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Total Recall

Total Recall

Titel: Total Recall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Dürr (VS Mihr)
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den Terminator entwickelt hatte, hätte 1,5 Millionen Dollar gekostet, die beauftragte Werkstatt berechnete nur 750000 Dollar. Doch die Kreatur wirkte nicht bedrohlich, sondern einfach nur lächerlich. Sie sah aus wie ein Kerl in einem Echsenkostüm mit dem Kopf einer Ente.
    Schon die Probeaufnahmen deuteten das Dilemma an, und nach wenigen Szenen war klar, dass die Sorgen berechtigt waren. Die Kreatur war völlig ungeeignet, wirkte künstlich und unglaubhaft. Jean-Claude Van Damme, der in dem Predator steckte, beschwerte sich unablässig. Wir dachten, wir könnten uns um das Problem herummogeln. Doch als wir Mexiko verlassen hatten und der Film im Schnitt war, merkten wir, dass sich das Filmmaterial mit der Kreatur im Nachhinein nicht korrigieren ließ. Schließlich beauftragten die Produzenten Stan Winston mit einer Überarbeitung des Predators. Wir wurden zurück nach Palenque geschickt, wo wir die finale Konfrontation noch einmal drehten. Es war eine Nachtszene, in der der Predator zu sehen ist und mit Dutch Mann gegen Mann im Sumpf kämpft.
    Mittlerweile war es allerdings November, und im Dschungel war es nachts bitterkalt. Stan Winstons Außerirdischer war größer und angsteinflößender als der ursprüngliche, ein grüner, 2,50 Meter großer Hüne mit eingesunkenen Knopfaugen und insektenhaften Kauwerkzeugen statt eines Mundes. Im Dunkeln findet er seine Beute mit hoch entwickelter Wärmebildtechnik, und Dutch, der an dieser Stelle des Films keine Kleider mehr am Leib hat, schmiert sich zur Tarnung mit Schlamm ein. Damit wir das drehen konnten, musste ich genau das tun: kalten, nassen Schlamm auf meinen Körper klatschen. Die Maskenbildner verwendeten Ton, dasselbe Material, aus dem die Flaschenkühler in den Restaurants sind. »Der wird den Körper ein paar Grad abkühlen«, warnte mich der Maskenbildner. »Es kann sein, dass du frierst.« Ich fror wie ein Schneider. Man musste mich mit Wärmelampen aufwärmen, doch da der Ton dadurch trocknete, gaben wir das auf. Ich trank guten heißen Jagertee, was ein wenig half, mich aber so beschwipst machte, dass ich die Szene kaum noch drehen konnte. Um das Zittern unter Kontrolle zu bekommen, klammerte ich mich, während die Kamera lief, an irgendetwas fest und ließ nicht mehr los, bis die Einstellung vorüber war. Ich erinnerte mich daran, wie ich mich am Thalersee als Kind immer mit Schlamm eingeschmiert hatte, und dachte: »Was war daran bloß so schön?«
    Kevin Peter Hall, der 2,20 Meter große Schauspieler, der in die Verkleidung des Predators geschlüpft war, hatte mit anderen Problemen zu kämpfen. Er musste wendig wirken, doch das Kostüm war schwer, und mit der Maske auf dem Kopf konnte er nichts sehen. Er sollte ohne die Maske proben, um später blind zu wissen, wo alles war. Meistens funktionierte das ganz gut. Doch einmal sollte er mich schlagen, ohne meinen Kopf zu berühren. Plötzlich gab es ein lautes Klatschen, und ich hatte seine Hand samt der Krallen direkt im Gesicht.
    Unsere Mühen machten sich dann im darauffolgenden Sommer an den Kinokassen zum Glück bezahlt. Predator hatte in jenem Jahr das zweitbeste Eröffnungswochenende (nach Beverly Hills Cop 2 ) und brachte am Ende 100 Millionen Dollar ein. McTiernan erwies sich als exzellente Wahl und demonstrierte im folgenden Jahr mit Stirb langsam , dass sein Erfolg mit Predator kein Zufall gewesen war. Hätte ein Regisseur seines Kalibers auch die Fortsetzung zu Predator gedreht, so hätte der Film ebenso viel Erfolg haben können wie die Fortsetzungen zu Terminator oder Stirb langsam .
    Mit den Studio-Chefs hatte ich darüber eine Auseinandersetzung. Was mit Predator geschah, passiert oft, wenn ein unerfahrener Regisseur einen erfolgreichen Film abliefert. Er dreht anschließend Erfolgsfilme, und sein Honorar steigt. Nach Stirb langsam war McTiernan bei 2 Millionen Dollar. Und natürlich waren die Kosten in den sieben Jahren seit dem ersten Predator gestiegen. Die Studio-Bosse wollten aber eine Fortsetzung drehen, die nicht mehr kosten durfte als der erste Film. Damit kam McTiernan nicht mehr infrage. Stattdessen stellte man einen Regisseur ein, der relativ unerfahren und günstig zu haben war, in diesem Fall den Regisseur von Nightmare on Elm Street 5 . Joel Silver wollte, dass ich in der Predator -Fortsetzung wieder die Hauptrolle übernahm, aber ich erklärte ihm, dass der Film ein Flop werden würde. Nicht nur, dass er den falschen Regisseur hatte, auch das Drehbuch taugte nichts. Die

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