Total Recall
nicht durch die typischen Tricksereien der Filmstudios verwässert wurden. Wir teilten diese 37,5 Prozent anteilig untereinander auf, je nachdem, wie viel jeder von uns mit seinem letzten Film verdient hatte. Da ich für Running Man eine hohe Gage erhalten hatte, bekam ich das größte Stück vom Kuchen, nämlich fast zwanzig Prozent des Gesamtprojekts. Für mich war die Rechnung daher kinderleicht. Wenn Twins auch nur ein bescheidener Erfolg wurde und vielleicht 50 Millionen Dollar einspielte, hätte ich fast 10 Millionen Dollar in der Tasche. Tom Pollack wusste genau, wie einträglich diese Bedingungen für uns sein konnten, wollte aber nicht, dass wir mit dem Projekt zu einem anderen Studio gingen, das uns womöglich mehr bot. Außerdem würde Universal, wenn der Film erfolgreich war, ebenfalls eine Stange Geld verdienen. Aber Tom nahm die Sache mit Humor. Wir saßen in seinem Büro, und als wir uns einig waren, stand er auf, drehte theatralisch die Taschen seiner Hose nach außen und sagte: »Na gut, ich werde mich jetzt bücken, macht schon, jetzt könnt ihr mich bis aufs letzte Hemd ausziehen und mich kreuzweise lecken!« Wir mussten alle lachen. »Ich glaube, es ist ein gutes Geschäft«, sagte er dann. »Ziehen wir es durch.«
Ich hatte gar nicht gewusst, dass Dreharbeiten so viel Spaß machen können, wenn man nicht mit schlammverschmiertem Körper durch den Dschungel rennt oder von ferngesteuerten Schlangen erdrosselt wird. Wir drehten Twins Anfang 1988 in Los Angeles, New Mexico und Oregon. Ich musste vor der Kamera Dinge tun, die völlig neu für mich waren. Ich tanzte Walzer. Ich sang. Ich spielte einen jungfräulichen Fünfunddreißigjährigen, der von einem wunderschönen Mädchen verführt wird, gespielt von John Travoltas Frau Kelly Preston, mit der die Arbeit unglaublichen Spaß machte. Ich entdeckte die, wie Ivan es nannte, arglose Seite in mir.
Danny DeVito beherrschte das komische Schauspiel wie Milton Berle die Standup-Comedy. Er brachte keine komischen Einzeiler, verließ sich nie auf Wortwitz, um Komik zu erzeugen, weil das vor der Kamera nicht wirkt. Stattdessen nutzte er Mimik und Gestik. Die Art, wie er seine Stimme einsetzte, seine Augen, seinen Körper, war unglaublich geschickt. Er wusste genau, was ankam, was die Leute an ihm mochten, was sich verkaufte. Er wusste, wie weit er in einem Dialog gehen konnte, und wir feilten mit den Drehbuchschreibern immer wieder an den Szenen und am Text. Als Partner am Set war Danny einfach wunderbar. Er rauchte Zigarren. Er kochte ein- oder zweimal die Woche für uns Pasta. Er machte einen wunderbaren Espresso, und nach dem Mittag- oder Abendessen stand ein Sambuca für uns bereit.
Von Anfang stimmte die Chemie zwischen uns. Als Vincent war Danny der zwielichtige Zwilling, der mich negativ beeinflussen wollte. Vincent hatte eine Menge Leute übers Ohr gehauen und versuchte das nun auch bei seinem Zwillingsbruder Julius. Julius wiederum war in seiner Naivität eine leichte Beute, war aber auch klug genug, die Lage richtig zu beurteilen und sich zur Wehr zu setzen. Genau so musste ich die Figur spielen: naiv, stark, intelligent, gebildet, empfindsam, in zwölf Sprachen zu Hause und vor allem – arglos.
Verglichen mit meinen Actionrollen hatte ich es als Komödienheld erheblich leichter. In den Proben ging es vorwiegend darum, die Feinheiten zu optimieren. Ich musste die strengen Blicke loswerden, die harte Mimik, die bestimmende, maschinenartige Art zu reden. Die langsame monotone Cyborg-Stimme des Terminators war hier nicht gewünscht. Alles, was ich in Actionfilmen gelernt hatte, um Führung und Stärke zu vermitteln, musste ich über Bord werfen, alles musste weicher werden. Die Worte sollten sanfter, weniger abgehackt kommen, ich sollte freundlicher wirken, den Kopf geschmeidiger drehen. Zu Anfang des Films gibt es eine Szene, in der sich ein Gauner auf einem Motorrad von hinten Julius nähert und ihm seinen Koffer wegschnappen will. Da Julius nicht loslässt, fällt der Kerl vom Motorrad. In dieser Szene durfte ich keine Wut zeigen, keinerlei Anstrengung erkennen lassen. Für Julius ist es nicht nur völlig logisch, dass er seinen Koffer festhält, sondern er ist auch mit einer solchen Kraft auf die Welt gekommen, dass es ihn keine Mühe kostet. Julius hat gar nicht vor, den Gauner vom Motorrad zu reißen, es passiert einfach. Ihm ist das sogar peinlich. Er sieht gleich nach, ob der Mann verletzt ist und er ihm helfen kann.Die Komödie war
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