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Total Recall

Total Recall

Titel: Total Recall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Dürr (VS Mihr)
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die Sache ins Fernsehen zu bringen und um Unterstützung zu werben.
    Danach ging der mühsame Teil der Arbeit weiter: Verbündete finden, Gelder einwerben. Genau wie beim Bodybuilding wird auch bei solchen Kampagnen vieles bald zur Routine. Ich traf mich mit Eltern-Lehrer-Verbänden, Stadträten, Steuerzahlervereinen und mit dem Ärzteverband. Irgendwann kam ich auf die Idee, dass es reizvoll sein könnte, die Spendenwerbung von einem Filmset aus zu betreiben, und Terminator 3 hatte den besten Set überhaupt. Die Leute waren ganz versessen darauf zu sehen, wie die Spezialeffekte erzeugt wurden, wie die Waffen geladen wurden, wie die Explosionen vonstatten gingen. Manchmal empfing ich die Besucher noch in der Maske. Eine Journalistin von der Los Angeles Times interviewte mich einmal gerade nach einem heftigen Kampf. Mein Gesicht war blutverschmiert und die Haut halb weggerissen, sodass mein Titanschädel offenlag. Es war schon etwas bizarr, in dieser Aufmachung über die Probleme an kalifornischen Schulen zu sprechen.
    Auch der kalifornische Justizminister kam mich am Set besuchen – ein Demokrat! Ich kannte ihn schon von Terminator 2 her, als er noch Senator war und uns half, eine Drehgenehmigung in San José zu bekommen für eine Szene, in der der T-1000 mit dem Motorrad durch ein Fenster im ersten Stock rast und in einen Hubschrauber kracht. Jetzt wollte ich mit ihm über die Initiative sprechen. Wir brauchten ihn, denn es ist das Justizministerium, das bei einer Wählerinitiative die Kosten prüft und die Rechtmäßigkeit beurteilt. Er erschien am Set, als ich gerade am Haken eines riesigen Krans baumelte. Für ihn war das ein absolut fantastisches Erlebnis. Kein Wunder, dass er sich für die Initiative einsetzte.
    Als Terminator 3 im September in die Postproduktion ging, reiste ich nach Sacramento, um die Fraktionschefs im Senat und in der Abgeordnetenkammer um ihre Unterstützung zu bitten. Ich war gespannt darauf, was sie dazu sagen würden, aber es war keineswegs so, dass ich vor Angst den Atem anhielt. Die Demokraten stellten ohnehin zwei Drittel der Abgeordneten, und normalerweise hassen gewählte Volksvertreter solche Volksbegehren, weil sie ihre Entscheidungsfreiheit einschränken. Den größten Widerstand erwartete ich von der Frauenrechtsorganisation »League of Women Voters«, die sich grundsätzlich gegen derartige Programme wendet, weil es faktisch bedeute, dass durch Volksbegehren Haushaltspolitik betrieben würde. Aber ich hatte eine dreiseitige, eng bedruckte Liste sämtlicher Organisationen in der Tasche, die uns unterstützten. Niemand konnte sich erinnern, jemals eine so breite Koalition zur Unterstützung einer Wählerinitiative gesehen zu haben. Den Politikern würde es schwerfallen, uns zu ignorieren.
    Einer meiner ersten Besuche galt Bob Hertzberg, dem Vorsitzenden der Abgeordnetenkammer. Er war ein kluger, überschäumend herzlicher Demokrat aus dem San Fernando Valley, ungefähr in Marias Alter, und so freundlich, dass man ihm den Spitznamen »Huggy« verliehen hatte. Schon nach zwei Minuten erzählten wir uns Witze. »Warum sollte einem diese Sache nicht gefallen?«, fragte er, warnte mich aber auch, dass wir von seiner Partei keine Unterstützung erwarten dürften. »Gott behüte, dass wir eine republikanische Initiative unterstützen!«, witzelte er.
    Mit einigen Gewerkschaftsführern führte ich heftige Debatten. Der Führer einer der großen Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes fragte: »Wie sieht denn Ihr Finanzierungsmodell aus?« Und bestimmte Interessengruppen befürchteten, wir würden ihre eigenen Programme verdrängen. Aber erst zwei Jahre zuvor hatten die Abgeordneten Reformen in der Rentenpolitik beschlossen, die 500 Milliarden Dollar kosteten und nicht gegenfinanziert waren. Als mich dieselben Leute jetzt nach dem Finanzierungsmodell für unser Programm fragten, fragte ich zurück: »Erst vor kurzem haben Sie den Staatshaushalt wieder mit Hunderten von Milliarden Dollar belastet. Wie sah da Ihre Finanzierung aus? Wir reden hier von nur 400 Millionen Dollar für Kinder.«
    »Wir haben es aus Steuermitteln finanziert.«
    »Ja, natürlich, und damit verdrängt ihr private Initiativen.«
    Aber auch die Unterstützung der oppositionellen Republikaner zu bekommen, war kein Honigschlecken. Normalerweise waren sie gegen alle zusätzlichen Ausgaben. Aber Fraktionsführer Dave Cox, ein älterer Mann, der äußerlich immer unfreundlich wirkte, aber im Innern ein sehr netter

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