Total Recall
Staatshaushalt liege möglicherweise um fünfzig Prozent höher als noch vor einem Monat geschätzt – nämlich bei insgesamt 35 Milliarden Dollar. Das war ungefähr so viel wie die Defizite sämtlicher anderen US-Bundesstaaten zusammen. Und die Leute waren auch noch immer wütend wegen der Stromkrise. In dem Bürgerbegehren kamen diese und andere Sorgen zum Ausdruck. Es wurden heftige Vorwürfe gegen den Gouverneur erhoben: »… gravierendes Missmanagement der Staatsfinanzen Kaliforniens durch schuldenfinanzierte Ausgabenpolitik, Gefährdung der öffentlichen Sicherheit durch Kürzungen der Zuwendungen für die Kommunen, Versagen bei der Erklärung der exorbitanten Energiekosten und allgemeines Versagen, sich mit den wichtigsten Problemen des Staates zu befassen, bevor sie das Stadium einer Krise erreichten.«
Zuerst achtete ich nicht besonders auf die Recall-Initiative, denn ich hielt sie für wenig aussichtsreich. Außerdem hatten wir mit der Nachschulbetreuung unsere eigene Krise zu bewältigen. Im Februar flogen Bonnie Reiss und ich im Land herum, um für die Inner-City Games zu werben. Wir waren gerade in Texas gelandet, als ihr Handy klingelte. Ein Freund rief an und warnte uns, dass Präsident George W. Bush gerade einen Haushaltsentwurf vorgelegt habe, der keine Bundeszuschüsse für die Nachschulbetreuung mehr vorsah. Damit würden mehr als 400 Millionen Dollar jährliche Finanzzuschüsse gestrichen, von denen zahlreiche Programme im ganzen Land abhingen. Und natürlich konnten es die Medien in Texas kaum erwarten, meine Reaktion darauf zu hören. War das das Aus für mein Lieblingsprojekt? Hatte das Weiße Haus Arnold den Krieg erklärt?
»Ich bin sicher, dass der Präsident die Nachschulbetreuung für sehr wichtig hält«, erklärte ich den Journalisten. »Der Haushalt ist schließlich noch nicht verabschiedet.« Sobald ich konnte, rief ich Rod Paige an, Bushs Bildungsminister, und fragte ihn, was da los war. Er erklärte mir, der Grund, warum Bush die Gelder gestrichen habe, sei eine Forschungsstudie, die gerade erschienen sei. Der Studie zufolge seien die Programme nicht halb so effektiv, wie wir alle glaubten, um Kinder und Jugendliche von Kriminalität und Drogen fernzuhalten.
»Das heißt für mich nicht, dass sie nicht funktionieren«, sagte ich, »das heißt für mich nur, dass wir uns diese Studie ansehen müssen, um zu sehen, wo das Problem liegt. Warum halten wir nicht ein Gipfeltreffen der besten Nachschulprogramme ab?« Ich meinte das sehr ernst, denn ich kannte die Experten, ich hatte Erfahrung damit, Leute aus den öffentlichen Bereichen und den privaten Organisationen zur Zusammenarbeit zu bewegen, und ich hatte solche »Gipfeltreffen« in 50 US-Staaten als Erfolgsbilanz vorzuweisen. Das konnte doch nicht so schwierig sein? Paige fand Gefallen an der Idee und meinte, sein Ministerium könnte die Veranstaltung vielleicht sogar sponsern. Ich hatte den Gipfel ganz instinktiv vorgeschlagen, deshalb lachte ich, als Bonnie darin einen gerissenen politischen Schachzug sah. »Mir ist klar, was wir machen«, sagte sie nach dem Telefonat. »Wenn die Behörde tatsächlich einen Gipfel abhält, um zu erkunden, wie sich die Nachschulprogramme verbessern lassen, gibt das dem Präsidenten eine Möglichkeit, seine Position zu überdenken und die Mittel doch wieder in den Haushaltsentwurf aufzunehmen.«
»Hey«, sagte ich, »wir versuchen einfach, ein Problem zu lösen.«
Wir fingen sofort an, einen Flug nach Washington zu planen, um Lobbyarbeit bei den für den Haushalt wichtigsten Abgeordneten zu betreiben. Als mein politischer Guru, Bob White, von unserem Plan Wind bekam, schickte er mir eine kurze Nachricht, in der er mir dringend davon abriet. Im wesentlichen stand darin: »Lass es bleiben. Versuch nie, gegen einen Präsidenten der eigenen Partei zu opponieren. Selbst wenn du es schaffst, dass die Gelder wieder in den Haushalt aufgenommen werden, stehst du als einer da, der dem Präsidenten den Respekt verweigert. Und wenn du es nicht schaffst, schadet es deinem Image als politische Führungsperson. Wie auch immer, es wird deinen Chancen bei der Kandidatur für das Gouverneursamt schaden.«
Das war politisch klug gedacht und leuchtete mir ein, aber mein Gefühl sagte mir, dass die Sache das Risiko wert wäre. Die Bundeszuschüsse für Nachschulprogramme zu verlieren, würde für viele Kinder fatale Folgen haben. Ich sagte mir: »In diesem Fall achten wir einmal nicht darauf, ob es
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