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Total Recall

Total Recall

Titel: Total Recall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Dürr (VS Mihr)
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Special Olympics war. Tim wurde von seiner Frau Linda und ihren fünf Kindern begleitet.
    Mandela war für mich immer ein Held gewesen. Ich bekam jedes Mal eine Gänsehaut, wenn er in seinen Reden auf Integration und Toleranz und Vergebung zu sprechen kam – genau das Gegenteil von dem, was man von einem schwarzen Mann erwarten würde, der in einem von Weißen beherrschten, rassistischen Land siebenundzwanzig Jahre lang im Gefängnis hatte darben müssen. Diese Art von Menschlichkeit ist nicht selbstverständlich, und ich hatte immer das Gefühl, als sei Mandela der Menschheit vom Himmel gesandt worden.
    Wir waren angereist, um beim Start eines Fackellaufs mitzuwirken, an dem Athleten aus dem ganzen Süden des Kontinents teilnahmen. Das Ereignis hatte zwei Ziele, zum einen wollte man die Special Olympics in Afrika besser bekannt machen, zum anderen sollte die Veranstaltung Südafrika selbst unterstützen. Mandela entzündete die Fackel an einem besonders schicksalhaften Ort: seiner alten Zelle im Gefängnis auf Robben Island. Während wir alle beieinander standen, konnte ich mit ihm ein paar Worte wechseln. Ich fragte ihn, wie er an einem so schrecklichen Ort seine tiefen Einsichten gewinnen konnte. Ich bin sicher, dass ihm diese Frage schon tausendmal gestellt worden war, aber seine Antwort war wirklich bemerkenswert. Er meinte, es sei gut gewesen, dass er im Gefängnis gesessen habe. Dort habe er Zeit zum Nachdenken gefunden, Zeit, um erkennen zu können, dass sein Verhalten als gewaltbereiter junger Mann falsch gewesen sei, und Zeit, um sich zu der Person zu entwickeln, die er jetzt sei. Ich wusste wirklich nicht, was ich davon halten sollte. Meinte er das ernst, oder redete er sich das nur ein? War Mandela wirklich überzeugt, dass dafür siebenundzwanzig Jahre im Gefängnis nötig waren? Oder hatte er eher den größeren Zusammenhang vor Augen, sprach er eher von Südafrika und nicht von sich? Wollte er sagen: Du bist nur ein einzelner Mensch, aber dein Land ist viel wichtiger und wird auch nach dir noch existieren. Das war ein großer Gedanke. Später sagte ich zu Maria: »Ich weiß nicht, ob ich ihm das abnehmen kann, aber für einen Mann wie ihn ist es doch erstaunlich, so etwas zu sagen – dass er sich mit allem abgefunden hat, was er durchmachen musste, obwohl er ganze Jahrzehnte verloren hat.«
    Die Kinder blieben den ganzen Tag bei uns. Natürlich bekam Christopher, der damals erst vier war, davon nicht so viel mit wie sein Bruder und seine Schwestern, die acht, zehn und zwölf waren. Aber mir war klar, dass es sich irgendwie auf die Kinder auswirken würde, dass sie all das zu sehen bekamen, auch wenn sie es nicht sofort begreifen würden. Irgendwann würden sie in der Schule vielleicht einen Aufsatz darüber schreiben, wie sie Nelson Mandela kennengelernt hatten, als er die Fackel entzündete, und hörten, wie er die Vorurteile gegenüber geistig Behinderten verglich mit den Ungerechtigkeiten, die damals während der Apartheid den Alltag prägten. Vielleicht würden sie dann Maria und mich fragen, was wir damals gesehen hatten, und würden über die Schönheiten von Kapstadt schreiben, die in einem so krassen Gegensatz standen zu dem Elend und der Armut in den Townships. Es würde eine Weile dauern, bis sie die Erfahrungen wirklich verarbeiten konnten.
    Bevor wir aus Afrika abreisten, verbrachten wir noch ein paar Tage auf einer Safari. Von der waren natürlich vor allem die Kinder begeistert. Aber auch ich beobachtete staunend, wie hier offenbar das ganze Tierreich an uns vorbeizog: Löwen, Affen, Elefanten, Giraffen. Und als wir dann im Zelt lagen, hörten wir all die Schreie und Rufe um uns herum. Der Ranger suchte nach einer bestimmten Löwin, die einen Peilsender am Ohr hatte. Der Sender musste ausgetauscht werden. Irgendwann entdeckte er die Löwin. »Ich muss sie betäuben«, sagte er, zielte sorgfältig und schoss einen Pfeil ab. Die Löwin reagierte ziemlich sauer, brüllte und lief davon. »Sie kommt nicht weit, zweihundert Meter vielleicht«, meinte der Ranger. Und tatsächlich wurde das Tier langsamer, schaute noch kurz zu uns zurück und kippte dann auf die Seite.
    Wir fuhren hin und stiegen aus. Die Kinder durften Fotos machen. Staunend sahen sie, wie groß die Pfoten waren, größer als ihre Gesichter. Großkatzen haben mich schon immer fasziniert. Als wir in Mexiko Total Recall drehten, hatten wir alle möglichen Tiere am Set, darunter auch einen jungen Panther und einen jungen

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