Total Recall
auf eigene Kosten durch die Staaten reiste und alles ehrenamtlich machte. »Darum geht es, wenn wir über Engagement für unser Land reden«, sagte er. Und ich dachte: »Er weiß, dass ich Republikaner bin und dass ich einen republikanischen Präsidenten vertrete. Das ist wirklich sehr edelmütig von ihm, sich so ins Zeug zu legen.« Und mehr als das: Ich war überzeugt, dass er mit seinen Ratschlägen recht hatte. Immer noch hatte ich vierzig Staaten vor mir. Ich konnte seine Empfehlungen gut gebrauchen und baute sie von diesem Tag an in meine Botschaft ein.
Mit Präsident Bush verband mich vom ersten Augenblick an eine herzliche Freundschaft. Wir hatten uns während der Reagan-Jahre kennengelernt, und es war eine große Ehre für mich, als er mich zu seiner Amtseinführung einlud und mich bat, bei einigen seiner Veranstaltungen die Begrüßungsworte zu sprechen. Obwohl das auch manchmal ein bisschen peinlich war, wie ich zugeben muss. Zum Beispiel bei einer Feier zum Martin Luther King Day, bei der sich eine Menge Afroamerikaner im Publikum befanden. Und natürlich gab es auch viele farbige Redner an jenem Abend. Hätte ich unter ihnen gesessen, hätte ich mich sicherlich auch gefragt: »Warum spricht ausgerechnet der die Begrüßungsworte?« Aber so war Bush eben. Solche Dinge kümmerten ihn einfach nicht. Wenn man irgendein besonderes Talent hatte oder man ihm einmal einen Gefallen getan hatte oder er einen mochte, dann förderte er einen, wann immer sich eine Gelegenheit bot, egal ob das nun viel Sinn ergab oder nicht. Er war anders als die meisten Politiker, einfach ein lieber netter Kerl. Und das galt auch für seine Frau Barbara. Die beiden schickten immer handschriftliche Kärtchen und bedankten sich für jede Kleinigkeit, die ich für die Bushs tat.
Nachdem er mich für den Fitness-Posten ausgewählt hatte, wurde unsere Freundschaft noch enger. Wann immer ich in Washington war, konnte ich im Weißen Haus vorbeischauen. Unsere Beziehung erlaubte das. Jederzeit. John Sununu war am Anfang sein Stabschef, und auch er hieß mich immer willkommen. Nie hieß es: »Der Präsident ist im Moment sehr beschäftigt. Bitte kommen Sie morgen wieder.«
George und Barbara Bush luden Maria und mich auch oft nach Camp David ein, was wirklich eine Ehre war. Im Weißen Haus kann einem mitunter die Decke auf den Kopf fallen, daher fuhren die Bushs gern übers Wochenende weg. Die Arbeit nahm er selbstverständlich mit. Manchmal durfte ich mit ihnen im Helikopter fliegen, manchmal stieß ich erst dort zu ihnen. Zum Essen gingen wir in örtliche Restaurants oder gingen sonntags zusammen zur Kirche. Und natürlich mochten beide körperliche Aktivitäten und Spiele.
Als ein Reporter ihn einmal fragte: »Mr. President, bringt Ihnen Arnold irgendwelche Fitnessübungen bei?«, lachte er und ging sofort darauf ein.
»Na, wenn er in Camp David auftaucht, machen wir ständig irgendwelche Übungen. Er bringt mir Gewichtheben bei und ich ihm Wallyballspielen.«
»Wallyball? Sie meinen Volleyball?«
»Nein, nein, Wallyball.«
»Und was ist Wallyball?«
»Wir haben ein Spielfeld im Haus, wo wir Volleyball spielen, aber nach unseren eigenen Regeln. Dabei darf man den Ball gegen die Wand spielen. Arnold hat es schon ein paarmal gespielt und wird allmählich besser.«
Aber wir betrieben auch reguläre Sportarten zusammen: Bowling etwa oder Hufeisenwerfen. Wir schwammen. Wir hoben Gewichte. Ich ging sogar Tontaubenschießen mit ihm! (Wem würde der Secret Service schon erlauben, sich dem Präsidenten mit einer Waffe in der Hand zu nähern?) An einem verschneiten Wochenende Anfang 1991, als Katherine gerade laufen lernte, besuchten wir drei die Bushs und nahmen sie mit zum Schlitten fahren. Bei dem Schlitten handelte sich allerdings um einen Toboggan, und ich hatte keine Ahnung, wie man einen Toboggan steuert. Schlitten fahren kann ich natürlich, aber ein Schlitten mit Kufen kann man leicht mit den Füßen lenken, während ein Toboggan kufenlos und flach ist. Der Präsident und ich rasten viel zu schnell den Hügel hinunter und kollidierten unten mit Barbara, die sich dabei unglücklicherweise ein Bein brach und ins Krankenhaus gebracht werden musste. Noch heute besitze ich ein Foto, das mir Präsident Bush später schickte. Es zeigt ihn und mich auf dem Toboggan, darunter hat er geschrieben: »Steuern, verdammt! Steuern!«
Als der Irak 1990 in Kuwait einmarschierte, jagte in Camp David eine wichtige Besprechung die andere. Für mich
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