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Total Recall

Total Recall

Titel: Total Recall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Dürr (VS Mihr)
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dass sie sich am Grab plötzlich niedersetzte, als würde ihr schwindelig, und dann umfiel. Die Sanitäter versuchten noch, sie wiederzubeleben, aber als sie das Krankenhaus erreichten, hatte der Sauerstoffmangel bereits zum Hirntod geführt. Sie hatte sich nie einer Herzoperation unterzogen, und jetzt hatte das Herz versagt.
    Maria und ich flogen zur Beerdigung nach Graz. Mein Neffe Patrick und Marias Bruder Timmy sowie Franco begleiteten uns. An den Beerdigungen meines Vaters und meines Bruders hatte ich nicht teilnehmen können, aber bei der Beerdigung meiner Mutter kamen wir einen Tag früher an und konnten bei den Vorbereitungen helfen. Wir nahmen am offenen Sarg von ihr Abschied. Sie trug ein österreichisches Dirndl. Sie war bis Ende Mai bei uns zu Besuch gewesen und hatte immer so gesund und fröhlich gewirkt, deshalb war ihr Tod für uns ein grausamer Schock. Aber wann immer ich auf ihr Leben zurückblicke, denke ich, dass ich nichts bereuen muss. Seit sie zu uns nach Amerika kam, hatte ich mich um ein gutes Verhältnis zu ihr bemüht, und ich hatte dabei gelernt, ein bisschen mehr an meine Familie und nicht nur an mich selbst zu denken. Und seit ich selbst Kinder hatte, wurde mir auch klar, wie sehr es sie getroffen haben musste, als ich damals wegging. Im Hinblick auf meinen Vater und meinen Bruder kam dieser Reifeprozess zwar zu spät, aber zu meiner Mutter entwickelte sich eine gute Beziehung, in der wir offen miteinander umgehen konnten.
    Viele Male hatte ich ihr angeboten, ihr in Los Angeles ein Haus zu kaufen, aber sie wollte nicht aus Österreich wegziehen. Und sie kam nicht nur zu Ostern und zum Muttertag, sondern auch zur Taufe jedes unserer Kinder. Sie schaute sich jeden meiner Filme an und nahm auch an vielen Premieren teil. Seit Conan der Barbar nahm ich sie bei jedem Film zum Set mit. Sie schaute sich dort um, ruhte sich in meinem Wohnmobil aus, beobachtete mich bei der Dreharbeit. Wenn wir auswärts drehten, zum Beispiel in Mexiko oder Italien oder Spanien, kam sie manchmal zu Besuch und stieg für eine oder zwei Wochen in einem Hotel ab. Niemand außer mir brachte die eigene Mutter zum Set mit, aber meine Mutter war der geborene Tourist, und die Besuche an den Drehorten machten ihr Spaß. Das lag auch daran, dass sie von allen so viel Aufmerksamkeit bekam. Wir frühstückten zusammen, und dann fuhr mein Chauffeur sie, wohin sie wollte. Zu Hause zeigte sie dann ihren Freunden die Fotos: ein Markt in Mexiko, der Vatikan, ein Museum in Madrid. In den achtziger Jahren nahm ich sie mit ins Weiße Haus, wo sie Ronald Reagan begegnete, und sie nahm auch am »Great American Workout«, der Fitnessveranstaltung vor dem Weißen Haus mit George Bush, teil. Bush war sehr, sehr nett zu ihr, machte großes Aufhebens um sie und beglückwünschte sie dazu, dass es ihr gelungen sei, einen Jungen wie mich großzuziehen.
    Ich kümmerte mich gern um sie, weil ich ihr das Gefühl geben wollte, dass sie ihre Sache als Mutter wirklich gut gemacht hatte. Außerdem dachte ich, dass sie eine Entschädigung verdient hatte, für die harten Zeiten, die sie durchgemacht hatte. Wenn ich mir die Fotos anschaue, auf denen sie dreiundzwanzig oder vierundzwanzig war, als mein Bruder und ich geboren wurden, sieht sie mager und abgehärmt aus. Das war kurz nach dem Krieg, und sie musste unser Essen zusammenbetteln. Ihr Mann neigte zu Jähzorn und kam häufig betrunken nach Hause. Wir lebten in einem kleinen Dorf. Bis auf den Sommer war das Wetter meistens miserabel, es regnete oder schneite oft, und es war grau und düster. Nie war genug Geld da. Ihr Leben war ein einziger Kampf gewesen.
    Deshalb wollte ich, dass sie es wenigstens in den restlichen Lebensjahren so schön wie möglich haben sollte. Sie sollte dafür belohnt werden, dass sie uns Kinder um Mitternacht über den Berg zum Krankenhaus trug, wenn wir krank waren, dass sie immer für uns da gewesen war, wenn wir sie brauchten. Und ich wollte sie auch für den Kummer entschädigen, den ich ihr bereitet hatte, als ich wegging. Sie hatte es verdient, wie eine Königin behandelt zu werden.
    Wir begruben meine Mutter an der Stelle, an der sie starb, neben meinem Vater. Das war traurig, aber auch ein wenig tröstlich. Sie hatte sich so sehr mit ihm verbunden gefühlt.
    So wie Ostern meiner Mutter gehörte, so war Thanksgiving das besondere Fest für Eunice und Sarge. Das hatte schon lange vor unserer Hochzeit begonnen. Die Kinder und ihre Ehepartner und die Enkel versammelten

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