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Total Recall

Total Recall

Titel: Total Recall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Dürr (VS Mihr)
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sehen, wenn Sie über Steuern reden. Sie lieben es, Steuern zu erhöhen. Schauen Sie die Leute hier an und sagen Sie einfach: ›Ich liebe es, Steuern zu erhöhen.‹« Da blieb ihm die Sprache weg, ebenso, als ich ihn in derselben Debatte fragte, was ihm im Wahlkampf bisher am meisten Spaß gemacht habe.
    Solche unbedachten Äußerungen hatte ich mir eigentlich untersagt, denn man bringt sich leicht in Teufels Küche. Das musste ich auch erneut erfahren, als die Mitschrift einer zweistündigen privaten Unterredung mit meinen Mitarbeitern im Internet landete – unredigiert. Mein Kommunikationsteam hatte mich in Vorbereitung auf eine große Rede zu ein paar Themen wie etwa einer Reform der Einwanderungsbestimmungen drauflos reden lassen. Mein Redenschreiber wollte sicher sein, dass ihm keines meiner brillanten Argumente entging. Auf dieser Aufnahme redete ich auch über meine Freundin Bonnie Garcia und nannte sie »echt heiß«, weil sie »schwarzes und Latina-Blut in sich« habe. Bonnie ist eine Latina, die sehr leidenschaftlich und energisch werden kann. Ich erklärte, diese Leidenschaft sei genetisch bedingt: »Kubaner, Puertoricaner – sie sind alle sehr heißblütig.« Bonnie erinnerte mich an den Sergio Oliva, mit dem ich damals in den siebziger Jahren um den Titel des Mister Olympia gekämpft hatte. Er war ein erbitterter Rivale gewesen und ein heißblütiger, leidenschaftlicher Mensch.
    Mein Kommunikationschef Adam war meine schrillen Sprüche schon gewohnt. Dummerweise stellte sein Büro unbeabsichtigt die unredigierte Mitschrift auf den Server, auf dem sich auch unsere öffentlichen Pressemitteilungen befanden. Phil Angelides’ Leute brauchten nicht lange, um sie zu finden und die deftigsten Abschnitte an die Los Angeles Times weiterzureichen.
    Als ein Reporter der Zeitung an einem späten Sonntagabend anrief, war für mein Wahlkampfteam erst einmal Schadensbegrenzung angesagt. Sie taten alles, um Bonnie Garcia zu finden, die nicht nur freundlich und hilfsbereit reagierte, sondern sogar noch einen witzigen Spruch parat hatte, mit dem sie meine Entschuldigung annahm. (Sie wurde zitiert mit dem Satz: »Ich würde ihn auch nicht von der Bettkante stoßen.«) Ich rief alle Führungspersönlichkeiten afroamerikanischer oder lateinamerikanischer Herkunft an, die ich kannte, angefangen mit Fabian Núñez und Alice Huffman, der Präsidentin der National Association for the Advancement of Colored People (NAACP). Beide taten meine Kommentare mit dem Hinweis ab, dass Arnold eben Arnold sei, und waren nicht im geringsten beleidigt. Bonnie erschien am nächsten Tag an meiner Seite bei einer Pressekonferenz. Statt zuzulassen, dass Angelides immer wieder einzelne Abschnitte veröffentlichte, um die negativen Storys am Köcheln zu halten, veröffentlichte Adam einfach die unredigierte Mitschrift der ganzen zwei Stunden. Die Presse tat uns den Gefallen, »Tapegate«, wie es genannt wurde, sehr knapp abzuhandeln, und wir konnten wieder zum Wahlkampf zurückkehren. Meiner Ansicht nach war Angelides zu negativ. Er kritisierte mich, bot aber nie eine klare alternative Vision, wie die Zukunft Kaliforniens seiner Meinung nach aussehen sollte. Und ohne die konnte er bei den Wählern einfach nicht landen. Für mich war es einfach, überzeugend über die Zukunft zu sprechen. Ich musste nur auf das verweisen, was wir geschafft hatten, seit ich das Amt angetreten hatte.
    Am 7. November wählten mich die Einwohner Kaliforniens zum zweiten Mal zu ihrem Gouverneur. Es war ein Erdrutschsieg mit siebzehn Prozentpunkten Vorsprung vor meinem Rivalen. Und sie bewilligten auch alle Gesetzesvorlagen zu den Anleihen. Mit diesen 42 Milliarden Dollar konnten wir anfangen, den »Goldenen Staat« des 21. Jahrhunderts aufzubauen.

Kapitel 27
    Wer braucht schon Washington?
    Ich war glänzender Laune, als ich Ende Dezember mit Maria und den Kindern nach Sun Valley aufbrach. Nach der harten Arbeit in Sacramento und im Wahlkampf brauchte ich unbedingt eine Pause. Zwei Tage vor Weihnachten waren wir im Skigebiet in der Nähe unseres Hauses unterwegs, wo wir so oft Ski fahren, dass es sogar eine Piste gibt, die »Arnold’s Run« heißt. Ich bin ein guter Skifahrer, und »Arnold’s Run« ist eine schwierige Abfahrt voller Tücken. Mein Bein brach ich mir an jenem Nachmittag aber, das muss ich zugeben, auf einer ganz leichten Piste. Ich fiel schlicht über einen meiner Stöcke. Ich war so langsam, dass die Bindungen nicht aufgingen. Als der

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