Total Recall
politisch klug ist oder nicht.«
Und so flogen wir Anfang März nach Washington D. C., um uns für die Sache starkzumachen. Unser erster Besuch galt Bill Young, dem Vorsitzenden des mächtigen Ausschusses für die Bewilligung von Haushaltsmitteln. Mit Young, einem Republikaner aus Florida, und seiner Frau Beverly war ich gut befreundet, weil sie sich für die Unterstützung von verwundeten Veteranen in Krankenhäusern wie dem Walter-Reed-Militärkrankenhaus und dem Bethesda Naval Hospital engagierten. Sie hatten mich dafür gewonnen, die Krankenhäuser regelmäßig zu besuchen. Dabei waren nie Kameras oder Presseleute anwesend. Ich ging hin, weil ich gern mit den jungen Soldaten plauderte, und auch um ihnen für ihre großartigen Einsätze zu danken.
Als ich mit Bonnie in Bills Büro auftauchte, lachte er. »Bevor Sie loslegen, muss ich Ihnen etwas erzählen.« Seine Frau Beverly hatte kaum die Nachricht vom Haushaltsentwurf des Präsidenten gehört, als sie auch schon zu ihm gekommen war. »Was soll die Geschichte mit den 400 Millionen für die Nachschulbetreuung, die Bush streichen will?«, fragte sie ihn.
Bill erklärte ihr: »Das bedeutet, dass wir darüber eine Debatte haben werden.«
»Nein, zum Teufel! Ihr werdet darüber keine Debatte veranstalten. Ich sage dir, das Geld kommt wieder in den Haushalt, hast du mich verstanden?«
Bill versicherte uns, dass er für unser Anliegen alles in seiner Macht Stehende tun werde.
Unser nächster Besuch führte uns zu Bill Thomas, dem republikanischen Kongressabgeordneten aus dem kalifornischen Bakersfield und Vorsitzenden eines weiteren wichtigen Ausschusses des Repräsentantenhauses: des Committee of Way and Means, das sich mit der Haushalts-, Finanz- und Steuerpolitik befasst, aber auch mit Familienpolitik und Sozialhilfe. Im Kongress war er berühmt-berüchtigt für seinen scharfen Verstand und seine gelegentlichen Wutausbrüche. Bonnie und ich setzten uns mit ihm und seinem wichtigsten Mitarbeiter zusammen und hatten gerade begonnen, ein bisschen Smalltalk zu betreiben, als er uns auch schon unterbrach: »Hören Sie, das ist unsere erste Begegnung, deshalb weiß ich nicht, ob Sie jetzt nur auf einen Plausch hergekommen sind oder lieber gleich zur Sache kommen wollen?«
Ich lächelte und sagte: »Sehr gut, kommen wir zur Sache.«
»Ich weiß, warum Sie hergekommen sind«, unterbrach er mich sofort wieder. »Sie wollen das Geld für die Nachschulprogramme wiederhaben. Das ist abgehakt, es ist wieder drin. Reden wir lieber über die Recall-Initiative.«
Dann legte er mir detailliert auseinander, warum das Bürgerbegehren für mich eine einzigartige Chance darstellte. »Bei einer normalen Wahl müssten Sie mindestens 30 Millionen Dollar aufbringen«, erklärte er. »Ferner müssten Sie sich den Vorwahlen stellen, und weil Sie durch und durch gemäßigt sind, würden Sie wahrscheinlich nicht mal die Nominierung schaffen, weil bei den republikanischen Vorwahlen vor allem die Erzkonservativen zur Wahl gehen. Aber bei einem Recall ist das anders. Da gibt es überhaupt keine Vorwahl! Praktisch jeder kann sich zur Wahl stellen, und wer die meisten Stimmen bekommt, hat gewonnen.«
Ich hatte immer angenommen, dass ein Recall wie eine normale Wahl ablaufen würde. »Ich werde es Ihnen erklären«, sagte er und erläuterte mir, wie das Verfahren nach dem kalifornischen Gesetz aussah. Wenn für die Recall-Initiative genügend Unterschriften zusammenkommen, ist der Staat verpflichtet, die Wahl innerhalb von achtzig Tagen abzuhalten. Zur Wahl stehen nur zwei Fragen: Erstens, soll der Gouverneur seines Amtes enthoben werden? Ja oder Nein? Zweitens: Wenn der Gouverneur abgewählt würde, wer soll ihn dann ersetzen? Bei dieser Frage können die Wähler einen Namen aus einer Liste von Bürgerinnen und Bürgern auswählen, die als Kandidaten zugelassen wurden. Auf die Liste zu kommen sei leicht, erklärte Thomas. Statt Millionen für eine Vorwahl auszugeben, müsse man nur fünfundsechzig Unterschriften sammeln und eine Registrationsgebühr von 3500 Dollar zahlen. Dann stünde man als Kandidat auf der Liste. »Natürlich führt das dazu, dass es ein riesiges Startfeld gibt«, meinte er. »Es geht wie im Taubenschlag zu! Aber je länger die Kandidatenliste ist, desto vorteilhafter ist das für Sie. Denn Sie sind allen schon bekannt.«
Und er versicherte mir, dass er mich unterstützen würde, falls ich kandidieren wolle. Aber das Wichtigste sei, dass ich mich sofort dazu
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