Total Recall
Szene musste ich die Harley auf ein mit schweren Ketten verschlossenes Tor zusteuern, das Schloss mit einem Schuss aufsprengen und dann durch das Tor krachen. Auch das musste wochenlang geübt werden – erst mit der Flinte allein, dann auf der Harley und dann das Ganze als cooler Terminator. Ein andermal musste ich einen spektakulären Sprung vom Motorrad in den Kanal vollführen.
Auch für die Hauptdarsteller der anderen Erwachsenenrollen – Linda Hamilton als Sarah Connor und Robert Patrick als T-1000 – war dieser Dreh härteste Knochenarbeit. Linda musste dreimal täglich hart trainieren, um als Überlebenskämpferin überzeugend zu wirken. Alle Stunts waren so extrem, dass sie viel mehr Schweiß kosteten als damals beim Dreh von Terminator 1 .
Alle paar Wochen gab es eine Drehpause. Ich verwandelte mich wieder vom Terminator in den Fitness-Beauftragten des Präsidenten. Der Job und meine Freundschaft mit dem Präsidenten wurden bald zu wichtigen Faktoren in meinem Leben. Zu meiner Vergütung für den Film gehörte auch ein Gulfstream-III-Jet, das perfekte Gefährt, um durch die Staaten zu reisen. Ich plante, während der ersten Amtszeit des Präsidenten tatsächlich sämtliche fünfzig Bundesstaaten zu besuchen. Das bedeutete, dass ich noch rund drei Jahre Zeit hatte, das Pensum zu bewältigen. Ich breitete die Karte der Vereinigten Staaten vor mir aus und legte fest, welche nahe beieinanderliegenden Staaten ich in einer Reise zusammenfassen konnte. Wenn ich ein paar Tage Drehpause hatte, konnte ich so vier bis sechs Staaten auf einmal besuchen – und es blieb sogar noch ein bisschen Zeit für kurzfristige Terminimprovisationen, denn natürlich standen mir nicht alle Gouverneure immer zum geeigneten Zeitpunkt für ein Treffen zur Verfügung. Auch wenn ich andere Termine wahrnehmen musste, zum Beispiel ein Seminar oder einen Wettkampf in Columbus oder einen Kurzurlaub auf Hawaii, nutzte ich die Gelegenheit für Besuche in den umliegenden Staaten.
Bei den Treffen mit den Gouverneuren stellte ich immer gleich zu Anfang klar, dass es mir nicht um Politik ging. Bei dieser Kampagne drehte sich alles einzig und allein um Fitness und Sport. Aber manch einem Gouverneur fiel es schwer, das zu glauben. »Der Terminator kommt vom Weißen Haus, in dem ein Republikaner sitzt, und will mich öffentlich vorführen, weil ich angeblich den Kindern nicht genug Aufmerksamkeit schenke«, dachten sie vermutlich. Deshalb machte ich immer gleich deutlich, dass das nicht auf meiner Agenda stand. Ich propagierte nicht die Politik der Republikaner, sondern die Philosophie der Fitness. Je mehr sich das allmählich herumsprach, desto entspannter wurden die Treffen. Man empfing uns schließlich mit offenen Armen. Und alle schlossen sich dem Fitness-und-Sport-Programm an.
Für mich war es eine absolut großartige Erfahrung, aus erster Hand beobachten zu können, wie die staatlichen und kommunalen Verwaltungen funktionierten. Nie zuvor hatte ich erlebt, wie so viele Leute praktisch von heute auf morgen zu Befürwortern körperlicher Ertüchtigung wurden. Ich hatte mir ausgerechnet, dass wir an einem Tag zwei Bundesstaaten ansteuern konnten. Gewöhnlich begann so ein Besuchstag am Morgen mit einem Frühstück beim Gouverneur oder bei der Gouverneurin, wobei ich schilderte, was getan werden könne, um die Fitness der Bevölkerung zu verbessern. Weil jeder Staat anders war, musste ich mich auf diese Gespräche gut vorbereiten. Danach besuchten wir eine Schule und sahen einer Klasse beim Sportunterricht zu. Dann folgte eine Pressekonferenz. In manchen Staaten war das eine riesige Sache: eine ganze Sporthalle zum Bersten voll mit Eltern und Kindern, die uns willkommen hießen, während die Schulband spielte. Dabei überreichte ich dem jeweiligen Gouverneur immer eine Tony-Nowak-Jacke mit dem Logo des Nationalen Rats für Fitness und Sport und half ihm in die Jacke, und dann wurde noch ein Foto von ihm aufgenommen, umringt von Kindern.
Als letzter Punkt stand immer ein »Fitness-Gipfel« auf dem Programm, zu dem Vertreter des Bildungs- und des Gesundheitsministeriums eingeladen wurden, ferner Mitarbeiter des Gouverneurs, Vertreter der Schulbehörden, des YMCA, Besitzer von Fitnessstudios, Mitarbeiter der pädagogischen Fortbildungseinrichtung »American Alliance for Health, Physical Education, Recreation and Dance« und so weiter. Gewöhnlich war der Raum für diese Veranstaltung mit fünfzig bis hundert Personen bis zum letzten Platz
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