Total Recall
hätte ich Waldheims Namen sicher nicht erwähnt.
Das alles wurde mir allerdings erst später klar. Nach unserer Hochzeit setzten Maria und ich uns in die Limousine und fuhren zum Flughafen. Für uns war es die denkbar schönste Hochzeit gewesen. Es war ein besonderer Tag. Alle waren glücklich.
Maria hatte ihren Fans auf CBS Morning News gesagt, dass sie ein paar Tage freinehmen würde. Auch ich hatte nicht viel Zeit für Flitterwochen. So flogen wir für drei Tage nach Antigua, und dann kam sie mit mir nach Mexiko, wo sie ein paar Tage auf dem Filmset zu Predator verbrachte. Als wir dort ankamen, hatte ich schon alles arrangiert: Die Blumen standen auf dem Tisch, und ich führte Maria zu einem romantischen Abendessen mit Mariachi-Musik aus. Als wir in unser Zimmer zurückkamen, öffnete ich einen erstklassigen kalifornischen Wein, der uns, wie ich hoffte, in Stimmung bringen würde. Es war ein herrlicher Abend – bis Maria unter die Dusche ging. Aus dem Badezimmer drangen plötzlich laute Schreie wie in einem Horrorfilm.
Ich hätte es ahnen müssen. Joel Kramer und seine Stunt-Leute hatten den Frischvermählten einen Streich gespielt. Im Grunde war es eine Revanche, denn einige der Stunt-Leute und ich hatten Joel Spinnen ins Hemd und Schlangen in die Tasche gemogelt. Am Drehort ging es ein bisschen zu wie im Sommerferienlager. Als nun Maria den Duschvorhang öffnete, starrten sie jede Menge Frösche an. Man sollte annehmen, dass sie Spaß verstand, denn die Cousins und Cousinen in Hyannisport spielten sich untereinander ständig Streiche. Aber es ist eigenartig: Wenn es um Sport geht, sind alle Kennedys äußerst mutig – Maria würde nicht zögern, von einer zehn Meter hohen Klippe ins Meer zu springen –, aber wenn sie eine Spinne oder eine Biene oder auch nur eine Ameise im Zimmer sehen, drehen sie durch, als wäre eine Bombe explodiert. Deshalb waren die Frösche eine echte Katastrophe. Joel hatte das nicht ahnen können, aber sein Streich war höchst erfolgreich – er verhagelte mir die romantische Nacht.
Als Maria nach Hause flog, machte ich mich wieder an die Arbeit, in Gestalt des Filmhelden Major Dutch Schaefer. Predator ist ein Science-Fiction-Film, in dem ich mein Team durch den Dschungel von Guatemala führe und meine Jungs entführt und bei lebendigem Leib von einem uns unbekannten Feind gehäutet werden. Wie sich später herausstellt, ist es ein Außerirdischer, der mit Hightech-Waffen ausgestattet ist, sich unsichtbar machen kann und zur Erde gekommen ist, um sich mit der Menschenjagd zu vergnügen.
Wir, das heißt, die Produzenten Joel Silver, Larry Gordon, John Davis und ich, waren mit der Wahl des Regisseurs ein ziemliches Risiko eingegangen. John McTiernan hatte erst einen Film gedreht, den Low-Budget-Horrorfilm Nomads – Tod aus dem Nichts , in dem Geister aus einer anderen Welt Menschen in den Tod treiben. Was den Film auszeichnete, war die extreme Spannung, die McTiernan zu erzeugen verstand. Und das in einem Film mit einem Budget von weniger als einer Million Dollar. Wir hatten überlegt, wenn er mit so wenig Geld eine so dichte Atmosphäre aufbauen konnte, dann musste er Talent haben. In Predator musste die Spannung von dem Augenblick an stehen, in dem die Männer im Dschungel ankommen. Wir wollten dem Zuschauer schon Angst einjagen, ehe der außerirdische »Menschenjäger«, der Predator, überhaupt auftaucht, nur mit Hilfe des Nebels, der Kameraführung und der Handlungsführung. Vor allem deshalb spekulierten wir darauf, dass McTiernan auch mit einer zehnmal so teuren Produktion zurechtkam.
Wie bei jedem Actionfilm waren die Dreharbeiten zu Predator alles andere als das reine Vergnügen, sondern eher die reinste Tortur. Zum einen hatten wir es mit allem zu tun, was man im Dschungel so antrifft: Blutegel, Schlamm, Giftschlangen, eine erdrückende Hitze und extreme Luftfeuchtigkeit. Das Gelände, das sich McTiernan ausgesucht hatte, war so zerklüftet, dass man keinen Schritt zu ebener Erde machen konnte. Das größte Kopfzerbrechen jedoch bereitete uns der Predator selbst. Die meiste Zeit ist er unsichtbar, doch wenn er auf der Leinwand erscheint, soll er so außerirdisch und so schrecklich aussehen, dass er noch den größten Macho in Angst und Schrecken versetzt. Der Predator, den wir hatten, war dieser Aufgabe nicht gewachsen. Er war von einer Special-Effects-Firma entworfen worden, die das Filmstudio aus wirtschaftlichen Überlegungen ausgesucht hatte: Stan Winston, der
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