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Total Recall

Total Recall

Titel: Total Recall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Dürr (VS Mihr)
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er mit einem Lächeln, das mir ungefähr sagen sollte: »Arnold, zieh dich warm an! Diese Frau wird dich fertigmachen. Es gibt keinen Recall. 2006 wird der Posten zum Schnäppchenpreis zu haben sein, und Condi wird unsere Kandidatin sein.«
    Wie konnte sich ein Mann wie Rove so irren? Er galt doch als politisches Genie und wischte mich einfach beiseite! Und er wischte auch den Recall beiseite! Ich begriff, warum sie für Condoleezza Rice waren. Sie war gebildet, hatte in Stanford studiert, jetzt war sie Nationale Sicherheitsberaterin.
    Als ich nach Hause zurückkehrte, erzählte ich die Sache und machte meine Scherze, aber als Rove mit mir gesprochen hatte, war ich doch getroffen. »Was für ein Blödmann«, dachte ich, sagte mir aber auch: »Eigentlich ist das doch ideal. Solange Leute wie Rove mich für völlig unwichtig halten, werde ich auch nicht beachtet. Ich kann mich also in aller Ruhe anschleichen, und wenn ich dann einmal laut ›Buh‹ sage, kippen sie aus den Latschen.« Ich habe mich nie über Leute aufgeregt, die mich unterschätzten. Wenn sie glaubten, ich sei ein bisschen begriffsstutzig – wegen des Akzents, wegen der Muskeln, wegen meiner Filme –, sollten sie! Ich habe das immer zu meinem Vorteil zu nutzen gewusst.
    In diesem Sommer unterschrieb ich keine Filmverträge. Wenn sich eine Möglichkeit für eine Kandidatur ergeben sollte, wollte ich dieses Mal bereit sein. Und die Recall-Initiative gewann weiter an Fahrt. Ich blieb in Kontakt mit meinen Beratern und ließ die Öffentlichkeit wissen, dass ich die Argumente der Bürgerbewegung durchaus teilte. »Unsere politischen Führer werden entweder entschlossen handeln müssen, oder wir werden an ihrer Stelle handeln«, erklärte ich vor einer Versammlung aus Anlass des 25. Jahrestages der berühmten »Proposition 13«.
    Ich sagte an diesem Abend nicht, dass ich Gouverneur werden wollte, aber ich konnte der Versuchung nicht widerstehen, meine Ausführungen mit einem Witz über Gray Davis zu schließen. Es sei mir sehr peinlich, sagte ich, aber ich könne mich momentan nicht mehr an den Namen unseres Gouverneurs erinnern. Ich sei aber sicher, dass mir die Bürgerinitiative auf die Sprünge helfen werde. Auf Englisch sagte ich: »I know that you will help me recall him.« Das Wortspiel löste natürlich großes Gelächter aus. Gegenüber der New York Post drückte ich es in dieser Zeit so aus: »Wenn mich die Partei braucht, würde mich das zweifellos mehr interessieren, als einen weiteren Film zu drehen. Dafür würde ich auch meine Filmkarriere aufgeben.«
    Im Bemühen, das Haushaltsdefizit zu verringern, hatte Gouverneur Davis inzwischen einen sicheren Weg gefunden, politischen Selbstmord zu begehen: Er verdreifachte die Zulassungssteuern für Kraftfahrzeuge. Das heißt, faktisch erhöhte er die Steuern gar nicht, sondern er schaffte nur Vergünstigungen ab, die sein Vorgänger eingeführt hatte und die dem Staat jährlich fast 4 Milliarden Dollar Mindereinnahmen bescherten. Aber die Kalifornier sind nun einmal Autonarren, und dieser mildernde Umstand interessierte sie nicht im geringsten. Woche für Woche schoss die Zahl der Unterschriften für die Recall-Initiative in die Höhe. In diesem Punkt mochten sie Gray Davis unrecht tun, aber in anderen Punkten war der große Unmut völlig berechtigt. Wie kam er dazu, illegalen Einwanderern den Erwerb des Führerscheins zu ermöglichen? Und warum erhöhte er die Gebühren für Autos, statt beispielsweise erst einmal bei den staatlichen Beiträgen zu den Pensionskassen der Staatsbediensteten anzusetzen? Warum hatte er Wahlkampfspenden von Indianerstämmen angenommen, die Spielkasinos betrieben? Warum wurde die Stromversorgung knapp? Warum unterstützte er Gesetze, die Jobs vernichteten und die Unternehmen zur Abwanderung zwangen?
    Das ist es, was ich tun werde, dachte ich – Steuern reduzieren, die Fahrerlaubnis für illegale Einwanderer streichen, die Zulassungssteuer senken. Nicht mehr ausgeben, als der Staat einnahm. Kalifornien wieder aufbauen. Alternativen zu fossilen Brennstoffen suchen. Indianerstämme, die Casinos betrieben, zwingen, ihren Anteil an Steuern zu zahlen. Das ganze System von Geld gegen Gunst abschaffen. Und die Unternehmen wieder nach Kalifornien zurückholen.
    Mit Gray Davis hatte ich ohnehin noch ein Hühnchen zu rupfen. Ich hatte ihn fünfmal gefragt, was er vom Rat für Fitness und Sport in Kalifornien erwartete. Er hatte mir nie geantwortet. Davis wurde für mich so

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