Total Recall
Freunde ebenfalls erleben dürfen. Und tatsächlich versuchte ich dann die nächste Werbetour im Ausland so zu arrangieren, dass mich ein paar von ihnen begleiten konnten. Ich will, dass sie das Opernhaus in Sydney sehen. Dass sie Rom sehen. Dass sie eine Fußballweltmeisterschaft erleben.
Bei den Verhandlungen anlässlich der Gründung des Planet-Hollywood-Restaurants fungierte Paul als mein »guter Geist«. Er brachte mich dazu, meinen eigenen Anwalt einzuschalten, während sich alle anderen auf den unternehmenseigenen Juristen verließen. Paul bestand auch darauf, dass wir uns viel Zeit nahmen, um die Sache wirklich gut über die Bühne zu bringen. Für die Verhandlungen über meinen Geschäftsanteil ließen wir uns fast zwei Jahre Zeit. Während sich die anderen Stars bei ihren Verträgen mehr auf zusätzliche Anreize und Vergünstigungen konzentrierten, war mein Arrangement am Ende lukrativer und wies mehr eingebaute Sicherheitsklauseln auf, für den Fall, dass die Sache den Bach runterging. Im Laufe der Zeit unterstützten mich Paul und die Investmentbank, für die er arbeitete, Wertheim Schroder & Co., auch bei anderen Geschäften. Offiziell war er bei Wertheim Schroder auf Sportanlagen und Hotels spezialisiert. Er verkaufte Beteiligungen an Golfplätzen, Tennisklubs und Skizentren. Aber ich konnte ihn oft genug in Aktion beobachten und wusste, dass seine Bandbreite viel größer war. Egal, um was es ging – ein Produktionsstudio, ein Weinberg im Napa Valley, ein neues Einkaufszentrum –, er stieß immer sofort zum Kern des Geschäfts vor. Bei solchen Dingen blickte er schneller durch als jeder andere.
Schon bevor mir Ronda erklärte, dass sie bei meinen Finanzgeschäften an ihre Grenzen stieß, hatten Paul und ich jahrelang eher informell zusammengearbeitet. Der gesunde Menschenverstand sagte mir, dass ich stärker diversifizieren müsse, mich nicht allein aufs Immobiliengeschäft festlegen dürfe, dem einzigen Investitionssektor, in dem ich mich wirklich auskannte. Die Wirtschaft boomte, neue Unternehmen und ganze Branchen entstanden, der Börsenmarkt expandierte wie verrückt. Ich war nicht daran interessiert, Aktien als solche zu kaufen oder zu verkaufen, und ich wollte auch nicht eine Menge Zeit dafür aufwenden müssen, die Stärken und Schwächen von börsennotierten Unternehmen zu recherchieren. Aber ich wusste auch, dass der Aktienmarkt in den zwanzig Jahren seit der Wahl Jimmy Carters drastisch an Wert gewonnen hatte. Dieses Wachstum wollte ich anzapfen. Paul vermittelte eine Beteiligung an einem privaten Investmentfonds namens Dimensional Fund Advisers, deren Büros direkt in Santa Monica lagen. Ich lernte den Gründer, David Booth, kennen, der bei Milton Friedman studiert hatte, den ich so verehrte. Paul war des Lobes voll über die Firma. »Ich habe schon Hunderte Unternehmen gesehen, aber noch nie eine Gruppe von Leuten wie diese«, sagte er zu mir. »Sie handeln nach ethischen Grundsätzen, sie sind höchst gebildet und sehr gute Geschäftsleute.« Dimensional war damals noch recht klein und noch nicht in den Radar der Großen im Geschäft geraten, aber es war bestens positioniert, um in einem Teil des Index-Anlagefonds-Business die Führung zu übernehmen, der vom Branchengiganten Vanguard nicht bedient wurde. Ich ergriff die Gelegenheit beim Schopf, und Dimensional entwickelte sich schon bald zu einer meiner wertvollsten Anlagen.
Ich drängte Paul, sich selbstständig zu machen, und tatsächlich ließ er sich 1997 in meinem Gebäude als unabhängiger Vermögensberater nieder. Am Anfang hatte er genau einen Klienten: mich. Wir verstanden uns so gut, dass ich ihm kaum irgendwelche Anweisungen geben musste. Er sollte vor allem mein Motto beherzigen: »Nimm einen Dollar und mach zwei daraus.« Ich wollte große Investitionen tätigen, die interessant und kreativ und andersartig waren. Konservative Anlagen, die, sagen wir, vier Prozent abwarfen, interessierten mich nicht. Offshore-Unternehmen und ähnliche Tricksereien interessierten mich auch nicht. Ich war stolz darauf, Steuern zu zahlen. Und wenn ich von Jahr zu Jahr mehr Steuern bezahlen musste, war mir das auch recht. Das bewies doch nur, dass ich mehr Geld verdient hatte! Und ich war auch nicht an den Investitionen interessiert, auf die sich die Hollywood-Finanzmanager häufig stürzten: die angesagtesten Hotels, die coolsten Clubs. Ich akzeptierte große Risiken im Austausch gegen große Erträge, aber ich wollte so gut wie möglich
Weitere Kostenlose Bücher