Total Recall
informiert sein, was vor sich ging. Paul fühlte sich davon angesprochen, dass ich neuen Ideen offen gegenüber stand und mich für die Geschäfte ernsthaft interessierte, und natürlich fand er auch die Beträge interessant, die hereinkamen. Er wusste, dass er mehr als genug zu tun haben würde.
Die Idee, eine Boeing 747 zu kaufen, schlich sich ganz allmählich in unsere Planungen. Ein Bekannter in San Francisco namens David Crane war mit seiner Investment-Firma in das Geschäft mit Leasing-Flugzeugen eingestiegen. Sein Leasing-Modell hat sich zu einer richtigen Nischenbranche entwickelt, weil viele Fluggesellschaften nicht gern selbst Flugzeuge besitzen wollen. Der Besitz von Flugzeugen bindet eine Menge Kapital und lenkt auch Ressourcen vom eigentlichen Geschäft ab, das sich auf Flugverbindungen für Passagier- und Gütertransport richtet. Deshalb leasen Fluggesellschaften oftmals die Flugzeuge von Eigentümern, so wie auch viele Autofahrer häufig ihre Fahrzeuge lieber leasen, statt sie zu kaufen. In einem solchen Leasing-Arrangement betreibt und wartet die Airline das Flugzeug für, sagen wir, acht Jahre und gibt es dann an den Eigentümer zurück, der es weiterverkaufen oder neu verleasen kann.
Davids Firma arbeitete mit Singapore Airlines. Das fiel mir schon mal positiv auf, denn Singapore Airlines hatten den besten Ruf in der Luftfahrtbranche. Die Airline plante damals, ihre Flugverbindungen offensiv auszuweiten, und um dafür Kapital freizumachen, verkaufte sie Flugzeuge und leaste sie dann wieder zurück. Die Leasing-Verträge waren durch Garantien der Regierung von Singapur abgesichert. Ich besorgte mir Informationen über Fluglinien und Leasing-Arrangements und ließ die Sache eine Weile in meinem Innern vor sich hin köcheln. Und eines Tages wachte ich auf, und die Vision stand mir glasklar vor Augen: »Ich will einen Jumbo-Jet haben!«
Soweit ich die Sache überblickte, war es eine solide Anlagemöglichkeit. Und ich verspürte ein ähnliches Kribbeln in den Fingern, wie zu der Zeit, als ich meinen ersten Humvee gesehen hatte. Die 747 war für mich der Humvee unter den Passagierflugzeugen, aber ihr Preis war so groß wie der Flieger selbst. Eine neue Maschine kostete irgendetwas zwischen 130 und 150 Millionen Dollar, je nach Modell und Optionen wie Kabinenausstattung, Sitze, Cargokapazität, Instrumente und so weiter. Aber natürlich zahlte man nicht den gesamten Betrag. Flugzeug-Leasing funktionierte ungefähr so wie das Leasing eines Bürogebäudes: Man investierte zum Beispiel 10 Millionen Dollar als Eigenkapital und nahm für den Rest Bankkredite auf.
Wir setzten uns mit David Crane in Verbindung. Er war skeptisch. Flugzeug-Leasings waren Aktivitäten von riesigen Finanzinstituten wie GE Capital. Privatpersonen hatten das noch nie versucht. »Ich habe da gewisse Zweifel, aber ich höre mich mal um«, sagte er und versprach, sich mit seinen Klienten in Singapur in Verbindung zu setzen.
Eine Woche später meldete er sich wieder. »Das ist unmöglich. Das können Sie nicht machen. Sie wollen keine Privatpersonen, sondern nur Unternehmen.«
»Na gut, ich kann die Leute verstehen«, sagte ich. »Wahrscheinlich halten sie mich für einen dieser Hollywood-Deppen, der über Nacht ein bisschen Geld gemacht hat und nun plötzlich meint, er müsse unbedingt eine 747 haben. Und bis dann der Leasing-Vertrag steht, ist sein nächster Film gefloppt oder so, und er springt ab. Die wollen nichts mit Hollywood-Junkies oder anderen Spinnern zu tun haben. Kann ich gut verstehen. Können wir das mal direkt mit ihnen besprechen? Haben diese Leute irgendwann mal geschäftlich in Los Angeles zu tun?«
»Ich frage nach.«
Am nächsten Tag erfuhren wir, dass seine Klienten in zwei Wochen ohnehin eine Geschäftsreise an die Westküste geplant hatten und dass sie bereit wären, mich in meinem Büro zu treffen. Aha, dachte ich. Wie so oft im Leben, hält man etwas zuerst für völlig unmöglich, stellt dann aber fest, dass es doch nicht ganz unmöglich ist. Als die Singapore-Manager zur Besprechung kamen, hatten wir unsere Hausaufgaben gemacht, und es fiel uns leicht, ihnen die Idee schmackhaft zu machen. Gleich am Anfang fasste ich die wesentlichen Züge des Deals zusammen, vor allem deshalb, weil ich ihnen zeigen wollte, dass ich begriffen hatte, wie so etwas funktioniert. Man konnte deutlich sehen, dass sie sich entspannten. Nach einer halben Stunde machten wir bereits Erinnerungsfotos, und der Handel war im
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