Total Recall
weiß, dass Sie und Ihre Mitarbeiter daran arbeiten, Kriegsverbrechen aufzuklären. Könnten Sie wohl nachsehen, ob es bei Ihnen einen Eintrag über meinen Vater gibt? War er Mitglied der NSDAP? Gehörte er der SS an? Was hatte er im Krieg für Aufgaben? Hat er Kriegsverbrechen begangen, aktiv oder passiv? Ich möchte wissen, ob etwas davon wahr ist.«
»Wir können gern alle Unterlagen einsehen«, sagte er. »In ein oder zwei Wochen habe ich alles zusammen.« Er rief seine Mitarbeiter in Deutschland und vielleicht sogar den großen Nazi-Jäger Simon Wiesenthal in Wien an, den ich später noch kennenlernte. Drei oder vier Wochen darauf gab er mir die Informationen. »Ihr Vater hatte die Mitgliedskarte der NSDAP«, erklärte er, »aber es gibt keinen Hinweis darauf, dass er an Morden oder Kriegsverbrechen beteiligt war, sei es gegen Homosexuelle, Juden oder sonst jemand. Er war Stabsfeldwebel und als solcher nicht befugt, ohne Befehl durch einen Offizier solche Dinge zu veranlassen. Es gibt keinen Hinweis darauf, dass es solch einen Befehl gab.«
Das Simon Wiesenthal Center gab diese Information offiziell weiter, sodass sie auch vor Gericht verwendet werden konnte. Zu den Anschuldigungen gegen mich in News of the World schrieb Simon Wiesenthal persönlich einen Brief an das Gericht, in dem es hieß, sie entbehrten jeglicher Grundlage. Nach diesen Stellungnahmen war klar, zumal die Boulevardzeitung keine Fakten zur Untermauerung der Story vorlegen konnte, dass die Informationen unzuverlässig gewesen waren. Der Prozess zog sich noch Jahre hin, doch am Ende musste die Zeitung eine Gegendarstellung abdrucken und nach einer außergerichtlichen Einigung erheblichen Schadensersatz leisten. Das Geld ging an die Special Olympics in Großbritannien.
Die Dreharbeiten zu Twins waren kurz vor Ostern 1988 beendet, gegen Ende der Präsidentschaftsvorwahlen. Vizepräsident Bush hatte harte Kämpfe ausgefochten. Obwohl er Reagans Unterstützung genoss, verlor er die ersten Vorwahlen gegen Bob Dole. Viele kannten Bush lediglich als Schatten von Reagan. Sie hielten ihn für das, was die Österreicher wohl einen Waschlappen nennen würden. Ich kannte den Vizepräsidenten von meinen Besuchen im Weißen Haus unter Reagan. Er war immer sehr liebenswürdig gewesen, ein freundlicher Mensch. Weil er wichtige Positionen vertrat, riss er in den Vorwahlen das Ruder dann doch noch herum. Anders als die Wahlkampfstrategen der Demokraten es ihm anhängen wollten, hatte Bush einen starken Charakter und einen eisernen Willen. Aber in Wahlkämpfen geht es natürlich nie fair zu. Man sucht nach Schwächen des Gegners, Fehlern, die man ihm anhängen kann. Die Demokraten wussten sehr gut, dass Bush sein Amt exakt so bekleidet hatte, wie es die Verfassung vom Vizepräsidenten fordert, dass er nämlich den Präsidenten unterstützt hatte und jederzeit bereit war, die Führung zu übernehmen, sollte es notwendig werden. Am Anfang des Wahlkampfes gewannen sie allerdings an Boden, indem sie ihm Führungsschwäche vorwarfen. Bush wehrte sich, und als wir mit den Dreharbeiten fertig waren, dominierte er am Super Tuesday die Vorwahlen und hatte die Nominierung in trockenen Tüchern.
In jenem Jahr verfolgte ich den Präsidentschaftswahlkampf mit besonderem Interesse. Als ich im August zum republikanischen Parteitag in New Orleans eingeladen wurde, nahm ich die Einladung gern an. Ich sollte ein wenig Glanz in eines der Wahlunterstützungsteams bringen, das aus Vertretern der Regierung Reagan und Bush-Anhängern bestand und dessen Aufgabe es war, die Delegationen aus den Bundesstaaten freundlich zu empfangen und ihnen die wichtigsten Themen nahezubringen.
Ich war schon vorher auf Parteitagen der Republikaner gewesen, doch dieser war der erste seit meiner Heirat mit einer Shriver. Maria und ich waren der Meinung, dass wir weitermachen sollten wie bisher: Sie besuchte den Parteitag der Demokraten und Veranstaltungen, die ihr wichtig waren, während ich zum Parteitag der Republikaner ging. Wir mussten allerdings darauf achten, unnötige Konflikte zu vermeiden. In New Orleans ging alles gut, bis mich mein Freund Tony Makris, der PR-Guru der National Rifle Association, der amerikanischen Sportschützenvereinigung, fragte, ob ich an einem NRA-Brunch zu Ehren des texanischen Senators Phil Gramm teilnehmen wolle. Ich kannte Gramm recht gut. Wenn ich am nächsten Morgen dort auftauchte, wären zwar auch andere Stars dort, doch die Reporter würden sich auf mich
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