Total Recall
konnten.
Wenn ich eine Wählerinitiative sponsern würde, meinte Gorton, könnte ich mich den Bürgerinnen und Bürgern präsentieren, ohne gleich verkünden zu müssen, dass ich zu kandidieren plante. Ich hätte dann einen völlig plausiblen Grund, meine eigene Organisation aufzubauen, Benefizveranstaltungen durchzuführen, Absprachen mit wichtigen Gruppen zu treffen, den Medien Interviews zu geben, Fernsehspots zu schalten. Und wenn die Initiative durchkam, wäre das ein Beweis, dass ich in der Lage wäre, im ganzen Staat Stimmen zu sammeln.
Aber bevor ich irgendetwas unternahm, hielten es Bob und seine Kollegen für unbedingt erforderlich, mir unmissverständlich klarzumachen, auf was ich mich da einlassen würde. Zwar zahlte ich für ihre Dienste, aber sie waren auch ehrgeizig und wollten ganz sicher sein, dass sie ihre Zeit nicht mit dem Ego-Trip eines eitlen Hollywood-Stars verplemperten. Sie zogen sogar Ex-Gouverneur Wilson hinzu, um mir das zu sagen. Im März 2001 übernahm Wilson die Leitung einer vierstündigen Strategiesitzung, die in meinem Büro stattfand. Er erklärte mir, er hoffe, dass ich kandidieren würde, und ich hätte auch schon den Grundstock eines guten Teams zusammen. Aber dann fügte er hinzu: »Sie müssen sich ganz realistisch klarmachen, dass sich diese Sache auf Ihr ganzes Leben auswirken wird, auf Ihre Familie, auf Ihre Finanzen, auf Ihre weitere Karriere.« Dann erteilte er ringsum jedem am Tisch das Wort, und jeder der Berater erklärte mir, wie sich mein Leben verändern würde. George Gorton erklärte, dass Eisenhower und Reagan den Übergang ins politische Leben gut hingekriegt hätten, während es Leuten wie Ross Perot und Jesse Ventura nicht gelungen sei, was er darauf zurückführte, dass es ihnen letztlich an der Bereitschaft fehlte, sich ganz und gar in den Dienst der Sache zu stellen. Andere Berater erklärten mir, ich müsse damit leben, dass mich die Medien in einer Weise kritisierten, wie ich es mir nicht vorstellen könne. Dass ich Experte für alle möglichen und teilweise wirklich schrägen Themen werden müsse. Und dass ich lernen müsse, um Gelder zu betteln. Es sei offensichtlich, sagten sie, dass ich auf meine finanzielle Unabhängigkeit sehr stolz sei, deshalb würde mir dieser letzte Punkt vielleicht besonders schwerfallen.
Was mich jedoch wirklich überraschte, war das hohe Maß an Enthusiasmus bei unserer Besprechung. Ich hatte gedacht, sie würden mir zu verstehen geben, dass dieser Job nichts für mich sei und dass es klüger wäre, einen Botschafterposten oder etwas Ähnliches anzustreben. So jedenfalls hatten sie damals in Österreich reagiert, als ich erklärt hatte, dass ich Bodybuilding-Weltmeister werden wolle. »In Österreich werden wir normalerweise Ski-Weltmeister«, hatten sie gesagt. Und ähnlich hatten auch die Hollywood-Agenten reagiert, als ich Schauspieler werden wollte: »Warum machen Sie nicht lieber ein Fitnessstudio auf?« Aber bei dieser Besprechung war mir klar, dass ich hier Polit-Profis am Tisch hatte, die mich nicht einfach hinhalten wollten. Sie kannten mich seit meinen Einsätzen in Wilsons Wahlkampf. Sie wussten, dass ich witzig sein konnte. Und dass ich gut reden konnte. Sie gaben mir tatsächlich eine ernsthafte Chance.
Die nächsten Wochen verbrachte ich zum großen Teil nicht in Los Angeles, sondern reiste zu den Inner-City Games nach Las Vegas, machte eine Werbeveranstaltung für Hummer in New York, besuchte Guam, nahm an einer Premiere in Osaka teil und verbrachte Ostern auf Maui mit Maria und den Kindern. Aber nebenbei erkundigte ich mich in Gesprächen mit Freunden auch immer wieder nach meinen Chancen. Fredi Gerstl, mein alter Mentor aus Österreich, unterstützte mich vorbehaltlos. Seiner Meinung nach war nichts schwieriger, als ein guter politischer Führer zu sein. Es gebe zu viele Interessen, zu viele Rücksichten, zu viele Neider, sagte er. Politik zu machen, sei ungefähr so, als wollte man mit der Titanic gegen ein Schnellboot antreten. »Aber wenn du dich gern neuen Herausforderungen stellst«, sage er, »dann solltest du es machen.«
Paul Wachter, mein Finanzberater, meinte, er sei nicht überrascht. Er hätte schon seit dem vergangenen Jahr gespürt, dass ich allmählich unruhig würde. Aber er müsse mich auch darauf hinweisen, dass ich beträchtliche Beträge einsetzen müsse, wenn ich eine neue Karriere anfinge. Ihm gefielen die 25-Millionen-Dollar-Gagen, die regelmäßig eingingen. Wenn ich gewählt
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