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Total Recall

Total Recall

Titel: Total Recall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Dürr (VS Mihr)
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richtig gut. Wir wussten, dass wir ein Ass in der Hand hatten. Die Idee mit den gegensätzlichen Zwillingen ging auf, und die Stimmung am Set war optimal. Wenn sich Crew und Schauspieler abends das Filmmaterial des Tages ansahen, mussten wir lachen, obwohl wir manche Einstellung vier- oder fünfmal wiederholt hatten. Zunächst drehten wir in Los Angeles, dann zogen wir weiter nach New Mexico, wo wir in der Wüste nahe Santa Fe filmten. Überall, wo wir waren, bekamen wir Besuch, weil es sich herumsprach, wie lustig es bei uns am Set zuging. Ich weiß noch, dass Clint Eastwood an dem Tag hereinschaute, an dem wir die Szene drehten, in der ich singen muss. Julius sitzt im Flugzeug und hört über Kopfhörer zum ersten Mal in seinem Leben Rock’n’Roll. Er singt lauthals »Yakety Yak« mit, den Coasters-Hit aus den Fünfzigern, ohne sich bewusst zu sein, dass die anderen Passagiere ihn hören. Es war das erste Mal, dass ich in einem Film sang. Ich singe sonst höchstens gegen Ende einer Party, wenn ich möchte, dass die Gäste nach Hause gehen. Nachdem wir die Szene gedreht hatten, kam jedenfalls Clint zu mir, der selbst ein hervorragender Sänger und auch Komponist ist, und sagte mit seinem spöttischen Grinsen: »Ich wusste gar nicht, dass du so ein Talent hast.«
    Ein Running Gag am Set lautete: »Sprich nicht mit Arnold über Politik.« Nicht dass ich mich aufgeregt hätte. Doch wenn einer das Thema ansprach, dann konnte es passieren, dass ich ihm mit Lobeshymnen auf Vizepräsident Bush die Ohren vollquatschte. Die Präsidentschaftsvorwahlen waren im Gange, und Bush kämpfte gegen Bob Dole und Pat Robertson um die Nominierung der Republikaner für die Nachfolge Ronald Reagans. Die anderen Schauspieler in Twins waren allesamt Demokraten und machten sich darüber lustig, dass die gute Stimmung schnell im Eimer war, wenn man mit mir politisierte.
    Während der Dreharbeiten zu Twins geschah aber tatsächlich etwas, das meine heitere Stimmung dämpfte, mit dem Film aber nichts zu tun hatte. Ende Februar brachte die britische Boulevardzeitung News of the World eine Titelgeschichte mit der Schlagzeile »Das Nazi-Geheimnis des Hollywood-Stars«.
    In dem Bericht wurde ich aufs Korn genommen, doch im Mittelpunkt stand mein Vater. Es hieß, er sei Mitglied der NSDAP und der SS gewesen und habe Homosexuelle und Juden festgenommen, die dann ins Konzentrationslager geschickt wurden. Ich wurde als »geheimer Bewunderer« Hitlers bezeichnet, war angeblich in die Neonazi-Bewegung eingebunden und vertrat »glühende nationalsozialistische und antisemitische Ansichten«.
    Normalerweise schüttle ich Kritik ab, doch mit so schwerwiegenden Vorwürfen war ich noch nie konfrontiert worden. Darauf musste ich reagieren. Nachdem ich mit meinen Anwälten und Presseagenten gesprochen hatte, rief ich Rupert Murdoch an, dem die Zeitung gehörte. Ich hatte ihn in Aspen kennengelernt und mich nett mit ihm unterhalten. Ich erklärte ihm, dass der Bericht falsch sei. »Ich wüsste es zu schätzen, wenn Sie das in Amerika nicht drucken«, sagte ich. »Und ich wüsste es zu schätzen, wenn die Zeitung eine Entschuldigung abdruckt und erklärt, dass sie einem Irrtum aufgesessen ist und falsche Informationen erhalten hat. Damit wäre die Sache aus der Welt«, sagte ich. »Irren ist menschlich.«
    Murdoch hörte sich alles an. »Meine Leute da drüben sagen mir aber, dass sie sehr genau recherchiert haben«, erwiderte er. »Und wenn es wahr ist, muss sich ja niemand entschuldigen. Aber ich kann schon mal versprechen, dass ich es hier nicht drucke.«
    »Ich mache Sie nicht für jede Story verantwortlich, die in Ihren Zeitungen erscheint. Aber ich mache Sie darauf aufmerksam, dass dieser Artikel ein Unrecht ist. Bitte überprüfen Sie das«, sagte ich. Rupert hielt Wort und veröffentlichte die Story in den USA nicht. Aber weiter passierte nichts. Und während die Anwälte offiziell eine Gegendarstellung forderten und ein Gerichtsverfahren vorbereiteten, wurde ich von Journalisten um eine Stellungnahme gebeten.
    Ich war in einer unangenehmen Lage. Ich wusste, dass der Bericht im Hinblick auf mich nicht stimmte, aber was war mit den Anschuldigungen gegen meinen Vater? Ich hielt auch sie für falsch, aber was wusste ich wirklich? Wir hatten zu Hause fast nie über den Zweiten Weltkrieg gesprochen, daher hatte ich im Grunde keine Ahnung.
    Deshalb rief ich meinen Freund Rabbi Hier im Simon Wiesenthal Center an. »Ich brauche Ihre Hilfe«, sagte ich. »Ich

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