht der Riesenhit, den ich erwartet hatte. Die Gründe dafür sind gar nicht so leicht zu benennen. Vielleicht war das Publikum noch nicht bereit für Russland, vielleicht waren Jim Belushi und ich nicht komisch genug, vielleicht war auch die Arbeit des Regisseurs nicht gut genug. Egal, woran es lag: Der Film erfüllte ganz offensichtlich nicht die Erwartungen.
    Wenn ich einen Film abgedreht hatte, war für mich die Arbeit erst zur Hälfte erledigt. Jeder Film muss beworben werden. Man kann den besten Film der Welt machen, aber wenn er nicht den Weg in die Kinos findet und wenn die Leute nichts davon erfahren, dann nützt das alles nichts. Dasselbe gilt für Literatur, Malerei oder auch Erfindungen. Ich war immer fassungslos, dass die größten Künstler, von Michelangelo bis van Gogh, kaum etwas verkauften, weil sie nicht wussten, wie. Sie mussten sich darauf verlassen, dass ein Schmarotzer von Agent, Manager oder Galerist kam und das für sie in die Hand nahm. Picasso lieferte gegen eine Mahlzeit im Restaurant eine Zeichnung ab oder bemalte einen Teller. Wenn man solche Restaurants in Madrid besucht, hängen an der Wand Picassos Bilder, die heute Millionen von Dollar wert sind. So etwas sollte mit meinen Filmen nicht passieren. Im Bodybuilding und in der Politik hielt ich es nicht anders. Egal, was ich im Leben tat: Mir war klar, dass man es verkaufen musste.
    »Leg dich früh ab, steh früh wieder auf, bring dich auf Trab, mach Werbung für den Verkauf«, sagte Ted Turner immer. Deshalb machte ich es mir zur Gewohnheit, bei den Testvorführungen anwesend zu sein. Der Ablauf war immer derselbe: Ein Kinosaal voller Menschen füllte Fragebögen

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