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Total Recall

Total Recall

Titel: Total Recall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Dürr (VS Mihr)
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Menschen, wenn ich über Fragen der Infrastruktur zu reden begann. Sie teilte meine Ansicht, dass die Straßen, Brücken, Wehre und Dämme des Bundesstaates nicht schrittgehalten hatten mit der steigenden Bevölkerungszahl: Kalifornien lebte von den visionären Investitionen, die Gouverneure in den fünfziger und sechziger Jahren getätigt hatten. Sie hatten die Highways und die Wasserversorgung aufgebaut und so zum Aufschwung der Wirtschaft beigetragen. Aber jetzt hatten wir ein System, das für eine Bevölkerung von 18 Millionen Menschen konzipiert war, nicht für die 50 Millionen, die im Jahr 2025 in Kalifornien leben würden. Susan schreckte nicht davor zurück, Arbeit in Projekte zu investieren, die erst viele Jahre nach unserer Amtszeit endgültig verwirklicht werden würden.
    Statt das Vorstellungsgespräch zu beenden, zündete ich meine Zigarre wieder an. »Es kann mit Kalifornien nicht so weitergehen«, stimmte Susan mir zu.
    »Wir brauchen eine Umgestaltung im großen Stil«, sagte ich.
    »Aber in Sacramento denkt niemand so«, gab sie zu bedenken.
    Das stimmte. Ich hatte gelernt, dass bei den Politikern immer alles nur in kleinen Schritten vorangehen durfte. In Sacramento galt die Faustregel: »Anleihen von mehr als 10 Milliarden gehen nicht, weil die Wähler mit zweistelligen Zahlen niemals einverstanden sein werden.« Deshalb sprachen die Demokraten davon, dieses Jahr 9,9 Milliarden Dollar zu beantragen. Und dann teilten sie es unter alle Interessengruppen auf und sagten: »2 Milliarden für Schulen, 2 Milliarden für Highways, 2 Milliarden für Gefängnisse …« So reichte das Geld natürlich vorne und hinten nicht!
    Susan sagte, es ärgere sie, mit anzusehen, wie meine Mitarbeiter mir in den Rücken fielen, sobald ich über große Pläne sprach. In China hatte mein Sprecher gegenüber Reportern gesagt: »Nein, nein! Der Gouverneur meinte nicht wirklich 50 Milliarden oder 100 Milliarden Dollar. Er hat nur laut gedacht.«
    Sie legte da ihren Finger auf etwas, das mich auch schon länger beschäftigte: Sobald ich über meine Vision sprach, hatte ich den Eindruck, dass man mich belächelte. Nicht ernst genommen zu werden, hatte sich zu einem echten Problem entwickelt. Ich sagte zum Beispiel: »Ich will eine Million Solardächer«, und meine Mitarbeiter taten so, als würde ich absichtlich übertreiben, als würde ich 100000 Dächer meinen oder einfach nur »sehr viele«. Aber ich meinte eine Million! Kalifornien ist ein Riesenstaat. Warum sollte man da nicht von einer Million Solardächern sprechen?
    Oft brachte ich Ideen ein, nur um dann zu hören, dass das zu viel oder politisch nicht durchsetzbar war. Und bisher hatte ich niemanden, mit dem ich diese großen Ideen ernsthaft durchspielen, sie gedanklich weiterentwickeln konnte. Susan sagt gern, dass sie mich für den größten Motor der Welt hält und dass es ihr Job ist, eine Karosserie zu bauen, die nicht auseinanderfällt, wenn dieser Motor auf Hochtouren läuft. Ich hatte meinen optimalen Partner gefunden.
    Schon bevor ich Susan anheuerte, hatte ich genug Telefonate geführt, um zu wissen, dass die Reaktion nicht gerade freundlich ausfallen würde. Diese Personalentscheidung war für viele, vor allem für viele meiner eigenen Parteifreunde, völlig unverständlich. Sie wussten nur, dass Susan eine Demokratin und politische Aktivistin war. Sie wussten nicht, dass sie eine bitter enttäuschte Demokratin war, die endlich Veränderungen sehen wollte. Die typische Reaktion auf meine Entscheidung war: »Das können Sie nicht tun!« Ich antwortete dann immer: »Natürlich kann ich das tun. Ich kann und ich werde es tun.« Ein oder zwei Mal musste ich erklären, dass sie trotz ihres Nachnamens nicht zum Kennedy-Klan gehörte, und Teddy warte wirklich nicht in den Startlöchern, um die Staatsgeschäfte zu übernehmen.
    Die Spitzen der Republikanischen Partei in Kalifornien baten mich zu einem privaten Treffen im Hyatt-Hotel gegenüber dem Kapitol. Sie forderten mich auf, meine Wahl noch einmal zu überdenken. Keith Carlson, der Schatzmeister der Partei, sagte, dass die Republikaner nicht mit mir zusammenarbeiten würden, wenn ich nicht jemand anderen aussuchte. »Wir trauen ihr nicht. Wir werden nicht zulassen, dass sie an unseren Strategiebesprechungen teilnimmt.« Das war etwa die Botschaft: »Sie werden am Ende komplett isoliert sein.«
    Ich erklärte ihnen, sie müssten Entscheidungen als Parteiführer treffen, ich aber als Gouverneur. Die

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