Total Recall
musste für eine größere Herzoperation.
Überraschend war nur der Zeitpunkt, nicht das Problem selbst. Seit zwanzig Jahren hatte ich gewusst, dass ich einen ererbten Herzfehler hatte, der irgendwann repariert werden müsste. Schon in den siebziger Jahren, während einem ihrer Frühjahrsbesuche, musste ich meine Mutter ins Krankenhaus bringen, weil sie plötzlich Schwindel- und Übelkeitsanfälle bekommen hatte. Sie entdeckten ein Herzgeräusch, das auf eine fehlerhaft funktionierende Aortenklappe zurückzuführen war. Die Herzklappe würde irgendwann ersetzt werden müssen. Sie war damals in den Fünfzigern, und der Arzt erklärte ihr, dass man solche Fehler meistens im mittleren Alter entdeckte. Ich war damals erst einunddreißig, aber sie untersuchten auch mich und entdeckten, dass ich den gleichen Herzfehler hatte.
Der Arzt hatte mir damals erklärt: »Ihre Herzklappe muss noch lange nicht ausgetauscht werden. Aber Sie sollten die Sache im Auge behalten.« Deshalb unterzog ich mich jährlich einer Herzuntersuchung. Der Arzt hörte sich meine Herzgeräusche an und sagte dann: »Kein Grund zur Sorge. Bleiben Sie einfach fit, achten Sie auf Ihren Cholesterinspiegel bla, bla, bla.« Und dann verdrängte ich das Problem wieder für ein Jahr.
Irgendwann teilten die Ärzte mir mit, dass sich meine Mutter einer OP unterziehen sollte. Sie weigerte sich. »Wenn Gott mich abberufen will, bin ich bereit«, erklärte sie.
»Das ist aber seltsam«, sagte ich. »Als du deine Hysterektomie hast machen lassen, klang das noch ganz anders. Und alle anderen Gesundheitsprobleme hast du auch immer behandeln lassen. Warum redest du jetzt plötzlich von Gott, wenn es um dein Herz geht? Gott hat die Medizin erst möglich gemacht. Gott bildet die Ärzte aus. Alles liegt in Gottes Händen. Du kannst damit dein Leben verlängern.«
»Nein, nein, nein.« Es hatte etwas mit ihrer Herkunft zu tun und mit ihrer Generation. Aber obwohl sie sich nicht operieren ließ, war sie nun schon fünfundsiebzig und machte einen gesunden Eindruck.
Aber mir ging es nicht so gut. Die ersten Anzeichen, dass ich jetzt echte Probleme bekommen würde, zeigten sich nach den Dreharbeiten von True Lies . Als ich ein paar Runden im Pool schwamm, verspürte ich plötzlich ein Brennen in der Brust. Das war ein Signal, dass die Herzklappe nicht mehr richtig funktionierte. Der Arzt erklärte mir: »Das wird sich jetzt erst langsam und dann sehr schnell verschlimmern. Wir sollten abwarten, bis die Phase der rapiden Verschlechterung einsetzt. Das ist dann der beste und sicherste Moment für eine OP. Wenn Sie aber noch länger warten, wird die Aorta beeinträchtigt und das Herz vergrößert sich. Das wollen wir nicht. Aber ich kann Ihnen nicht genau sagen, wann der richtige Moment gekommen ist. Es könnte nächstes Jahr sein oder in fünf Jahren. Es ist bei jedem Patienten anders.«
Da ich keine weiteren Symptome mehr verspürte, machte ich weiter wie bisher. Ich fuhr Ski, drehte Filme, wirkte bei den Eröffnungen neuer Planet-Hollywood-Filialen mit und übte auch meine ehrenamtlichen Tätigkeiten aus. Aber im Jahr 1996, beim jährlichen Check-up, meinte der Arzt: »Es ist so weit. Sie müssen sich der Herzoperation unterziehen. Es muss nicht morgen sein, aber unbedingt noch dieses Jahr.«
Ich suchte drei Krankenhäuser auf und sprach mit den Chirurgen. Schon immer war ich der Meinung gewesen, dass man vor wichtigen medizinischen Entscheidungen drei Meinungen einholen sollte. Schließlich entschied ich mich für Vaughn Starnes vom Krankenhaus der University of Southern California. Er war ein schlanker Mann mit randloser Brille, der das Problem und die Risiken vollkommen sachlich anging. Er begriff auch sofort, worum es mir ging.
»Ich liebe Ihre Filme«, sagte er, »und will, dass Sie auch in Zukunft Filme drehen können. Deshalb möchte ich auch nicht, dass Sie mit einer künstlichen Herzklappe herumlaufen müssen.« Der bessere Weg sei eine organische Ersatzklappe, denn mit einer künstlichen Klappe würde ich lebenslang blutgerinnungshemmende Medikamente einnehmen und meine Aktivitäten für den Rest des Lebens einschränken müssen. Mit einer organischen Herzklappe dagegen sei das anders: »Damit können Sie weiter Ihre Stunts drehen, Sport treiben, Ski fahren, reiten – was Sie wollen.«
Das waren die Vorteile. Der Nachteil war das Risiko. Dieses Verfahren war nur in sechs von zehn Fällen erfolgreich. »Sie müssen sich darüber im Klaren sein: In rund
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