Total Recall
unbeaufsichtigt sind – nach der Schule, bevor die Eltern von der Arbeit nach Hause kommen. Schon lange engagierten sich daher Strafverfolgungsbehörden und Pädagogen in der Nachschulbetreuung. Das Engagement war da, aber die Volksvertreter hörten den Experten nicht zu. Und so wurden die Polizisten und die Lehrer meine ersten Verbündeten.
Da die Inner-City Games ein großer Erfolg waren, gründete ich eine Stiftung, die dazu beitragen sollte, aus der lokalen Sportveranstaltung ein nationales Ereignis zu machen. Als Leiterin der Stiftung gewann ich Bonnie Reiss, eine enge Freundin von Maria und mir. Bonnie ist eine energiegeladene New Yorkerin mit schwarzem Lockenhaar. Sie ist sehr humorvoll, redet wie ein Wasserfall und ist ein Organisationstalent vom Schlage einer Eunice Shriver. Maria und Bonnie lernten sich kennen, als Maria im College war, während Bonnie Jura studierte, und alle beide für Teddy Kennedy arbeiteten. Sie zogen sogar zusammen aus Los Angeles weg, um in Teddys Wahlkampfteam zur Präsidentschaftskandidatur mitzuarbeiten. Später gründete Bonnie das Non-Profit-Unternehmen Earth Communication Office, das unter anderem Fundraising für Umweltschutzaufgaben betrieb. Im Lauf der Zeit wurde Bonnie zu Hollywoods erster Anlaufstelle für Umweltfragen. Sie war immer schon ein großer Fan der Inner-City Games und ergriff begeistert die Gelegenheit, aus der Idee eine echte Bewegung zu machen. Zusammen trieben wir Millionenbeträge auf und starteten das Programm bald überall in Kalifornien und außerdem in Atlanta, Dallas, Miami, Washington D. C., New York und Chicago.
Los Angeles hatte für uns eine besondere Bedeutung. Die Stadt war nicht nur die Heimat der Inner-City Games, sondern auch die einzige große Stadt, die in all ihren neunzig Grundschulen bereits Programme zur Nachschulbetreuung eingeführt hatte. Ich traf mich mit der Frau, die das alles durchgesetzt hatte, Carla Sanger, einer sehr dynamischen Pädagogin. Nachdem ich sie mit tausend Fragen gelöchert hatte, stellte sie mir eine Gegenfrage: »Warum wenden Sie sich nicht auch an die weiterführenden Schulen?« Also machten Bonnie und ich uns daran, die nötigen Gelder dafür einzuwerben. Für das Jahr 2002 nahmen wir uns vor, die Inner-City Games zunächst einmal in vier Schulen der Mittel- und Oberstufe einzuführen, und uns dann an weitere Schulen zu wenden.
Schon recht bald wurde mir klar, dass wir uns mit der Aufgabe übernommen hatten. Niemals würden wir genug Geld auftreiben können, um das Programm in all jenen Schulen einzuführen, die es wirklich brauchten. Und Los Angeles ist nur eine Stadt, in einem Bundesstaat mit ungefähr sechstausend Schulen und etwa sechs Millionen Schülern. Wenn man sich einem solchen Problem gegenübersieht, ist es manchmal nötig, den Staat um Mithilfe zu bitten. Aber Carla Sanger erklärte mir, sie habe in Sacramento schon oft Lobbyarbeit betrieben, um Geld zu erhalten, aber es sei hoffnungslos. Weder die Behörden noch die Abgeordneten hielten die Nachschulbetreuung für wichtig. Ich befragte ein paar Senatoren und Abgeordnete, die ich kannte, und alle bestätigten mir, dass Carla recht habe.
Damit stand uns nur ein möglicher Weg offen: die Frage in Form eines Bürgerbegehrens den kalifornischen Wählern vorzulegen. Ich sah darin eine Chance, das Leben von Millionen Kindern zu verbessern und gleichzeitig erste Erfahrungen in der kalifornischen Politik zu sammeln. Es mochte noch nicht der richtige Zeitpunkt sein, um meine Kandidatur für das Amt des Gouverneurs anzumelden, aber ich engagierte mich während des ganzen Jahres für die Kampagne, die schließlich als »Proposition 49« bekannt wurde. Der offizielle Name der Gesetzesvorlage lautete: »After School Education and Safety Program Act of 2002«.
Als Kampagnenleiter verpflichtete ich George Gorton, zusammen mit den übrigen Mitarbeitern des Pete-Wilson-Beraterteams. Sie richteten ihre Büros im Stockwerk unter meinem eigenen Büro in Santa Monica ein, in denselben Büroräumen, die früher Pierce Brosnan und sein Produktionsteam gepachtet hatte. Sie fingen sofort an zu arbeiten, führten kleinere Umfragen durch, recherchierten wichtige Themen, stellten Listen von möglichen Sponsoren und von Kontaktpersonen in den Medien zusammen, vernetzten uns mit anderen Organisationen, planten die Unterschriftensammlung und die öffentlichen Auftritte und dergleichen mehr. Und ich kam mir manchmal wie ein Schwamm vor, der das alles in sich aufsog.
In
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