Total Recall
war es eine seltsame Erfahrung, zwischen den zwei Welten hin- und herzupendeln – zwischen der Krise in der realen Welt und der erfundenen Bedrohung einer zukünftigen Welt am Drehort von Terminator 2 in Los Angeles. Verteidigungsminister Dick Cheney und General Colin Powell, der Vorsitzende der Vereinigten Stabschefs, kamen regelmäßig nach Camp David, um den Präsidenten zu informieren und sich mit ihm über wichtige Entscheidungen abzustimmen. Im Herbst leitete Präsident Bush die Operation »Desert Shield« ein, den massiven Truppenaufmarsch der Streitkräfte der Vereinigten Staaten und ihrer Verbündeten entlang der saudi-arabischen Grenze zum Irak und zu Kuwait. Auch ich leistete einen kleinen Beitrag zu dieser Operation, nachdem ich in einer Zeitung gelesen hatte, dass die amerikanischen Soldaten in der Wüste ihr Krafttraining mit Sandsäcken absolvierten. Den Muskeln eines Menschen ist es natürlich völlig egal, welcher Gegenstand ihnen Widerstand entgegensetzt, sie haben schließlich keine Augen. Trotzdem dachte ich mir, dass unsere Männer etwas Besseres verdient hätten. Ich erinnerte mich daran, wie ich im österreichischen Bundesheer auf meinem Panzer Hanteln und eine Hantelbank mitgeführt hatte. Deshalb ging ich zu General Powell und fragte ihn, was er davon halten würde, den Soldaten richtige Krafttrainingsgeräte zu schicken. Der Vorschlag gefiel ihm, und innerhalb weniger Tage hatte ich Zusagen von mehreren Herstellerfirmen, die ingesamt fast vierzig Tonnen an Trainingsgeräten für die Operation »Desert Shield« spendeten, Hantelbänke, Lang- und Kurzhanteln und so weiter. Der Transport mit Frachtern hätte allerdings viele Wochen gedauert, deshalb fanden Powell und Cheney eine andere Lösung: Die Ausrüstung wurde zusammen mit Lieferungen privater Zulieferer von Oklahoma aus mit Frachtflugzeugen transportiert. Die Soldaten erhielten die Ausrüstungen innerhalb von zwei Wochen, und bald bekam ich ungewöhnliche Briefe mit Fotos, in denen man mir dankte und schilderte, dass die Soldaten in Schichten trainierten, damit möglichst viele die neuen Ausrüstungen benutzen konnten.
Gegenüber den Streitkräften habe ich immer großen Respekt empfunden. Der amerikanische Traum war in meinem Leben immer besonders wichtig gewesen, aber im Grunde waren es die Streitkräfte, die diesen Traum stets durch ihren Mut und ihren Einsatz schützten und bewahrten. Schon seit einem frühen Zeitpunkt in meiner Bodybuilder-Karriere habe ich Wert darauf gelegt, Militärbasen und Kriegsschiffe zu besuchen, wann immer sich die Gelegenheit ergab. Als ich ins Filmgeschäft einstieg, war es absolut selbstverständlich, in meine Werbetouren im Ausland immer auch Auftritte im Rahmen der Truppenbetreuungsprogramme einzubauen. Und ich besuchte auch die Marine Corps Security Guards, die für die Sicherheit der amerikanischen Botschaften sorgten, in Japan, Deutschland, Südkorea, Russland und vielen anderen Ländern. Es gibt keine spezifischen Rezepte dafür, welche Art von Unterhaltung man Soldaten bieten muss, aber ich tauschte meine Erfahrungen mit anderen Berühmtheiten wie Jay Leno aus und entwickelte dabei allmählich mein eigenes Programm. Meistens erzählte ich von meinen Filmen, riss ein paar Witze, je deftiger, desto besser, und brachte auch meinen neuesten Film mit, den sie dann anschauen konnten. Gelegentlich verschenkte ich auch ein paar Stumpen. Mit solchen Auftritten wollte ich sie anspornen und ermutigen – und ihnen danken. Viel später, als ich bereits Gouverneur war, wurde ich von den Menschen in Sacramento immer gefragt, warum ich so viel Zeit für die Streitkräfte aufwenden würde. Warum setzt du dich so für die Verbesserung ihrer Bildungschancen ein? Warum hilfst du ihnen mit ihren Stipendiendarlehen? Warum kämpfst du dafür, dass sie einen Job bekommen? Warum kämpfst du dafür, dass der Bau von Veteranenwohnungen schneller vorangeht, warum lässt du mehr Veteranenwohnungen bauen als jeder andere Gouverneur in der kalifornischen Geschichte? Warum kämpfst du darum, dass die Öffentlichkeit das post-traumatische Stresssyndrom endlich ernst nimmt und den jungen Männern und Frauen hilft, wenn sie von ihrem Einsatz nach Hause zurückkehren? Die Antwort war ganz einfach: Amerika wäre längst nicht mehr »das Land der Freien«, wenn es nicht immer auch »die Heimat der Mutigen« gewesen wäre. Wenn man sieht, welche Arbeit sie verrichten, welchen Gefahren sie sich stellen müssen, dann wird einem
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