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Total Recall

Total Recall

Titel: Total Recall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Dürr (VS Mihr)
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gefüllt. Dabei diskutierten wir darüber, wie wichtig körperliche Betätigung für Kinder und Jugendliche sei und welche Gesundheitsrisiken durch Bewegungsmangel entstünden. Die Vertreter der verschiedenen Organisationen sprachen darüber, wie sie in Zukunft zusammenarbeiten könnten. Danach stiegen meine Mitarbeiter und ich wieder ins Flugzeug und flogen in den nächsten Bundesstaat, wo dann am Nachmittag das ganze Programm noch einmal ablief.
    Erst später wurde mir klar, dass diese Arbeit große Ähnlichkeit mit einem Wahlkampf hatte, bei dem man ständig auf Tour ist, sich immer unter Zeitdruck befindet, weil man zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort eintreffen muss, um eine Rede zu halten und die Leute anzufeuern. Die Bands spielen und die Lokalpolitiker erscheinen, um ihre Unterstützung zu bekunden. Nach meiner Tätigkeit als Fitness-Beauftragter hatte ich jedenfalls später bei meinem Gouverneurswahlkampf manchmal ein regelrechtes Déjà-vu-Erlebnis.
    Interessanterweise störte es niemanden, dass ich mein eigenes Flugzeug benutzte. Wenn die Leute fragten: »Wird das mit Steuergeldern bezahlt?«, gab es mir immer ein gutes Gefühl, wenn ich sagen konnte: »Nein. Das zahle ich aus eigener Tasche. Bis hin zur letzten Briefmarke. Ich mache das nicht für Geld, sondern ich will dem Land etwas zurückgeben. Und weil ich mich mit Fitnessfragen besonders gut auskenne, ist Fitness eben das, was ich zurückgeben kann.« Und es war auch ein großartiges Gefühl, weil ich wusste, dass dies ganz im Sinne von Sarge war.
    Auch die »Gipfeltreffen« waren für mich so etwas wie ein Schnellkurs in Sachen Politik. Als ich in Kalifornien darauf drängte, dass in den Schulen mehr Sportunterricht erteilt werden sollte, feuerten sie sofort zurück.
    »Erzählen Sie das unserem Gouverneur, vielleicht steckt er dann mehr Geld in die Bildung, damit wir weitere Sportlehrer einstellen können!«
    »Aber vergessen Sie nicht: Wir haben gerade eine Rezession. Soweit ich weiß, sinken deshalb auch die Steuereinnahmen, und unser Gouverneur hat einfach kein Geld dafür.«
    Ich schlug vor: »Wenn es am Geld liegt, warum fragen Sie dann nicht mal beim YMCA oder einem örtlichen Sportverein nach, ob die nicht ein paar ehrenamtliche Trainer ausleihen können?«
    »Um Gottes willen! Sollen die Schulen etwa Ehrenamtliche statt Lehrer einsetzen? Sie machen wohl Witze! Wenn Sie unsere Gesetze gelesen hätten, Arnold, wüssten Sie nämlich, dass es verboten ist, vakante Lehrerstellen durch Ehrenamtliche zu besetzen.«
    Mit dem Vorschlag, in den Schulen auch Ehrenamtliche einzusetzen, hatte ich ein absolutes Tabu der Lehrergewerkschaften angerührt. Dass ich dieser Haltung begegnete, war eine Erfahrung, die mir wirklich die Augen öffnete. Es ging ihnen nämlich gar nicht um die Kinder, wie sie immer behaupteten, sondern es ging ihnen nur darum, mehr Lehrern zu Stellen zu verhelfen. Natürlich war mir klar, dass das zu den Aufgaben einer Gewerkschaft gehörte: für ihre Mitglieder zu kämpfen.
    Von allen Gouverneuren beeindruckte mich Mario Cuomo am meisten. New York war ungefähr der zehnte Staat, den ich besuchte. Aus der Ferne hatte ich Cuomo nie gemocht, weil er in seiner Grundsatzrede auf dem Parteitag der Demokraten 1984 Ronald Reagan heftig angegriffen hatte. Reagan hatte zuvor das Land mit einer »Leuchtenden Stadt auf dem Hügel« verglichen. Cuomo hatte ihm in seiner Rede mit dem Titel eines Dickens-Romans widersprochen: »Mr. President, Sie sollten eigentlich wissen, dass es sich bei dieser Nation eher um eine ›Geschichte zweier Städte‹ handelt als um eine ›Leuchtende Stadt auf dem Hügel‹.«
    Aber als ich Cuomo persönlich kennenlernte und wir uns über das Fitness-Programm unterhielten, sprang er sofort auf das Thema an und war voller Lob. Und er gab mir ein paar wertvolle Ratschläge: »Sie sollten mehr über die Gesundheit der Kinder reden, und Sie dürfen die Kosten nicht verschweigen. Denn die werden sehr, sehr hoch sein. Aber weisen Sie immer auf die Gesundheitskatastrophe hin, die sich entwickeln wird, wenn die Kinder nicht endlich wieder mehr für ihren Körper tun, und dass es dann die Steuerzahler noch viel teurer zu stehen kommen wird.« Er fand alles gut, was ich in dieser Sache bisher unternommen hatte. Ich konnte verstehen, warum er in seinem Bundesstaat so beliebt war und als großartiger Politiker galt.
    Als wir dann vor die Medien traten, betonte er auch, wie großartig es doch sei, dass ich

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