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Total Recall

Total Recall

Titel: Total Recall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Dürr (VS Mihr)
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klar, dass wir den Soldaten etwas schuldig sind.
    Nur einmal wurde ich in Camp David direkt Zeuge eines wichtigen Ereignisses. Der Konferenzraum, der als Kommandozentrale des Präsidenten diente, durfte natürlich offiziell von den Gästen nicht betreten werden. Aber eines Nachmittags im Februar, als ich zu Besuch da war und in meinem Zimmer ein Skript las, rief mich der Präsident an. »Kommen Sie rüber. Ich möchte Sie mit ein paar Leuten bekannt machen.«
    Sie saßen entspannt um den großen Konferenztisch und aßen Sandwiches. Präsident Bush stellte mich vor, dann erklärte er mir: »Wir treffen hier gerade ein paar wichtige Entscheidungen für den Krieg im Nahen Osten.« Als Teil der Operation »Desert Storm« hatten die Luftangriffe bereits begonnen. Die USA und ihre Verbündeten hatten schon seit Monaten Bodentruppen entlang der Grenzen Iraks und Kuwaits zusammengezogen. »Schauen Sie sich mal diese Bilder an«, sagte der Präsident und zeigte mir mehrere Aufklärungsfotos. Dann ließ er ein Video abspielen, das mit der Helmkamera eines Panzerfahrers aufgenommen worden war und zeigen sollte, wie nahe an die Grenze sie schon vorgerückt waren. Die Panzerdivisionen täuschten Angriffe auf die Grenze vor, zogen sich dann aber immer wieder zurück. Wie der Präsident erklärte, würden sie eines Tages einfach weiter nach Irak und Kuwait vorrücken. »Wir werden sie also überraschen, gleichzeitig aber auch mit diesen Dingern hier festnageln.« Und er zeigte mir die Schiffspositionen im Persischen Golf, von wo aus die Navy jederzeit Cruise Missiles abfeuern und Amphibienfahrzeuge ausschicken konnte, um Marines an Land zu setzen. »Wir werden derart auf sie eindreschen, dass ihnen Hören und Sehen vergeht«, sagte er.
    Dann ging ihre offizielle Beratung weiter. Die Unterhaltung war so intensiv und zielgerichtet, dass sie mir wie das Gespräch von Ärzten in einem Operationssaal vorkam. Ja, richtig, sie hatten es hier mit Leben und Tod zu tun, aber solche Entscheidungen hatten sie schon öfter getroffen, und sie wussten, was sie zu tun hatten. Es kam keine Panikstimmung auf. Der informelle Ton spiegelte die allgemeine Atmosphäre wider, die in Camp David herrschte. Hier galten die Zwänge nicht, die im Weißen Haus immer zu spüren waren, deshalb trafen sie sich hier besonders gern.
    Als sie mit ihren Sandwiches fertig waren, sagte der Präsident: »Okay, ich zeige Arnold noch schnell sein Pferd. Bin in zwanzig Minuten wieder da.«
    Ich reiste am nächsten Tag ab mit dem Wissen, dass der Bodenkrieg in achtundvierzig Stunden beginnen würde. Es war ein Donnerstag. Zwei Tage später, am 23. Februar, würden sie angreifen. Und ich dachte: »Ich weiß etwas, das niemand sonst weiß – abgesehen von den Leuten am Konferenztisch. Auch nicht die Medien, niemand.« Die Tatsache, dass der Präsident so viel Vertrauen in mich hatte, machte einen ungeheuren Eindruck auf mich. Ich spürte, dass ich niemals, zu keinem Zeitpunkt und was auch geschehen mochte, dieses Vertrauen missbrauchen oder diesen Mann enttäuschen würde.
    Der Rest des Jahres 1991 war für mich eine extrem glückliche Zeit: zu Hause, in meiner ehrenamtlichen Arbeit und in Sachen Kino. Terminator 2 – Tag der Abrechnung kam am Wochenende des Nationalfeiertags am 4. Juli in die Kinos. Der Film wurde zum größten Kassenhit meiner Karriere. Nur zwei Wochen später kam Christina auf die Welt. Und: Ich wurde der erste Zivilist der Welt, der einen »Hummer« fuhr, die zivile Variante des High Mobility Multipurpose Wheeled Vehicle, HMMWV, kurz Humvee, der eine so wichtige Rolle im Golfkrieg spielte. Der Humvee war mir schon im vorhergehenden Sommer aufgefallen, als wir oben in Oregon ein paar Szenen für Kindergarten Cop gedreht hatten. Ein Konvoi von Humvees der US-Armee war vorbeigefahren, und ich hatte mich auf der Stelle verliebt. Noch nie hatte ich ein so gut aussehendes, robustes Geländefahrzeug gesehen. Der Humvee wurde mit einer Standardausstattung geliefert, für die manche Jungs viele Tausende Dollar hinblättern mussten, wenn sie ihre Jeeps oder Blazers damit aufrüsten wollten: überdimensionale Räder und Spiegel, hohe Bodenfreiheit, Hochleistungsscheinwerfer und Infrarot-Nachtsichtsystem, einen Rammschutzbügel vor dem Kühler, eine Winde, um sich selbst zu befreien, wenn man sich festgefahren hatte. Der Humvee sah aus, als könnte ihn nichts stoppen, und es war einfach alles an ihm dran. Da gab es nichts, was man hätte verbessern können.

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